Wenig internationale Begeisterung für Selenkyis „Siegesplan“
Nachdem der ukrainische Präsident Selenskyi seinen „Siegesplan“ vorgestellt hat, verspüren die westlichen Partner offenbar wenig Lust, Selenskyi in den III. Weltkrieg zu folgen.

(KL) – Der „Siegesplan“ von Wolodomyr Selenskyi, der nun wenigestens in Teilen auf dem Tisch liegt, ist nichts anderes als das „Angebot“ an den Westen und insbesondere die NATO, den Krieg gegen Russland im Rahmen des III. Weltkriegs zu gewinnen. Denn trotz aller Siegesparolen zeigt der Blick auf den Frontverlauf, dass die Ukraine sehr konkret Gefahr läuft, diesen Krieg zu verlieren. Dementsprechend fielen die Reaktionen im Westen auf den „Siegesplan“ aus.
Selbst die ukrainische Opposition sparte nicht mit Kritik an diesem „Siegesplan“, der den Westen auffordert, selbst in den Krieg gegen Russland einzusteigen. Die Kommentare reichten von „unrealistisch“ bis „Traumtänzerei“, und das ist dramatisch, weil Selenskyi mit seinen Forderungen offenbar bereit ist, das ukrainische Volk und das ganze Land zu opfern. Was der ukrainischen Opposition auffiel, war dass der „Siegesplan“ jede Menge Forderungen an den Westen beinhaltet, aber eigentlich keine besonderen Verpflichtungen für die Ukraine aufzeigt.
Die von Selenskyi geforderte „bedingungslose Einladung“ zur sofortigen NATO-Mitgliedschaft wird es nicht geben, denn der Westen verspürt wenig Lust auf den III. Weltkrieg, in den Selenskyi die Welt führen will. Zum einen darf die NATO die Ukraine gar nicht aufnehmen, da Staaten im Kriegszustand nicht aufgenommen werden dürfen, zum anderen haben weder die USA noch andere Länder tatsächlich Lust auf diesen III. Weltkrieg.
Die Forderungen Selenskyis gehen in der Tat nur in diese eine Richtung. Auch die zweite seiner Forderungen, nämlich dass die westlichen Partner anfangen, aus Russland abgefeuerte Raketen von ihren Ländern aus selbst abzuschießen, wird sich nicht realisieren, denn ähnlich wie die „bedingungslose Einladung“ in die NATO würde das bedeuten, dass diejenigen Länder, die dieser Forderung nachkommen, ab dem Zeitpunkt im direkten Krieg mit Russland stehen.
Selenskyi fordert ebenfalls, dass er endlich Langstreckenraketen auf tief in Russland befindliche Ziele feuern darf, „um den Krieg nach Russland hineinzutragen“. Das Ganze mit der völlig unrealistischen Ankündigung, dass er dann „2025 Russland zum gerechten Frieden zwingen“ kann. Wenn man überlegt, was die Hunderten Milliarden Euro und Waffenlieferungen bisher tatsächlich gebracht haben, wird schnell deutlich, dass die Ukraine diesen Krieg nicht gewinnen kann, denn dieser „Siegesplan“ setzt voraus, dass Russland reaktionslos Däumchen dreht, während Selenskyi versucht, den Krieg tief nach Russland hineinzutragen. Doch das wird nicht passieren und Putin wird in diesem Krieg alles mobilisieren, was er für nötig hält, um seinen völkerrechtswidrigen Krieg zu gewinnen.
Erstaunlich ist aber in erster Linie, dass der Westen Selenskyi völlig kritik- und ideenlos in diesen III. Weltkrieg hinterher stolpert und bislang alles tut, was Selenskyi fordert. Jedes Gipfeltreffen, jede Konferenz, jede internationale politische Sitzung ist inzwischen eine „Geberkonferenz“, da sich der Westen nicht einmal traut, sich auch nur einmal ohne Selenskyi zu treffen, um zu überlegen, wie man beide Kriegsparteien an den Verhandlungstisch bekommt.
„Gerechten Frieden“ als Ergebnis eines Kriegs hat es noch nie gegeben und wird es auch nicht geben. Ebenso wenig wie Hitler-Deutschland den Alliierten die Bedingungen für den Frieden diktieren konnte, ebenso wenig wie Japan nach den Atombomben den Amerikanern einen „gerechten Frieden“ diktieren konnte, wird auch eine geschlagene Ukraine Russland nicht die Bedingungen für das Ende des Tötens diktieren können.
Dieser „Siegesplan“ ist eine einzige Ernüchterung und zeigt, dass sich die Welt immer weiter vom „Frieden“ entfernt, einem Konzept, dass bei den Mächtigen der Welt überhaupt keinen Stellenwert mehr hat. Wie man nächstes Jahr die 80 Jahre der Beendigung des II. Weltkriegs begehen will, ist schleierhaft. Denn mit Sätzen wie „Nie wieder so etwas“ braucht nächstes Jahr niemand anzutreten.
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