Was nützen die vielen Weltkriegs-Gedenkfeiern?

In diesen Tagen versammeln sich die Mächtigen der Welt und gedenken des Ausbruchs des I. Weltkriegs. Ob sie dabei merken, dass die Welt gerade auf einen Weltkrieg 3.0 zuläuft?

Normalität gibt es in der Ostukraine nicht mehr. Dafür russische Uniformen wie hier in Luhansk. Foto: Qypchak / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Was nützen all die schönen Reden, die wir seit Tagen bei den verschiedensten Gedenkfeiern anlässlich des 100. Jahrestags des Ausbruchs des I. Weltkriegs hören? Da wird gemahnt, beschwört und Grundsätzliches zum Besten gegeben und alle sind sich natürlich einig – so etwas darf es nie wieder geben. Trotzdem arbeiten alle munter daran mit, dass es das doch wieder geben könnte. Genau wie 1914.

Ein Überblick über die aktuellen bewaffneten Konflikte auf der Welt lässt einen schnell zu der Erkenntnis kommen, dass der III. Weltkrieg im Grunde schon begonnen hat. Es wird geschossen, bombardiert und getötet, zu den Opfern gehören nicht nur bewaffnete Kämpfer und Soldaten, sondern auch Zivilisten – all das sind doch Kriterien von Krieg.

Der Nahe Osten ist ein Pulverfass, dessen Lunte schon lange brennt. Zusätzlich zu dem Konflikt in Gaza attackieren nun auch libysche Milizen Ägyptens Westen, nachdem die libysche Regierung völlig die Kontrolle über ihr Land verloren hat. Im Nordirak kämpfen die Fundamentalisten der ISIS gegen Kurden, in Syrien hat man bereits den Überblick darüber verloren, wer da gegen wen kämpft. Nur eines weiß man – es wird geschossen, getötet und gestorben.

Die religiös motivierten Auseinandersetzungen sind tief nach Afrika eingesickert. In Nigeria und den Nachbarstaaten sorgen die Boko Haram für Terror und Schrecken und auch die „Befriedung“ Malis und von Zentralafrika ist mehr als brüchig.

In der Ukraine ist der Krieg inzwischen ausgebrochen. Die Gegend von Donetzk ist zum Schlachtfeld eines immer noch nicht erklärten Kriegs geworden, wobei der Vorwurf, den der Westen zu Recht in Richtung Wladimir Putin erhebt, inzwischen auch umgekehrt stimmt. Ebenso wenig, wie Putin die so genannten „Separatisten“ zurückpfeift, sind die Europäer der ukrainischen Regierung in Kiew in den Arm gefallen, als diese mit ihrer aktuellen Offensive startete. Dass diese Offensive, bei der die ukrainische Armee auch die eigene Zivilbevölkerung tötet und die darauf abzielt, die russischen Kräfte aus dem Donbass zu vertreiben, als Gegenreaktion den Einmarsch der Roten Armee auslösen kann, die geballt an der Grenze steht, scheint Europa nicht weiter zu stören. Dass auf dieser Stufe der Eskalation Wirtschaftssanktionen keine Wirkung mehr entwickeln, ist inzwischen auch klar.

Die Welt steht in Flammen und braucht nun schnelle und mutige Initiativen, um den III. Weltkrieg, der bereits begonnen hat, noch auszutreten, bevor ein Flächenbrand entsteht. Hierzu ist es zwar richtig und wichtig, dass man sich der Schrecken früherer Kriege erinnert, doch muss sich diese Erinnerung auch auf die Mechanismen beziehen, die solche Kriege auslösen und überhaupt erst ermöglichen.

Die Situation 2014 weist viele Parallelen zur Lag 1914 auf. Viele Möglichkeiten für Friedensinitiativen gibt es nicht mehr – denn das Töten läuft bereits auf Hochtouren. Vielleicht schlägt nun die Stunde der kleinen Nationen, die als Vermittler wesentlich glaubwürdiger sind als beispielsweise Deutschland und Frankreich, die als Waffenmeister der kriegsführenden Parteien selbst zu Kriegsparteien geworden sind.

Über den Frieden als die wichtigste Errungenschaft Europas zu sprechen, das ist eine Sache. Aktiv für den Frieden zu arbeiten, ist eine andere. Aber das muss jetzt warten – die Staats- und Regierungschefs machen jetzt erst einmal Sommerferien. Währenddessen gehen das Töten und das Sterben weiter.

1 Kommentar zu Was nützen die vielen Weltkriegs-Gedenkfeiern?

  1. Yveline MOEGLEN // 7. August 2014 um 22:36 // Antworten

    Les discours « de bonne conscience par des bonnes paroles et des promesses intenables »… sont essentiellement des communications politiques …. !!!
    Cette 3 eme guerre mondiale …( en considérant les conflits actuels)…. est très différente des précédentes … les diplomates sont là pour une gestion approximative des conflits de telle sorte que ça n’explose pas « trop » …comme cela s’était passé … il y a plus d’un demi siècle…
    La confusion entre „religions“ et „politiques“ est réelle et floute totalement tous les débats explicatifs aux conflits… !
    Malheureusement … les guerres et les conflits armés existent car il y a intérêt à ce qu’ils existent… si non ….. A qui vendrait-on nos armes ???????

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