Was plant Wladimir Putin in Belarus?

Wladimir Putin hat seinen Adlatus Lukaschenko in Belarus besucht. Die Drohung eines Angriffs auf Kiew von Belarus aus konkretisiert sich immer mehr.

Putin und seine Marionette Lukaschenko hecken nichts Gutes aus... Foto: Kremlin.ru / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Die Lage in der Ukraine hat sich festgefahren. Die russische Armee hat nicht die Kraft, ihre Positionen in der Ostukraine auszubauen und zu sichern, der ukrainischen Armee fehlen die Ressourcen, den russischen Aggressor aus der Ostukraine und der Krim vertreiben zu können. Dabei ist die Infrastruktur der Ukraine auf Jahre hinaus zerstört. Doch beim Status Quo wird es nicht bleiben. Wladimir Putin hat seinen Blick auf die Hauptstadt Kiew gerichtet.

Natürlich „bittet“ Putin seinen belarussischen Kollegen nicht um Hilfe, er ordnet sie an. Nachdem Belarus und Russlaand dieses Jahr ein Abkommen über eine privilegierte Zusammenarbeit in 27 Punkten unterzeichnet haben, steht die belarussische Armee faktisch unter russischem Kommando. Und hier zeichnet sich eine neue Gefahr ab – ein massiver Angriff auf Kiew und die ukrainischen Führungsstrukturen wird immer wahrscheinlicher.

Im Osten der Ukraine dürfte sich Putin fürs erste mit den sogenannten „Volksrepubliken“ Donetzk und Luhansk, sowie rund um das AKW Saporijtja zufriedengeben, denn aus diesen Regionen ist die russische Armee nach Stand der Dinge nicht zu vertreiben. Gefährlich ist die Lage auch in Transnistrien, der abstrünnigen pro-russischen Republik im Nord-Osten der Republik Moldau, denn Transnistrien bietet sich für einen schnellen „Erfolg“ an.

Allerdings wird man die Lage auch anhand der Möglichkeiten der russischen Armee beurteilen müssen, und diese Möglichkeiten hatte der Kreml stark überschätzt. Nach den Plänen Putins sähe die Lage in der Ukraine heute anders aus, doch hatte er weder mit dem verbissenen Widerstand der Ukrainer, noch mit der massiven Unterstützung des Westens gerechnet, nachdem beides 2014 bei der Annektierung der Krim nicht stattfand.

Auch die NATO und die EU müssen ernsthaft über eine Strategie nachdenken. Denn die Bedrohung des Baltikums, Polens oder gar der EU ist rein theoretischer Natur – Putin verfügt nicht über die militärischen Möglichkeiten für solche Angriffe. Dies sollte bei den Überlegungen eine größere Rolle spielen als das Geschwätz von „europäischen Werten“, die in der Ukraine entscheidend verteidigt werden. Denn die Frage lautet im Winter 2022/23 nicht, was Putin will, sondern was Putin kann. Dass er keinen Angriff auf NATO-Territorium wagen kann, liegt auf der Hand. Dementsprechend sollte man nun überlegen, die man der durchaus geschwächten Atommacht Russland nun begegnet, statt weiter blind Geld und Waffen in die Ukraine zu pumpen, die von der Situation verständlicherweise überfordert ist und wo leider immer noch eine derart tief verwurzelte Korruption herrscht, dass Gelder im Nirwana versickern und gelieferte Waffen bereits bei mafiösen Strukturen in Drittländern auftauchen.

Der III. Weltkrieg hat längst begonnen und der Westen muss sich entscheiden, wie er vorgehen will. Allzu viele Optionen gibt es nicht. Zum einen kann der Westen versuchen, den Rest der Welt zur Isolierung Russlands aufzufordern, doch das hat bislang bereits nicht geklappt. Man kann so weitermachen wie bisher und dieser Krieg wird Jahre dauern und die Ukraine als Trümmerfeld hinterlassen. Oder man entschließt sich, Russland anzugreifen. Allerdings steht in den Sternen, wie ein angegriffener Putin reagiert – wird er den roten Knopf drücken?

Man sollte aufhören, Belarus als eigentständigen Staat zu betrachten. Lukaschenko ist nur eine willfährige Marionette von Putin und er wird genau das tun, was Putin von ihm verlangt. Die geographische Nähe von der belarussischen Grenze bis zur Hauptstadt Kiew ist für den Kriegsherren Putin verlockend. Zumal er dort belarussische Truppen verheizen könnte.

So oder so, der Westen muss konstruktive Positionen erarbeiten und endlich aufhören, sich auf dümmliche Propaganda-Sprüche zu beschränken. Wir brauchen eine Strategie, die auf konkreten Tatsachen beruht und kein Kriegsgeheuel, bei dem man sich die Welt so hinbiegt, wie man hofft, dass sie ist. Denn während sich der Westen in die eigene Tasche lügt, bereitet Putin seine nächsten Schläge vor. Und auf die sollte man besser vorbereitet sein.

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