Was ist denn nur im französischen Fußball los?

Frankreichs Fußballer, Männer wie Frauen, gehören seit Jahrzehnten zur absoluten Weltspitze. Das allerdings kann man von den französischen Fußball-Funktionären nicht behaupten.

Ja, was ist denn nur los in den Fussball-Verbänden? Foto: Khaydock / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Es ist schon seltsam, was für Personen in den Fußball-Verbänden unterwegs sind. Offenbar ist es für Verbandsfunktionäre wichtig, im fortgeschrittenen Greisenalter und empfänglich für alle möglichen Zuwendungen zu sein, ohne sich weiter groß um die Belange des Fußballs zu kümmern. Nun ist der längst untragbar gewordene Präsident des französischen Fußballverbands FFF, Noël Le Graët (81 Jahre) unter dem Druck der zahlreichen Vorwürfe gegen ihn zurückgetreten. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass Le Graët aus dem Fußball-Geschehen verschwindet. Im Gegenteil, bei den Vorwürfen, die gegen ihn im Raum stehen, ist er die „perfekte Besetzung“ für den Job als „Botschafter“ des noch übler agierenden FIFA-Chefs Gianni Infantino in Paris. Wieder einmal ein Fall von „Strafbeförderung“. Doch mit Funktionären dieser Art ruiniert sich der Fußball langsam, aber sicher selbst.

Der Fall Noël le Graët beschäftigte sogar eine Regierungskommission unter der Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra, die zu dem Ergebnis kam, dass der Verbandschef nicht länger tragbar sei. Gegen Noël Le Graët wird wegen „moralischem und sexuellem Mobbing“ ermittelt und in den letzten Wochen fiel der Mann vor allem dadurch auf, dass er sich respektlos über die französische National-Ikone Zinedine Zidane äußerte, was ihm sehr übelgenommen wurde.

Während der Verband nun nach Le Graëts Nachfolger sucht, während die Ermittlungen weiterlaufen, muss man sich um den 81jährigen keine Sorgen machen, da dieser lediglich das Pariser Büro wechseln wird. Seinen Job als „Sonderbotschafter“ des FIFA-Chefs Gianni Infantino in Paris wird Le Graët weiterhin behalten und damit auch weiter eine Rolle im internationalen Fußball spielen.

Dabei ist Noël Le Graët kein Einzelfall. Wenn man sich die Zusammensetzung der Gremien im internationalen Fußball anschaut, denkt man an eine Textzeile aus Shakespeares „Julius Caesar“ – „Lasst dicke Männer um mich sein, die nachts gut schlafen“…

Der Fußball, weltweit Sport Nummer 1, hat Besseres verdient als Führungspersönlichkeiten in den Verbänden, denen es augenscheinlich in erster Linie um ihr persönliches Wohlergehen geht. Dabei beschränkt sich das Problem nicht nur auf Frankreich – man denke nur an Leute wie Sepp Blatter, den früheren FIFA-Präsidenten aus der Schweiz, an den fürchterlichen Gianni Infantino, den Freund der Diktatoren, Menschenrechtsverletzer und Kriegsherren, aber auch ein Theo Zwanziger war in Deutschland durchaus auf der Liste der Funktionärs-Greise, die dem Fußball einfach nicht gut tun. Und diese Liste könnte man beliebig fortführen.

An den nationalen und internationalen Verbänden klebt mittlerweile ein Gerüchle, das schwer nach Müllhalde riecht. Es wäre gut, würde man diese Funktionärs-Greise durch Experten ersetzen, die etwas von Fußball verstehen und die in der Lage sind, den Fußball insgesamt aus der Schmuddelecke von Korruption und persönlicher Vorteilsnahme heraus zu holen.

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