Wenn der Front National mit Russland schmust…

Der rechtsextreme Front National hat bei einer russischen Bank einen Kredit über 9 Millionen Euro aufgenommen. Um seine nächsten Wahlkämpfe zu finanzieren.

Wie und mit welchen Mitteln sie an die Macht kommt, ist Marine Le Pen herzlich egal. Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Dass wir ins seltsamen, unruhigen Zeiten leben, das ist jedem klar. Doch was für erstaunliche Koalitionen diese Zeiten mit sich bringen, das erkennt man daran, dass die Rechtsextremen des französischen Front National auf finanzieller Ebene mit Russland kooperieren. Oder wird umgekehrt ein Stiefel draus? Sucht Russland etwa ausgerechnet im rechtsextremen Lager nach neuen Verbündeten?

Wie die Kollegen der französischen Online-Zeitung Mediapart.fr berichteten, hat die rechtsextreme Formation des Familienbetriebs Le Pen bei der First Czech Russian Bank (FCRB), die zwar in der Tschechischen Republik gegründet wurde, aber ihren Sitz in Moskau hat, einen Kredit über 9 Millionen Euro aufgenommen. Mit dieser Tatsache konfrontiert, ging die Parteichefin Marine Le Pen gleich in die Offensive. „Wir bekommen nur 5 Millionen Euro Zuschüsse vom französischen Staat“, beklagte sie sich, „die nächsten Wahlkämpfe werden uns aber 30 Millionen Euro kosten. Wir haben auch kein Immobilienvermögen mehr. Also müssen wir Kredite aufnehmen, in Frankreich oder im Ausland.“

Der Front National hat also Großes vor. In den nächsten Monaten stehen die Wahlen in den Departements und den Regionen statt (wobei noch nicht klar ist, inwieweit diese Wahlen im Licht der Gebietsreform organisiert werden) und wenn sie in diese Wahlen 30 Millionen Euro pumpen will, dann bedeutet das, dass sich die Rechtsextremen weiter auf dem Vormarsch befinden. Mit russischer Unterstützung – niemand sollte meinen, dass eine solche Transaktion ohne Wissen und Genehmigung durch den Kreml möglich sei.

Irgendwie passt das alles nicht so richtig zusammen. Hatte nicht Vladimir Putin‘s Propaganda die Annektierung der Krim in Russland als „Kampf gegen die Faschisten in Kiew“ verkauft? Hatte er etwa nicht die russische Bevölkerung mit der Ansage hinter sich versammelt, es handele sich in der Ukraine um eine Art „Großer Vaterländischer Krieg 2.0“? Und jetzt können die französischen Rechtsextremen mit russischem Geld ihren Aufstieg weiter finanzieren?

Da stellt sich doch die Frage, ob russisches Geld für französische Rechtsextreme ein Mittel zur Destabilisierung Frankreichs und Europas ist. Auch in Moskau weiß man, dass Marine Le Pen Frankreich aus der EU und dem Euro herauslösen möchte – sollte ihr das gelingen, würde eine Schwächung Europas den Plänen Putins in die Hände spielen.

„Pecunia non olet“, sagten die alten Römer, „Geld stinkt nicht.“ Dieser alte Satz sollte zwar im alten Rom lediglich eine neu eingeführte Latrinensteuer erklären, aber in diesem speziellen Fall trifft der Satz leider nicht zu. Denn wenn der Front National seine Wahlkämpfe mit Geld aus Russland finanziert, in einer Zeit, in der die EU mit Sanktionen gegen den territorialen Hunger Putins vorgeht und die französische Regierung beispielsweise die Auslieferung von Kriegsschiffen an Russland auf Eis gelegt hat, dann ist dieser Vorgang ein massiver Angriff der Rechtsextremen gegen die französische und europäische Politik.

Es wäre an der Zeit, dass die französischen Wählerinnen und Wähler aufwachen und sich bewusst werden, was sie da gerade großpäppeln. Und es wäre großartig, wenn die Franzosen das merken würden, bevor es zu spät ist.

2 Kommentare zu Wenn der Front National mit Russland schmust…

  1. Völlig einverstanden. Was mich nur ein bisschen stört ist am Ende wenn Sie ‘die Franzosen’ sagen. Es gibt wahrlich viel zu viel Franzosen die dem Hintergrund des Front National nicht bewusst sind, es ist aber immer noch eine Minderheit und hoffentlich bleibt es eine Minderheit. Was sich leider in den Ebenen der Politiker (ob links oder rechts) treibt, macht uns, aufgeweckte Bürgern wenn ich so sagen darf, die Sache nicht leicht die Rolle des FN auf die eines Parasiten zu beschränken.

    • Da bin ich jetzt völlig einverstanden, Herr Brucker. Und ziehe die Verallgemeinerung “die Franzosen” zurück. Es ist halt sehr beunruhigend, wenn man die Umfragen für 2017 liest und feststellt, dass eine Präsidentin Le Pen nicht mehr im Bereich des Ausgeschlossenen, sondern des absolut Möglichen liegt.

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