Was soll das Gerede von einem „Diktatfrieden“?
In der Geschichte der Menschheit ist jeder Krieg mit einem „Diktatfrieden“ beendet worden. Diesen diktieren die Sieger und die Verlierer müssen sich damit arrangieren. Das ist leider so.

(KL) – Wenn man die Mächtigen der Welt hört, dann könnte man das Gefühl bekommen, dass sie kaum Ambitionen haben, den Ukraine-Krieg zu beenden, trotz aller gegenteiligen Bekundungen. So wehrt sich der Westen weiterhin gegen einen „Diktatfrieden“ und scheint sich selbst einzureden, dass so ein Krieg wie ein Fußballspiel mit einer Art Unentschieden enden kann, woraufhin man sich zusammensetzt und einen „gerechten Frieden“ aushandelt. Nur – seit Beginn der Menschheit hat es so etwas nicht gegeben, Kriege enden leider immer mit Gewinnern und Verlierern. Und noch nie haben die Verlierer die Bedingungen für einen Frieden festgelegt, sondern immer nur die Gewinner. Die Vorstellung, dass es in der Ukraine anders ablaufen würde, ist reines westliches Wunschdenken.
Durch den galoppierenden „Trumpismus“ ist die Ukraine massiv unter Druck geraten. Wie chaotisch es heute in Kiew und den westlichen Hauptstädten zugeht, erkennt man unter anderem daran, dass sich mehrmals pro Woche die Stellungnahmen zu einer europäischen Teilnahme an eventuellen Verhandlungen ändern. Mal will Selenskyi nichts von europäischen Sicherheits-Garantien wissen, dann will er die Europäer wieder unbedingt dabei haben, weil er merkt, dass er bei einem Wegfall der amerikanischen Hilfen ansonsten alleine dastünde. Mal wollen die Amerikaner keinesfalls die Europäer mit am Verhandlungstisch sitzen haben, dann wieder wollen sie die Europäer unbedingt dabei haben. Chaos, wo man hinschaut, und Slogans, dass sich die Balken biegen. Wenn man Selenskyi von seinen „Erfolgen“ in diesem Krieg reden hört, könnte man sich sogar die Frage stellen, warum er überhaupt westliche Hilfe braucht, wenn er so stark ist, dass er die Russen notfalls auch alleine besiegen kann. Ein Blick auf die Karte und den Frontverlauf verrät allerdings, dass sich Selenskyi besser schnell auf Verhandlungen einlässt, bevor Russland die Ukraine komplett übernimmt.
Das Beharren auf einen „gerechten Frieden“, den es weder gibt, noch je gegeben hat, legt die Vermutung nahe, dass es die Mächtigen der Welt gar nicht so eilig haben, diesen furchtbaren Krieg zu beenden, der bereits seit geraumer Zeit ein erstklassiges Geschäftsmodell für viele Unternehmen, aber auch Politiker geworden ist. So lange das Töten und Sterben weitergeht, verkaufen die großen Rüstungsexporteure USA, China, Frankreich und Deutschland Unmengen Waffen, die Rüstungsunternehmen verbuchen Milliardenaufträge und bauen munter neue Fabriken für weiteres Kriegsmaterial und da so viele Entscheidungsträger, wie in jedem großen Krieg, prächtig mitverdienen, ist die Motivation diesen Krieg zu beenden, nicht gerade umwerfend.
Die Amerikaner wollen im Gegenzug für weitere Hilfe Zugang zu den Seltenen Erden aus der Ukraine haben und einen „Deal“ machen. Wenigstens schwadronieren die Amerikaner nicht davon, dass in der Ukraine die Demokratie, die Freiheit und europäische Werte verteidigt werden, sondern stehen dazu, dass Krieg ein Business ist und sie machen keinen Hehl daraus, dass sie an diesem Krieg möglichst viel verdienen wollen, ohne sich allerdings allzusehr zu engagieren.
Selenskyi, der momentan mehrmals pro Woche seine Grundsätze ändert und zeigt, dass er die Situation nur noch sehr begrenzt im Griff hat, koppelt eine Forderung nach der anderen an eine eventuelle Bereitschaft zum Verhandeln. Fast könnte man meinen, dass die Ukraine 20 % des russischen Territoriums kontrolliert und dass sie Russland einen riesigen Gefallen täte, würde man sich endlich zu Verhandlungen bequemen. Dabei war die Ukraine noch nie gefährdeter als heute, doch wirkt es so, als würde Selenskyi inzwischen seine eigenen Propaganda-Sprüche glauben und die Lage nicht unbedingt realistisch einschätzen.
Nun wird man in den kommenden Tagen sehen, wie sich die USA, China und Russland verhalten, ob es tatsächlich zu Verhandlungen kommen wird und wer an diesen teilnimmt. Um den Weg hin zum Frieden zu öffnen, wäre es allerdings hilfreich, würden alle Kriegsparteien einen möglichst realistischen Blick auf die Lage werfen und aufhören, von traumtänzerischen Konzepten wie einem „gerechten Frieden“ zu sprechen. Denn so sehr man einen solchen der Ukraine auch wünschen würde – es gibt so etwas nicht.
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