Warum die Diplomatie so wichtig für die Europahauptstadt Straßburg ist

Auch, wenn man das als „normal Sterblicher“ nicht immer auf den ersten Blick sieht - in Straßburg findet ein enorm lebendiges diplomatisches Leben statt, das für die Stadt lebensnotwendig ist.

Von rechts nach links - Honorarkonsul Denis Atzenhoffer (Peru), Honorarkonsul Eric Mayer-Schaller (Malta), Frau Atzenhoffer. Foto: EMS / Eurojournalist(e)

(KL) – Jede Wette, Sie wussten nicht, dass am 21. September der maltesische Nationalfeiertag ist – und um ehrlich zu sein, wir wussten es auch nicht. Doch unsere Unwissenheit ändert nichts daran, dass man sich in der Europahauptstadt Straßburg sehr wohl an solchen Terminen trifft und zwar immer dann, wenn in einem der vielen Länder, die in Straßburg konsularisch oder diplomatisch vertreten sind, ein besonderer Anlass ist. Am 21. September war es eben der maltesische Nationalfeiertag, an dem sich die in Straßburg lebende Diplomatenriege traf.

Nicht weniger als 75 diplomatische Vertretungen und Konsulate gibt es in Straßburg, was die internationale Bedeutung und Ausstrahlung der Europahauptstadt deutlich macht. Als zweitwichtigste diplomatische Stadt Frankreichs (nach Paris, natürlich), ist Straßburg aufgrund der Europäischen Institutionen, aber auch aufgrund der Grenznähe zu Deutschland eine ganz wichtige Stadt der Diplomatie. Und das ist gut so, denn diese diplomatische Präsenz sorgt mit dafür, dass die permanenten Angriffe auf Straßburg als Sitz dieser Europäischen Institutionen wie dem Europäischen Parlament oder des Europarats keinen Erfolg haben.

Am Montag gaben sich also die Diplomaten in der Ständigen Vertretung Maltas beim Europarat die Ehre und bei diesen Anlässen steht natürlich das „Networking“ im Vordergrund. Zahllose Projekte und Initiativen wurden bei solchen Gelegenheiten bereits ins Leben gerufen und auch, wenn man als Nicht-Diplomat manchmal etwas verständnislos vor den Exzellenzen und anderen Würdenträgern steht und sich fragt, ob das alles sein muss, die Antwort ist klar: Ja!

Denn Diplomatie funktioniert nur so gut, wie die Diplomaten miteinander vernetzt sind. Gäbe es solche Anlässe nicht, würden alle alleine vor sich hinwurschteln, doch so sorgen die internationalen Vertretungen sowohl für den Kontakt untereinander, als auch für den Kontakt mit den handelnden Akteuren der Stadt. Was letztlich dazu führt, dass alles etwas davon haben.

Aber Malta?, mag der eine oder andere denken, so ein kleines Land… Natürlich ist Malta ein kleines Land, aber gleichzeitig ist der Inselstaat im Mittelmeer ein volles Mitglied der 28 Staaten, welche zusammen die Europäische Union bilden, zum anderen gehört Malta gerade zu den Brennpunkten der Flüchtlingskrise, da die Insel aufgrund ihrer geographischen Lage mitten in den Flüchtlingsströmen des Mittelmeers liegt. Insofern ist es ungeheuer wichtig, was ein Land wie Malta zu der aktuellen Krise zu sagen hat, genauso wichtig wie die Position von Ländern wie Italien, Griechenland oder Zypern.

Dass es bei diplomatischen Anlässen etwas gediegener zugeht – geschenkt. Dass man hier viel Wert auf Etikette legt – geschenkt. Dass manchmal auch ein Büffet etwas zu üppig ausfällt – geschenkt. Wichtig ist, wie auch der maltesische Botschafter und Ständige Vertreter Maltas beim Europarat Joseph Filetti ebenso unterstrich wie der maltesische Honorarkonsul Eric Mayer-Schaller, dass man im Gespräch ist, dass man Positionen auch jenseits der großen Schlagzeilen austauschen kann und dass die Gesprächsfäden nie abreißen.

Straßburg kann sich glücklich schätzen, ein so umfangreiches diplomatisches Corps in der Stadt willkommen zu heißen. Denn am Ende profitieren alle davon und dieses diplomatische Corps weiß umgekehrt, was es an der Europahauptstadt Straßburg hat und zählt damit zu den wichtigsten Säulen bei den Bemühungen, den Sitz der Europäischen Institutionen und vor allem des Parlaments in Straßburg zu zementieren.

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