Warum Schalke 04 schlimmer dran ist als damals Tasmania Berlin

Nur noch ein siegloses Spiel und der große Traditionsverein Schalke 04 stellt den unrühmlichen Rekord von Tasmania Berlin aus der Saison 1965/66 ein, als die Berliner 31 Spiele in Folge sieglos blieben.

Schalke 04 hat die besten Fans, die sich ein Verein wünschen kann. Und diese Fans leiden gerade sehr... Foto: Produnis / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Schalke 04 gehört zu den großen Sympathieträgern der Fußball-Bundesliga. Der Malocher-Verein aus dem Ruhrpott, in den 90er Jahren UEFA-Cup-Sieger, „Meister der Herzen“, befindet sich auf einem rekordverdächtigen Absturz – gewinnen die Schalker auch am kommenden Wochenende nicht gegen die TSG Hoffenheim 1899, dann stellen sie den Negativrekord von Tasmania Berlin aus der Saison 1965/66 ein, als die Hauptstädter 31 Spiele in Folge nicht gewinnen konnten. Nur – im Gegensatz zu den „Millionarios“ aus dem Ruhrpott, hatten die Tasmanen damals eine gute Entschuldigung: Sie hatten ihren Platz in der Bundesliga in der Wundertüte gewonnen.

Rückblick 1965. Hertha BSC Berlin wurde damals die Lizenz für die Bundesliga entzogen und mitten im Kalten Krieg wollte der deutsche Fußball, dass die Hauptstadt wenigstens mit einem Verein in der Bundesliga vertreten sei. Doch das war gar nicht so einfach. Denn der Erste der Regionalliga Berlin, Tennis Borussia Berlin, war in der regulären Aufstiegsrunde an Bayern München und Borussia Mönchengladbach gescheitert, der Zweite, der Spandauer SV winkte ab, und plötzlich bot sich dem Drittplatzierten der Regionalliga, Tasmania Berlin, die einmalige Chance, Bundesligaluft zu schnuppern. Für die Vorbereitung auf die denkwürdige Saison 1965/66 hatten die Tasmanen gerade mal zwei Wochen Zeit und als der Hauptstadtclub dann 31 Spiele hintereinander sieglos blieb, so hatte er eine gute Entschuldigung – das Team hatte eben gerade mal Regionalliga-Niveau, sowohl, was den Kader als auch die Vereinsstrukturen anbelangte.

Dies kann Schalke 04 nicht als Argument anführen – der hochbezahlte Kader, der in dieser Saison bereits unter dem 4. Trainer arbeitet, besitzt durchaus spielerische Qualität, allerdings passt dieser Kader nicht zur Mentalität des Vereins. Dennoch darf und muss man von den Spielern erwarten können, dass diese sich wenigstens für den Erhalt ihres (hoch dotierten) Arbeitsplatzes engagieren. Doch wer das 0:3 vom Samstagabend bei Hertha BSC Berlin sah, dem wird klar, dass Schalke 04 gerade dabei ist, Negativ-Geschichte zu schreiben. Und das, ohne eine Entschuldigung für dieses Totalversagen zu haben.

Im Mittelpunkt der Kritik stehen die Spieler. Und denen fällt nichts mehr ein. Im Gegenteil – Stürmer Mark Uth, immerhin Nationalspieler, forderte lediglich, dass der Verein schleunigst neue Spieler verpflichten solle. Deutlicher kann man nicht sagen, dass man nicht das Niveau hat, selbst in der Bundesliga zu spielen. Und das wiederum bedeutet, dass sich die Schalker Spieler bereits aufgegeben haben.

Wenn man auch wenig Grund hat, Mitleid mit den Spielern zu haben, die auch morgen noch genug Geld verdienen, um dreimal am Tag warm zu essen, so können einem die Fans leidtun, die diesem Verein mit Herzblut verbunden sind. Es gibt wenig Vereine, deren Fans ihr Team mit mehr Hingabe unterstützen als die Schalker. Für die Fans ist diese Situation katastrophal – und die Spieler sollten sich vielleicht dazu durchringen, endlich Leistung zu bringen. Die letzte Chance, den Makel des schlechtesten Bundesliga-Vereins aller Zeiten zu vermeiden, ist am Samstag gegen Hoffenheim, dem ehemaligen Club von Mark Uth. Das wäre dann der richtige Zeitpunkt, nicht nach anderen Spielern zu rufen, sondern selber einmal Leistung zu bringen…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste