Wenn der Gasmann nicht mehr zweimal klingelt…

Russland hat seine Gaslieferungen eingestellt und wird diese laut Ministerpräsident Medwedew erst dann wieder aufnehmen, wenn die Sanktionen aufgehoben worden sind. Das kann dauern.

Kein russisches Gas mehr durch die Pipelines? Dann eben Gas per Schiff aus anderen Quellen. Foto: Eurojournalist(e) / CC-BY 2.0

(KL) – Nord Stream 2 ist Geschichte und Nord Stream 1 ist inzwischen von Russland lahmgelegt worden. Damit enden die russischen Gaslieferungen nach Deutschland, aber betroffen sind auch weitere Länder, die wiederum von Deutschland in der Folge mit russischem Gas beliefert wurden. „Selbst Schuld“, tönt es aus Ankara vom Putin-Schleimer und NATO-Verräter Erdogan, dessen Rolle im Ukraine-Krieg ebenso undurchsichtig ist wie im damaligen Kampf gegen die Terroristen von Daesh. Generell arbeitet Erdogan immer mit beiden Seiten zusammen und es wird höchste Zeit, dass die Erdogan-Türkei aus den internationalen Organisationen ausgeschlossen wird. Aber angesichts der nun drohenden Gas-Knappheit ist das nur ein sekundäres Thema, das man sich allerdings gut merken sollte.

Kein Gas mehr aus Russland. Ist das nun die Garantie für einen kühlen Winter? In vielen europäischen Ländern wird man die Gas-Knappheit spüren, doch das ist noch nicht das Ende der Welt. Wenn beispielsweise in öffentlichen Gebäuden in Italien im Winter nur noch auf 19 Grad geheizt werden wird, statt wie bisher auf 20 Grad, dann ist das ärgerlich, aber mehr auch nicht. Dann zieht man eben einen Pullover an.

Schwieriger wird es allerdings in zwei Bereichen – der Industrie, die mit Gas arbeitet und in der Verstromung von Gas. Allerdings ist momentan der Weltmarktpreis für Gas wieder auf das Niveau von vor dem Lieferstop gesunken und man wird sich eben anders organisieren müssen. So haben Frankreichs Präsident Macron und Bundeskanzler Olaf Scholz bereits vereinbar, dass sich beide Länder im Bedarfsfall mit Gas und Strom gegenseitig aushelfen wollen. Dabei ist es geradezu jämmerlich, dass es nicht möglich war, hier eine europäische Lösung zu finden – doch dafür hat unter anderem Ungarn gesorgt, das sich immer mehr (und wenig überraschend) als unsolidarisches EU-Mitglied erweist.

Gas kann auch aus anderen Quellen kommen und die gilt es nun zu aktivieren. Die Gas-Pipelines sind geschlossen? Dann muss das Gas eben per Schiff transportiert werden, aus Kanada, den USA, Norwegen und anderen Ländern. Es kann nicht sein, dass Russland den Rest der Welt mit seinen Ressourcen erpresst und es ist schon peinlich genug, dass der Westen seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine 156 Milliarden € (!) in Rubeln (wie gewünscht) nach Moskau überwiesen hat. Die Historiker werden eines Tages klären müssen, wie es sein kann, dass der Westen den russischen Angriffskrieg finanziert hat, dazu aber auch die ukrainische Verteidigung und das Ganze auf Kosten der einfachen Bürgerinnen und Bürger in unseren Ländern.

Frieren für den Endsieg? - Aktuell erzählt uns unsere eigene Propaganda, dass die Einschränkungen der westlichen Bevölkerungen (Inflation, Energie-Knappheit, soziale Spannungen, etc.) dem „Endsieg“ dienen. Um dies zu unterstreichen, werden immer wieder „Erfolgsmeldungen“ verbreitet, wie die Rückeroberung eines 4200 Einwohner-Nests, als ob dies irgendeine Auswirkung auf den weiteren Verlauf des Krieges haben könnte.

Realistischer ist da schon die NATO, die der ukrainischen Armee Winterausrüstung zur Verfügung stellen will, was zeigt, dass man im NATO-Hauptquartier der eigenen Propaganda nicht mehr glaubt, die will, dass der Krieg vor Jahresende beendet sein würde. Mit einem ukrainischen Sieg, na klar.

Es wird Zeit, dass der Westen anfängt zu überlegen, was er eigentlich will. Will man Krieg gegen Russland führen? Will man die Ukraine unterstützen? Will man die eigene Wirtschaft ausbluten und das ohnehin schwer angeschlagene soziale Gleichgewicht vollends ruinieren und Europa in Bürgerkriege stürzen? Bei den Forderungen, die seitens der Ukraine an den Westen gestellt werden, sollte man damit anfangen, Geld- und Waffenlieferungen an ein Mitspracherecht bei den strategischen Entscheidungen zu knüpfen. Einfach nur endlos Geld und Waffen in die Ukraine zu pumpen, ohne dabei alleine nur eine Kontrolle ausüben zu können, was mit diesem Geld und den Waffen in einem der korruptesten Länder Europas geschieht, wird langfristig keine Lösung sein.

Aber kümmern wir uns erst einmal darum, dass wir gut durch den Winter kommen. Denn der fängt jetzt bald an.

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