Wenn alle am gleichen Strang ziehen…

Ein Abiturient aus Paris hat eine abenteuerliche Fahrt hingelegt, um an seinen Prüfungen teilzunehmen. Und alle haben mitgeholfen – die SNCF, ein Taxifahrer und sogar die Gendarmerie!

Dein Freund und Helfer? Nicht immer, aber wenn, dann richtig! Foto: Arnaud Lambert / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Es war der 29. Juni. Ein Abiturient aus Paris musste zu seinen Prüfungen mit dem Zug nach Reims fahren, doch war er derartig in seine Prüfungsunterlagen vertieft, dass er den Ausstieg am Bahnhof Reims verpasste und bis zur nächsten Haltestelle im Zug bleiben musste – und der nächste Halt des TGV war in Nancy, weit, weit von Reims entfernt.

In seiner Verzweiflung sprach der Abiturient einen Mitarbeiter der SNCF am Bahnhof an und dieser löste eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Ruckzuck stellte ihm die SNCF einen Taxi-Gutschein über 450 € aus (immerhin trennen rund 240 Kilometer die beiden Städte) und ein Taxifahrer aus Nancy übernahm „den Fall“.

Doch die Zeit drängte und der Prüfungstermin rückte immer näher. Der Taxifahrer warf alle Bedenken und kurzzeitig den Respekt vor der Straßenverkehrsordnung über Bord und gab Gas. Richtig Gas. „Ich beschloss, über die Landstraße und Bar-le-Duc zu fahren, wo es eine Schnellstraße gibt, die allerdings auf 80 km/h beschränkt ist“, erklärte der Taxifahrer. „Es war mir klar, dass ich gerade jede Menge Verstöße beging, aber ich stellte mir vor, dass mein eigener Sohn zu so einer wichtigen Prüfung müsste und habe das Gaspedal durchgedrückt!“

Doch wurde die Gendarmerie auf den Rennwagen aufmerksam und stoppte ihn. Was folgte, war nicht etwa ein Strafzettel, sondern der Wechsel des Fahrzeugs – die Gendarmen übernahmen den jungen Mann und rasten mit ihm zu seiner Prüfung. Großartig – die Gendarmen verzichteten nicht nur auf einen Strafzettel für den Taxifahrer (der aufgrund der hohen Geschwindigkeit vermutlich seinen Führerschein verloren hätte), sondern riefen ihn wenig später an, um ihm mitzuteilen, dass der junge Mann rechtzeitig zur Prüfung in Reims angekommen sei.

Diese einmalige Kette der Solidarität ist bemerkenswert. Schade nur, dass der junge Mann es versäumte, sich bei seinen „Rettern“ zu bedanken und ihnen wenigstens mitzuteilen, ob seine Prüfung gut verlaufen ist. Aber Hut ab vor so viel Zivilcourage – bei der SNCF, bei diesem Taxifahrer und bei der Gendarmerie. In düsteren Zeiten tut es gut, so viel Menschlichkeit auf einmal zu sehen!

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