Was will Indien nur mit 36 französischen Rafale-Kampfflugzeugen?
Das war ein schöner Ausflug für den französischen Präsidenten François Hollande nach Indien. Denn bei seinem Besuch konnte er gleich eine Bestellung für 36 Kampfflugzeuge als Mitbringsel nach Hause bringen.
(KL) – Da dachten wir immer, Indien wäre ein armes Land. Dass in dem Land mit fast 1,3 Milliarden Einwohnern zahlreiche Menschen unter bitterer Armut, ja, unter Hunger leiden, aber offenbar geht es Indien ziemlich gut. Denn immerhin kann sich Indien jetzt 36 hochmoderne französische Kampfjets des Typs „Rafale“ leisten, die der Waffengroßhändler Dassault gerne liefern wird. Und das ist wirtschaftlich mal wieder so richtig schlau gedacht – denn zwischen Indien und Pakistan ist der ganz große Konflikt zur Zeit fast eingeschlafen, außer gelegentlichen Grenzschiessereien passiert dort gerade überhaupt nichts, was europäische Waffenverkäufe in diese Region sinnvoll erscheinen ließe. Und das gilt es natürlich zu ändern, denn die Waffenindustrie gehört zu den europäischen Schlüsselindustrien, in denen man auch kurzfristig Arbeitsplätze schaffen kann – doch dafür braucht es Kriege, Kriege und nochmal Kriege. Wofür man dann auch gerne moderne Waffensysteme in Länder verkauft, die eigentlich alles brauchen – bis auf Kriege.
Schon in den nächsten Tagen, erklärte ein sichtlich zufriedener Präsident Hollande in Indien, wolle man die finanziellen Details geregelt haben, damit „Frankreich [die Flugzeuge] einem großen Land wie Indien zur Verfügung stellen kann.“ Abgesehen davon, dass dies Schleimen auf höchstem Niveau ist, sei die Frage gestattet, wofür oder vielmehr, gegen wen Indien diese Kampfjets einsetzen will? Da fällt einem auf Anhieb eigentlich nur Pakistan ein, denn mit dem Nachbarn gibt es seit jeher Grenzstreitigkeiten, die immer wieder aufflackern. Da der indische Subkontinent auf der anderen Seite an Bangladesh und Myanmar grenzt und kaum vorstellbar ist, dass Indien seine neuen Kampfjets gegen die blitzarmen Nachbarländer fliegen lassen will, da im Norden nur noch die unwirtliche Himalaja-Region eine Grenze darstellt, bleibt eigentlich nur noch Pakistan.
Die Logik will nun, dass entweder Angela Merkel oder Frank-Walter Steinmeier flugs nach Pakistan jetten und der dortigen Regierung deutsche Flugzeuge oder Panzer andienen. Immerhin gibt es ja nun eine neue Bedrohung durch Indien und dessen neue „Rafale-Kampfjets“. Pakistan ist zwar auch ein armes Land, geschüttelt von Terrorismus, Fundamentalismus und politischer Instabilität, aber das sollte uns nicht davon abhalten, Pakistan jetzt jede Menge Waffen zu verkaufen. Die brauchen sie ja, um sich wirksam gegen die indisch-französischen Kampfjets wehren zu können. Das Schönste daran ist, dass ein solcher, neu aufflackernder Konflikt zwischen Indien und Pakistan bei uns Arbeitsplätze schaffen wird, weit genug von uns entfernt stattfindet, als dass er uns stören könnte und die Menschen, die vor diesem Konflikt flüchten werden, können es kaum bis Deutschland oder Frankreich schaffen, dafür bezahlen wir ja schließlich den türkischen Präsidenten Erdogan. Ganz schön clever.
Das fanden dann auch der indische Premierminister Narendra Modi und der französische Waffenbauer Dassault Aviation. Indien ist zufrieden und Dassault auch – man gibt sich auf beiden Seiten überzeugt, dass man die Verträge innerhalb von 4 Wochen unterschriftsreif haben wird. Prima, dann kann’s ja losgehen!
So lange Waffendealer wie Dassault, Rheinmetall, Lockheed Martin und wie sie alle heißen, mit Herstellung und Vertrieb von Tötungsgeräten Geld verdienen, ihren Aktionären gute Dividenden zahlen und für die Politik Arbeitsplätze sichern und schaffen, so lange werden die weltweiten Gemetzel kein Ende haben. Dass sich die Politik dabei zum schieren Außendienstmitarbeiter der Waffenhändler dieser Welt degradieren und sich für diese Peinlichkeit dann sogar feiern lässt, das ist dann der Gipfel des Zynismus. Wer die Kriege der Welt durch Waffenverkäufe befeuert, sollte hinterher keine Krokodilstränen vergießen, wenn mit diesen Waffen Menschen getötet werden. Denn genau hierfür werden diese Waffen produziert. Und für nichts anderes.
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