Wenn alte Herren Angst vor jungen Frauen haben…

Die Spitzenkandidatin der Grünen Annalena Baerbock wird zur Zielscheibe dämlichster Angriffe in den sozialen Netzwerken. So ist das, wenn man keine Argumente hat...

Wenn alte Herren keine Argumente gegen junge Frauen haben, dann treten sie eben unterhalb der Gürtellinie... Foto: Stephan Röhl / Heinrich-Böll-Stiftung / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.0

(KL) – Die Alte-Herren-Riege der CDUSPD ist nervös. Dabei hatte niemand die beiden früheren Volksparteien gezwungen, zwei Buchhalter-Typen kurz vor dem Rentenalter als Kandidaten für die Bundestagswahl im September aufzustellen. In diesem Bild ewiggestriger Krawattenträger stört Annalena Baerbock natürlich. Und was die Herren des Wettbewerbs ganz besonders stört, ist dass die grüne Kandidatin keine Angriffsflächen bietet. Also erfindet man diese eben. Aber ob so durchsichtige Hetzkampagnen wirklich bei den Wählerinnen und Wählern verfangen?

Annalena Baerbock hat ihre Diplomarbeiten selbst geschrieben. Sie steht mit beiden Beinen im Leben, kümmert sich um ihre beiden Kinder und ist eben als „Skandalnudel“ nicht geeignet. Da fällt der Konkurrenz nichts anderes ein, als falsche Zitate in den sozialen Netzwerken zirkulieren zu lassen, als falsche Nacktbilder zu verbreiten und alles zu versuchen, die grüne Kandidatin als Person zu diskreditieren. Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen. CDU/CSU und SPD hatten die Möglichkeit, frische Kandidaten und Kandidatinnen auszuwählen, statt die alten Apparatschiks gegen den ausdrücklichen Willen ihrer Parteibasis aufzustellen. Dann hätten die Parteien einen „ordentlichen“ Wahlkampf führen können, statt nun zu versuchen, Annalena Baerbock auf BILD-Niveau mit Falschmeldungen zu diskreditieren.

Die völlig haltlosen Angriffe auf die grüne Kandidatin zeigen, warum die früheren Volksparteien immer mehr Boden verlieren. In Zeiten, in denen es Lösungen, neue und pragmatische Ansätze braucht, führen diese alten Parteiapparate ihre „Personality Shows“ weiter und sind mehr mit sich selbst als mit den Problemen unserer Zeit beschäftigt. Doch wer als wichtigstes Ziel hat, seine internen Seilschaften zu pflegen, der darf sich nicht wundern, dass die Wählerschaft dies nicht honoriert.

Die Zeit alter Machtgefüge geht zuende. Wie „Macht“ funktioniert, das konnte man zuletzt daran erkennen, wie sich verschiedene Abgeordnete der CDU/CSU an den Bestellungen von Gesichtsmasken bereichert haben. Nur – heutzutage fliegen solche „Amigo-Netzwerke“ schnell auf und zeigen, was die früheren Volksparteien unter dem Konzept „Macht“ verstehen. Nämlich das, was schon die Statthalter des alten Roms in den eroberten Provinzen veranstalteten: persönliche Bereicherung, so lange das Mandat lief. Und ab und zu eine kleine Abgabe an Rom. Aber wir schreiben das Jahr 2021 und diese uralte „Wir hier oben, ihr da unten“-Mentalität greift nicht mehr.

Dabei lautet die Frage gar nicht, ob man nun Annalena Baerbock und die Grünen unterstützt oder nicht. Solche Wahlkampfangriffe kennt man ansonsten eigentlich eher aus den USA und aus Russland. Die Strategie, politische Gegner persönlich durch falsche Anschuldigungen zu diskreditieren, ist auch ein Auslaufmodell. „Irgendwas bleibt schon hängen“ ist eine Vorgehensweise, die lediglich zeigt, dass den Autoren nichts einfällt, womit sie die Wähler von ihren eigenen Qualitäten überzeugen können.

Nun bleibt zu hoffen, dass diese Wählerschaft nicht so dumm ist, auf die Hetze der alten Herren einzugehen. Und je mehr Annalena Baerbock solchen Angriffen unter der Gürtellinie ausgesetzt ist, desto sympathischer wird sie. Denn offenbar gibt es nichts, was ihr die alten Herren wirklich vorwerfen können. Diese Integrität wäre alleine schon ein Grund, die Kandidatin Baerbock zu wählen, denn offenbar hat sie diese Integrität ihren Wettbewerbern voraus…

1 Kommentar zu Wenn alte Herren Angst vor jungen Frauen haben…

  1. Eine Bitte Herr Littmann: Es scheint sich herauszukristallisieren, dass die “Annalena-Hetze” in den “Sozialen Medien” nicht den Altherren-Buchhaltern der etablierten Volksparteien zuzuschreiben ist, sondern tatsächlich anderen, weiter an den Rändern stehenden, ausländischen Gruppen.

    Ansonsten gebe ich Ihnen recht. Man reibt sich verwundert die Augen, wie wenig Charisma und Programm die etablierten Volksparteien dem Wähler gegenüber aufbieten. Eigentlich eine glatte Unverschämtheit. Es kommt wie es kommen wird, siehe Baden-Württemberg. Und es hat sogar Erfolg.

    Und, ja, solange wir keine Geschwindigkeitsbegrenzung auf de Autobahn haben werden, kann es uns allen recht sein :-)

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