Was hat der Hulk als nächstes vor?

Boris Johnson verliert Abstimmung nach Abstimmung und seine „Prorogation“ wurde vom Obersten Gericht als „ungültig und nichtig“ eingestuft. Aber aufgeben will Boris Johnson noch lange nicht.

Der Hulk wird das Vereinte Königreich ebenso wenig retten wie Boris Johnson... Foto: Stiller Beobachter from Ansbach, Germany / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Auf so einen dämlichen Vergleich war noch nicht einmal Donald Trump gekommen und das will etwas heißen. Wie der „Hulk“ wolle er den Brexit am 31. Oktober durchziehen, hatte Boris Johnson angekündigt und offenbar hat sich an seiner Taktik nichts geändert. Was interessieren den Mann schon Demokratie und Gerichtsurteile? Obwohl das britische Parlament nun wieder tagt, scheint sich der britische Premierminister nicht von seiner Linie abbringen zu lassen. Und offenbar tüftelt er weiter an juristischen Taschenspielertricks, um am 31. Oktober Großbritannien aus der EU herauszubrechen. Koste es, was es wolle.

Es hat schon etwas Seltsames, wenn ein Regierungschef vor seinem Parlament steht und dieses brüllend dazu auffordert, ein Misstrauensvotum gegen ihn einzubringen. Sein Problem – ein solches Votum, das den Weg zu den von Boris Johnson dringend gewünschten Neuwahlen eröffnen würde, erfordert auch Stimmen aus der Opposition. Und die scheint nicht gewillt zu sein, ihm diesen Gefallen zu tun. Bevor die Oppositionsparteien für Neuwahlen stimmen würden, wollen sie eine Garantie, dass das Gesetz, das einen vertragslosen Brexit verbietet, auch tatsächlich eingehalten wird. Und eine solche Garantie wird es von Boris Johnson nicht geben.

In der Zwischenzeit geht es im Unterhaus wieder hoch her und Boris Johnson wird nicht müde zu unterstreichen, dass er das Vereinte Königreich am 31. Oktober aus der EU führen wird, komme, was da wolle. Nur – ob er selbst am 31. Oktober noch an der Macht ist, scheint fraglich. Denn im Parlament hat er keine Mehrheit mehr und er ist für alles, was jetzt kommt, auf die Unterstützung der Opposition angewiesen.

Selbst jetzt, vier Wochen vor dem Brexit-Termin, wird man das Gefühl nicht los, als ginge es der britischen Politik nach wie vor nicht um den Brexit, sondern um innenpolitische Machtgeplänkel. Haben die britischen Politiker die Brisanz der Lage etwa immer noch nicht begriffen? Die Uhr tickt erbarmungslos und die völlig verfahrene Situation in Großbritannien lässt keinerlei Spielraum für Spielchen mehr. Und auch der „Hulk“ wird die Briten nicht retten können.

Immerhin, die Fronten klären sich langsam. Boris Johnson will weitermachen, am liebsten gestärkt durch Neuwahlen, während die Opposition seinen Rücktritt fordert. Vermutlich wird es aber weder Neuwahlen noch einen Rücktritt Boris Johnsons geben. Eines ist dem blonden Polit-Clown allerdings sicher – ein Platz in den britischen Geschichtsbüchern. Als der vermutlich durchgeknallteste Premierminister, den die Briten je hatten. Ob man darauf wirklich stolz sein kann?

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