Was kostet die Welt?

Die „Cour des Comptes“, das französische Gegenstück zum Bundesrechnungshof, pfeift Emmanuel Macron wegen dessen ausufernder Ausgaben an. Konsequenz – keine.

Zu einer zünftigen Brotzeit gehört bei Macrons eben auch bretonischer Hummer in Hülle und Fülle... Foto: Arnaud 25 / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die Älteren unter unseren Leserinnen und Lesern werden sich daran erinnern, dass Deutschland mal einen Bundespräsidenten namens Christian Wulff hatte, der zurücktreten musste, weil ihm ein Unternehmer aus Hannover ein Wochenende auf dem Oktoberfest mit Übernachtung im „Bayrischen Hof“ spendiert hatte, Wert 700 €. Über so etwas könnte sich Emmanuel Macron nur kaputtlachen – er haut die Millionen aus dem Fenster, wie einst die französischen Könige, deren ausufernde Kosten schwer auf dem Land lasteten. Die „Cour des Comptes“, das französische Gegenstück zum Bundesrechnungshof, hat den Präsidenten nun ermahnt, die ständige Überschreitung des Haushalts des Elysée-Palasts einzudämmen. Das wird Macron natürlich nicht tun und er hat auch keinerlei Konsequenzen zu befürchten. Und sowieso, den Präsidenten für dessen unanständig hohe Ausgaben zu kritisieren, das bewegt sich in Frankreich im Jahr 2024 am Rande zur Majestätsbeleidigung…

Selbst die Formulierung des Berichts des Rechnungshofs ist ein mittlerer Witz. So kann man in diesem Bericht vom 26. Juli lesen, dass der Rechnungshof den Präsidenten „einlädt, seine Anstrengungen zur Begrenzung seiner Ausgaben für Reisen und Empfänge weiterhin zu verfolgen“, was nicht ganz den Realitäten entspricht, denn bislang unternimmt der Präsident keinerlei Anstrengungen, diese Ausgaben zu senken. Im Gegenteil.

So kosteten die Punkte „Reisen und Empfänge“ im Jahr 2023 schlappe 21 Millionen Euro (im Vergleich zu 13,3 Millionen € im Vorjahr) und damit der Herrscher über die Franzosen beim Lesen des Berichts nicht zu ungehalten wird, beeilen sich die Autoren zu erklären, dass diese Steigerung sicherlich an der Inflation liegt.

Vermutlich sind die Preise für den bretonischen Hummer durch die Decke gegangen, was auch den Preis für das Dinner mit dem frisch gekrönten Charles III. erklärt, bei dem es jede Menge Hummer gab und das dann auch mit 475.000 € zu Buche schlug. Aber wenn man schon royale Treffen in königlichen Versailles organisiert, dann heißt es eben „nicht kleckern, sondern klotzen“.

Da war der Empfang für den indischen Regierungschef Narenda Modi geradezu ein Schnäppchen – da das Abendessen nur 412.000 € kostete. Dafür gab es aber vermutlich keinen bretonischen Hummer.

Dass der Haushaltspunkt „Auslandsreisen“ deutlich gestiegen ist, mag daran liegen, dass sich dieser Präsident angewöhnt hat, sich immer dann ins Ausland zu begeben, wenn es in Paris Ärger gibt und da dies seit 2018 praktisch jedes Wochenende der Fall ist, gibt es eben auch sehr viele Auslandsreisen. Der französische Steuerzahler zahlt’s ja.

Konsequenzen muss Emmanuel „Jupiter“ Macron natürlich nicht befürchten. Stattdessen gab es eine Antwort aus dem Präsidentenpalast an den Rechnungshof. „Die Präsidentschaft wird die Anmerkungen des Rechnungshofs berücksichtigen, um ihre Organisation und internen Dienste zu verbessern“, hieß es, was man auch als „schwätzt ihr nur, wir machen ohnehin, was wir wollen“ übersetzen könnte.

Dieser Präsident ist mit seinem Hang zu Luxus und Selbstdarstellung und seinem stark beschädigten Demokratieverständnis völlig aus der Zeit gefallen. Vermutlich denkt er, dass er damit bis 2027 durchkommt, doch wird er damit rechnen müssen, dass es nach der Sommerpause wieder zu heftigen Unruhen im Land kommen wird. Wenn man da an Christian Wulff denkt, dann stellt man fest, dass Dinge wie „Anstand“ im heutigen Politikzirkus wirklich keinen Platz mehr haben.

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