Warum die Franzosen mit dem Burkini-Verbot Recht haben

Die Diskussionen um den Burkini schlagen in Frankreich weiter hohe Wellen, während die internationale Presse verständnislos grinst. Dabei gibt es zum Grinsen keinen Grund.

Der Burkini ist der Versuch, ein weiteres Stückchen der Gesellschaft mit frauenverachtenden und mittelalterlichen Werten zu besetzen. Foto: Giorgio Montersino / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Nach der Stadtverwaltung von Cannes in Südfrankreich haben nun auch die Städte Sisco (Korsika), Le Touquet (Nord Pas-de-Calais), Villeneuve-Loubet und Mandelieu (Côte d’Azur) das Tragen des Burkini, also des „verschleierten Badeanzugs“ verboten. „Haben die denn keine wichtigeren Themen?“, fragen sich viele internationale Medien und verkennen dabei völlig die Lage in Frankreich. Denn beim Burkini geht es keineswegs um ein Kleidungsstück für den Strand, sondern um eine grundlegende Frage, da der Burkini ein Symbol für die moslemische Kultur und gleichzeitig die Unterdrückung der Frauen ist. Und das muss nicht unbedingt sein.

Wenn in einem Land wie Frankreich um die 8 % der Bevölkerung moslemischen Glaubens sind, wenn gleichzeitig Frankreich wie kein anderes europäisches Land unter islamistischem Terror zu leiden hat, dann ist die Frage der Verschleierung am Strand anders zu betrachten als an der Nordseeküste. Wir leben in laizistischen Gesellschaften, in denen sich Frauen mühsam und Schritt für Schritt Rechte erkämpfen mussten, die ihnen eine patriarchalische Gesellschaft nicht etwa einräumte, sondern die sie sich erstreiten mussten. Insofern ist es nicht hinnehmbar, dass nun eine Bevölkerungsgruppe ihre religiöse Überzeugung bis hinein in den Freizeitbereich trägt – speziell nicht in einem Moment, in dem in Frankreich seit November 2015 der Ausnahmezustand herrscht, das Straßenbild von bewaffneten Militärpatrouillen geprägt und die Angst vor Anschlägen greifbar ist.

Moslemische Frauen sollen sich also in der Sonne am Strand verschleiern, um baden zu dürfen. „Verbietet denen das bloß nicht!“, sagen die Verfechter des Burkini, „sonst dürfen die gar nicht mehr baden gehen!“. Ach ja? Ist das nicht das Eingeständnis, dass die Frauen einer ganzen Bevölkerungsgruppe in archaischen Strukturen leben, in denen ihnen die Männer vorschreiben, was sie tragen, denken und tun dürfen? Und – müssen wir das tolerieren und gut finden?

Selbst an den Stränden moslemischer Länder wie Marokko (wo der Burkini übrigens verboten ist…) kommt es immer häufiger zu Konfrontationen zwischen Fundamentalisten, die am Strand beten und weibliche Badende anpöbeln, deren Fotos im Internet veröffentlichen und sich auch anderweitig drohend aufführen – und diese Entwicklung des religiösen Fundamentalismus sollen wir auch in Europa gutheißen? Eines der großen Probleme unserer Zeit ist die Radikalisierung Jugendlicher. Erst gestern wurde bekannt, dass die Zahl radikalisierter deutscher Jugendlicher, die nach Syrien in den Krieg ziehen, weiter steigt. Ist es da nicht richtig, alles zu unterbinden, was diese Radikalisierung befördert?

Wann werden an französischen Stränden die Frauen in der Minderheit sein, die einen Bikini oder Badeanzug tragen? Wann ist die Angst vor den aggressiven Pöbeleien moslemischer Strand- und Schwimmbadbesucher so groß, dass man radikalisierten Mitbürgern frustriert den Strand überlässt? Sind das Entwicklungen, die man tolerieren oder lieber unterbinden sollte?

In Zeiten, in denen das Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen immer schwieriger wird, in denen die Angst vor Terrorismus groß ist und die Vorstädte der großen Metropolen zu rechtsfreien Räumen geworden sind, in denen Hass und Gewalt gepredigt werden, kann es nicht sein, dass eine Gruppe allen anderen ihre religiösen und zum Teil mittelalterlichen Vorstellungen aufs Auge drückt. Der Burkini ist der exakte Gegenentwurf zur freien und selbstbestimmten europäischen Frau, das Symbol einer archaischen Unterdrückung, der Ausdruck dessen, dass diejenigen Männer, die ihre Frauen zum Tragen dieser unpraktischen Dinger zwingen, Frauen lediglich als Gebärmaschinen und ihr persönliches Eigentum betrachten. In den Ländern, in denen der Islam Staatsdoktrin ist, muss man so etwas tolerieren, bei uns allerdings nicht. Und ist es nicht seltsam, dass ausgerechnet in Ländern, in denen der Islam tatsächlich Staatsdoktrin ist, der Burkini verboten ist?

Es kann nicht sein, dass ausgerechnet die intoleranteste Bevölkerungsgruppe versucht, der Mehrheit ihre mittelalterlichen Wertevorstellungen aufzuoktroyieren – und dabei ist der Burkini der Versuch, wieder ein Stückchen der Gesellschaft für sich zu erobern und zu besetzen. Und genau deswegen ist die Diskussion um den Burkini nicht etwa lächerlich und überflüssig, sondern wichtig. Und die moslemische Community in Frankreich muss endlich begreifen, dass sie in der heutigen Zeit in der Verpflichtung steht, aktiv am Zusammenleben in der Gesellschaft mitzuwirken – und das kann nicht über die Forderung erfolgen, dass sich alle so zu verhalten haben, wie sie es gerne hätte. Das Verbot des Burkini an französischen Stränden ist die Verteidigung gegen den Versuch, schrittweise die Gesellschaft mit Werten aus vergangenen Jahrhunderten zu erobern. Und genau deshalb ist dieses Verbot absolut richtig.

1 Kommentar zu Warum die Franzosen mit dem Burkini-Verbot Recht haben

  1. Der Burkini ist “Ausdruck dessen, dass diejenigen Männer, die ihre Frauen zum Tragen dieser unpraktischen Dinger zwingen, Frauen lediglich als Gebärmaschinen und ihr persönliches Eigentum betrachten” – Ja Kai, genau so ist es: die Männer sind das Problem, nicht die Frauen.
    Während die verschleierte Frau dann zuhause hockt wird ihr Mann sich weiter an den Strand setzen und Bikiniträgerinnen anstarren.
    Ich würde die Frauen den Burkini öffentlich tragen lassen – aber ihrem Mann würde ich so lange Ausgangssprerre geben bis er es schafft Frauen in seinem Blickfeld zu ertragen die nicht verhüllt sind. Solange seine Frau dem Blick anderer Männer verborgen werden muss, müssen seinem Blick alle anderen Frauen entzogen werden. So eine Regelung fänd ich innovativ, gerecht und lösungsorientiert.

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