Was für eine seltsame Tour de France…

In der Leistungsschau der internationalen Pharmaindustrie, auch Tour de France genannt, steckt einfach zu viel Geld, um sie ausfallen zu lassen. Also startet sie am Samstag in Nizza.

Die Tour de France 2020 wird ganz toll werden. Doch, doch, super! Foto: Florian Pépellin / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Geld setzt sich am Ende doch immer durch. Während praktisch alle Kulturveranstaltungen in Frankreich wegen der Covid-Gefahr abgesagt werden, startet nun die Saison der Veranstaltungen, in denen so viel Geld steckt, dass man sie eben trotz aller Corona-Gefahr stattfinden lässt. Ob die Europa-Messe in Straßburg oder die Tour de France – wenn die Kasse klingelt, ist die Covid-Gefahr plötzlich nicht mehr gegeben.

So rollt nun der Tour-Tross bis zum 20. September durch ganz Frankreich, wobei die Veranstalter stolz ihr Hygiene-Konzept präsentiert haben, das aus drei „Blasen“ besteht, in denen sich Fahrer, Team, Presse, Offizielle so bewegen sollen, dass sie praktisch keinen Kontakt untereinander haben. Aber das ist reine Theorie.

In der Praxis rollen die Fahrer tagelang ohne Abstand nebeneinander her, in der Praxis ist es unmöglich, ein auf Abstand basierendes Konzept bei Millionen Fans am Straßenrand durchzusetzen. Aber das ist egal, Hauptsache, die Fernseh- und Sponsorengelder fließen.

Sportlich gibt es in diesem Jahr einen Favoriten, den Kolumbianer Egan Bernal, der sich auf den fünf Bergankünften amüsieren wird. Zumal die Liste der Fahrer, die nicht an der Tour 2020 teilnehmen, immer länger wird und diejenigen Namen umfasst, die Bernal gefährlich werden könnten. So fehlt der viermalige Toursieger Christopher Froome, Vincente Nibali, Steven Kruiswijk (Dritter im letzten Jahr), der Sprinter Nacer Bouhanni und viele andere.

Seien wir ehrlich – es ist völlig egal, wer die Tour de France 2020 gewinnt. Das einzige Ziel der Veranstalter kann es nur sein, die Tour bis nach Paris zu bringen, ohne dass Covid-Ausbrüche oder Doping-Skandale zum Abbruch des Rennens führen. Aber so weit wird es nicht kommen – es geht um so viel Geld, dass man das Rennen bis zum (bitteren) Ende durchziehen wird.

Respekt für alle Fahrer, die an der Tour de France 2020 nicht teilnehmen. Keine einfache Entscheidung für Sportler, deren Saison-Höhepunkt die Tour de France ist. Doch kann man auch verstehen, dass viele Sportler keine Lust haben, als Versuchskaninchen für Großveranstaltungen herzuhalten. Wir TV-Zuschauer können es diesen Sportlern gleichtun – indem wir auf die TV-Übertragungen dieses seltsamen Spektakels verzichten…

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