Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette…

… und ein letztes Glas im Steh’n. Was Reinhard May einst besungen hat, soll jetzt in französischen Palliativ-Kliniken eingeführt werde: Eine Weinbar. Sehr französisch.

Wein ist in Frankreich mehr als ein Getränk - Grundnahrungsmittel, Lebensart, Medizin und Seelentröster. Foto: Jorge Poyan / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(PP) – Man sollte Dr. Virginie Guastella ein Denkmal setzen. Ein Denkmal der Menschlichkeit und, klar, wir sind in Frankreich, des guten Geschmacks. Denn Dr. Guastella will in französischen Palliativkliniken etwas einführen, was es bis vor 60 Jahren bereits gab – die freie Weinversorgung für Menschen, die dabei sind zu sterben.

Das gab es nur bis 1957 – in französischen Krankenhäusern wurde auf den richtig ernsten Abteilungen auch Wein zu Essen serviert. Denn Wein gehört in Frankreich zur Essens- und Lebens-Kultur einfach dazu. Zumal es sich um eine Zielgruppe handelt, die vom schädlichen Alkohol im Wein nichts mehr zu befürchten hat. Warum also nicht Sterbenden eine letzte Freude machen?

„Wir wollen das Leben der Patienten etwas humaner gestalten“, Dr. Guastella, die selbst an der Universitätsklinik Clermont arbeitet. „Wir wollen das tägliche Leben etwas angenehmer gestalten und den Patienten die Freude des Schenkens und des Beschenktwerdens bieten.“

Hierzu eröffnet ihr Krankenhaus bereits im September eine Weinbar, in der gut 200 gute Flaschen darauf warten, entkorkt zu werden. Das Beispiel wird Schule machen, denn es gibt keinen Grund, sterbenden Menschen eine letzte Freude zu verweigern. Selbst in Ländern, in denen die Todesstrafe noch angewandt wird, haben Verurteilte ein Anrecht auf ein letztes Glas und eine letzte Zigarette, ein Recht das man seit fast 60 Jahren sterbenden Patienten verweigert.

Entsprechend hoch ist auch die Zustimmung in der Bevölkerung für dieses Projekt. Bei einer Umfrage der Straßburger Kollegen der DNA sprechen sich 94 % der Teilnehmer für dieses Projekt aus, das ziemlich viel mit gesundem Menschenverstand zu tun hat.

Eine Weinbar in der Palliativ-Klinik oder –Station, das ist ein Beispiel, das man problemlos auch auf die europäische Ebene erweitern könnte und sollte. Denn wenn die Kliniken es schaffen, schwer Kranken den Abschied von dieser Welt auch nur ein klein wenig leichter zu machen, dann haben sie bereits enorm viel geschafft.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste