Wenn der Öl-Hahn langsam zugeht…

…arbeiten alle daran, Schlupflöcher für die eigenen Sanktionen zu erfinden. Allerdings will Putin jetzt selbst den Öl-Hahn zudrehen, vorher aber noch einmal Kasse machen.

Durch Pipelines läuft russisches Öl künftig nur noch, wenn Putin das will. Foto: AArthur T. LaBar / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Der Beschluss eines „Öl-Preisdeckels“ für russisches Öl, den die EU im Dezember mühsam und bereits mit verschiedenen Ausnahmen getroffen hat, legt den Höchstpreis für russisches Öl auf 60 US$ pro Barrel fest. Nun hat der russische Autokrat Putin reagiert, was wenig überraschend ist. Ab Februar will er all denjenigen Ländern den Öl-Hahn zudrehen, die sich an diesem „Öl-Preisdeckel“ beteiligen. Aber vorher will Putin schnell noch einmal Kasse machen und auch im Westen denkt man nach, wie man am besten die Sanktionen umgehen kann, die man selbst verhängt hat. Irgendwie wirkt das alles ein wenig halbherzig.

So gilt der „Öl-Preisdeckel“ ja nur für russisches Öl, das mit Tankern transportiert wird, nicht aber für Öl, das durch Pipelines geleitet wird. Wie sehr der „Öl-Preisdeckel“ den Kreml beeindruckt, erkennt man daran, dass sich Moskau gerade eine ganze Flotte alter Öl-Tanker zusammenkauft und den Transport dann eben selbst übernimmt. Dazu grinst man im Kreml bereits, nachdem Kasachstan nachgefragt hat, ob man kasachisches Öl über Russland und die Ukraine nach Deutschland pumpen darf. Sollte die russische Führung dieser Anfrage stattgeben, käme man zu der seltsamen Situation, dass man einerseits kein russisches Öl mehr bezieht, andererseits aber weiterhin die russische Öl-Infrastruktur nutzt. Eine Zusammenarbeit, bei der man offiziell nicht zusammenarbeitet, aber alle Geld verdienen.

Das von Putin erlassene Dekret, das künftig Öl-Lieferungen an Länder verbietet, die sich an diesem „Öl-Preisdeckel“ beteiligen, soll ab Februar gelten. Bis dahin können also die westlichen Länder ihre Öl-Reserven, und Wladimir Putin seine Kriegskasse auffüllen. Und weil wir ja wollen, dass die Ukraine gegen Handelspartner Putin den Krieg gewinnt, werden wir auch weiterhin die Ukraine mit Waffen und Geld ausstatten. Damit dieser Krieg noch schön lange dauert. Und das wird er auch.

Dass Russland auf die Ankündigung des „Öl-Preisdeckels“ nun seinerseits mit einem Lieferstopp reagiert, das kann niemanden wirklich überraschen. Zum einen klingt es seltsam, wenn der Preis für einen Rohstoff wie Öl von den Kunden und nicht vom Anbieter bestimmt wird, zum anderen dürfte Putin das russische Öl auch auf anderen Märkten absetzen können. Vielleicht sollte man einmal versuchen, sich im Westen Sanktionen auszudenken, die Russland mehr treffen als uns selbst…

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