Wenn der Ausländer kein Fremder ist…

Der Rat der Ausländischen BürgerInnen (CRE) und die Stadt Straßburg haben eine Veranstaltungsreihe gestartet, an deren Ende ein Weißbuch für ein interkulturelles Zusammenleben entstehen wird.

BürgerInnen, die im Empfangssaal der Stadt Strassburg diskutieren - ein schönes Bild! Foto: Magali Metzger

(KL) – Was für ein wunderschönes Bild! Am Samstag verwandelte sich der Empfangssaal des Straßburger Hôtel de Ville in einen Raum, in dem die Bürgerinnen und Bürger gemeinsam darüber nachdachten, wie das Zusammenleben in der Stadt verbessert werden kann. Eine von der Vize-Präsidentin der Eurometropole Straßburg und dem Rat der Ausländischen BürgerInnen (CRE) initiierte Veranstaltungsreihe soll 2019 zu einem Weißbuch für ein besseres interkulturelles Miteinander führen. Bereits bei der ersten Veranstaltung dieser Reihe wurde klar, dass das Engagement aller Beteiligten sehr hoch ist und dass ein interkulturelles Zusammenleben Anstrengungen auf allen Seiten erfordert.

Irena Guidikova vom Europarat berichtete von grossartigen Projekten im Rahmen einer vom Europarat initiierten Arbeitsgruppe, die inzwischen 126 Städte auf der ganzen Welt umfasst und die untereinander „Best Practice“ für ein besseres Zusammenleben austauschen. Die ermutigenden Beispiele zeigen, dass dieses interkulturelle Zusammenleben möglich ist, doch herrschte auch Einigkeit, dass der Aufbau solcher Strukturen und das Erarbeiten entsprechender Projekte eine Art Wettlauf gegen den dumpfen Neonationalismus ist, der gerade wohl die größte Gefahr für ein friedliches Miteinander in der Gesellschaft darstellt.

Bei der lebhaften Podiumsdiskussion mit Halima Meneceur, Angelita Martins und Joseph Correa, drei ausländischen BürgerInnen, die in Straßburg leben, wurde schnell deutlich, dass die Sprache eine wichtige Rolle im Zusammenleben spielt. So sind Begriffe wie „Fremder“ oder „Integration“ vor allem der Ausdruck des Andersseins, eine sprachliche Trennlinie zwischen „denen“ und „uns“. Doch wenn man genauer hinschaut, dann sind wir alle gleichzeitig „die“ und „wir“ – weswegen man auf genau diese Begriffe achten sollte.

Nach der hoch interessanten Diskussion, bei der die drei Podiumsteilnehmer aufzeigten, wie man am gesellschaftlichen Leben der Stadt teilhaben und dieses sogar mit prägen kann, erarbeiteten vier Workshops die Hauptthemen, die bei den nächsten Veranstaltungen vertieft werden. So wird beispielsweise angeregt, eine zentrale Anlaufstelle für Neuankömmlinge in der Stadt einzurichten, die auf alle erforderlichen Angebote verweisen könnte. Ein anderes Beispiel, das bereits in mehreren Städten zu Anwendung kommt, ist die Einstellung von Polizisten mit Migrationshintergrund, die als Ansprechpartner und ordnendes Element in den „Problemvierteln“ zum Einsatz kommen sollen. Und, ganz wichtig, der Aspekt „Kultur“ wurde von allen Diskutanten angesprochen. Kultur, das ist ein Element, das es den Menschen ermöglicht sich kennenzulernen und da vor allem die Unkenntnis des „anderen“ ein Auslöser von Angst und irrationalen Haltungen ist, sollte auch dieser Bereich des kulturellen Austauschs ausgebaut werden. Interessant, dass alle Diskutanten selbst in kulturellen Projekten engagiert sind.

Man darf auf die nächsten Veranstaltungen und vor allem das 2019 erscheinende Weißbuch gespannt sein – denn im CRE und bei den Ansprechpartnern der Stadt ist große Sachkenntnis und Bereitschaft vorhanden, sich dafür zu engagieren, dass keine Parallelgesellschaften entstehen, sondern jeder in der Stadt ein würdiges und friedliches Leben führen kann. Beispielhaft!

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