Wenn Fußball zur Nebensache wird…
Seit dem Verkauf des Racing Club de Strasbourg an den US-Investor BlueCo ist nichts mehr, wie es vorher war. Als „Ableger“ des FC Chelsea ist Racing nur noch Teil eines Geschäftsmodells.

(KL) – Nun startet also die Saison 2024/25, bzw. ist sie bereits gestartet, und die Fans in Straßburg reiben sich ebenso verwundert wie die des FC Chelsea die Augen, denn sie entdecken das „BlueCo-Geschäftsmodell“, das mit Fußball nur noch am Rande zu tun hat. Es geht einzig und alleine um das liebe Geld und der US-Investor ist tief in die Tasche gekommen, um dieses Geschäftsmodell umzusetzen. Weit über 200 Millionen Euro haben die Amerikaner in Chelsea und Straßburg investiert, um eine Art englisch-französische Kaderschmiede aufzubauen, in der junge Talente für relativ wenig Geld verpflichtet werden, in der Hoffnung, dass das eine oder andere Juwel dabei ist, das dann meistbietend verkauft werden kann.
So tummeln sich inzwischen im Kader des FC Chelsea 44 Spieler, bei Racing sind es 38. Gemein haben diese Spieler, dass sie zumeist sehr jung und unerfahren sind, wobei sicherlich einige echte Talente dabei sind, für die man in ein oder zwei Jahren Höchstpreise erzielen kann. Nur entfernen sich beide Vereine, der FC Chelsea und der Racing Club de Strasbourg, mit diesem Geschäftsmodell von der ursprünglichen Zielgruppe, den Fans. Denn die kennen diese jungen Spieler zumeist überhaupt nicht mehr, beide Teams werden ziemlich bunt zusammengewürfelt und ob dieses Konzept zu sportlichem Erfolg führen kann, ist mehr als fraglich. Aber darum geht es ja auch gar nicht mehr.
Der Kader des Racing Club de Strasbourg ist mit 22,37 Jahren mit Abstand der jüngste in der 1. Französischen Liga. Neben ein paar Gesichtern, die man noch aus der letzten Saison kennt, stehen inzwischen auf dem Trainingsplatz von Racing unter Anleitung des ebenfalls sehr jungen britischen Trainers Liam Rosenior jede Menge 18- und 19jährige, sicherlich alle talentiert, und das Ziel der BlueCo-Eigner lautet, diese jungen Talente in der französischen Liga für höhere Aufgaben fit zu machen. Dabei ist klar, dass diejenigen Talente, die bei Racing herausstechen, dann nach Chelsea wechseln, wo sie durch gute Leistungen ihren Marktwert weiter steigern können. Wer sich nicht durchsetzt, darf sich auf eine Zukunft in unterklassigen Ligen oder im Ausland freuen.
Dass dieses Geschäftsmodell wenig Aussicht bietet, dass Racing eines Tages tatsächlich wieder nach höheren Tabellengefilden schielen kann, wie es bei der Übernahme durch BlueCo vollmundig angekündigt wurde, ist klar. Denn auf hohem Niveau kommt es nicht nur auf jugendlichen Enthusiasmus, sondern auch auf Erfahrung und Spielverständnis an.
Für die Fans ist diese Entwicklung eine herbe Enttäuschung, denn die treuen Fans in der Meinau, die den Verein jahrelang nach seinem Zwangsabstieg in die 5. Liga auf dem Weg zurück ins Oberhaus begleitet hatten, hätten etwas anderes verdient als diesen „modernen Menschenhandel“, bei dem es gar nicht mehr darum geht, sportliche Erfolge zu feiern, sondern nur um den monetären Wert der Spieler.
Für die Spieler wiederum ist die Situation auch sehr stressig. Wenn man bedenkt, dass Chelsea und Straßburg zusammen rund 80 Spieler im Kader haben, von denen nur etwas mehr als ein Viertel an den Wochenenden spielen kann, dann ist klar, dass diese jungen Talente unter einem unglaublichen Druck stehen. Wenn sie dann schon mal Einsatzminuten bekommen, könnte jeder Fehler oder jedes Formtief bereits das Ende der Karriere-Träume bedeuten.
Das Big Business des Fußballs hat also auch Straßburg erreicht, der Verein befindet sich trotz anders klingenden Aussagen fest in der Hand der Investoren, und Racing hat sich innerhalb weniger Monate tatsächlich in eine „Filiale“ des FC Chelsea verwandelt, wobei die Interessen des britischen Clubs immer Vorrang vor denen von Racing haben werden. Die Fans werden diese Entwicklung sicherlich aufmerksam beobachten und nicht zögern, zu diesem Geschäftsmodell Stellung zu beziehen. Denn Straßburg ist kein Vorort von London und an der Meinau hätte man Besseres verdient, als lediglich die Kassen amerikanischer Investoren zu füllen und dafür zu sorgen, dass der FC Chelsea jedes Jahr einen europäischen Wettbewerb erreicht, während Racing weiter jede Saison um den Klassenerhalt zittern muss.
… und für diese Truppe wird für Abermillionen von öffentlichen Steuergeldern noch das Stadion ausgebaut…
Money makes the world go ’round…