Wer einmal lügt…
Während die Infektionszahlen des Covid-19 in Frankreich auf bislang unerreichte Zahlen klettern, kommt es zu einem beunruhigenden Phänomen: viele Franzosen glauben nicht mehr an die Zahlen.
(KL) – Zum Ende der Woche verkündete die französische Gesundheitsbehörde ARS erschreckende Zahlen – über 13.000 Infektionen an einem einzigen Tag. Doch viele Franzosen glauben nicht mehr an die Zahlen und auch nicht mehr an die Gefährlichkeit des Virus. Selbst die Informationen, dass die Krankenhauskapazitäten in Städten wie Marseille oder auch Straßburg bereits wieder am Anschlag sind, wurde in den Sozialen Netzwerken häufig mit nur einem Wort kommentiert – „mensonge“, Lüge.
Nun rächt sich, was die französische Regierung seit Februar/März produziert: Lügen über Lügen. Ob es um die Frage ging, ob das Virus Frankreich überhaupt betreffen würde, ob es um die Frage der Gesichtsmasken ging, die Frage der möglichen Therapien mit Chlororquine oder nicht – es wurde gelogen, dass sich die Balken bogen.
Zunächst behauptete die damalige Gesundheitsministerin Buzyn bis in den März hinein, dass das Virus keinerlei Gefahr für Frankreich darstelle. Zu ihrem Glück wurde sie dann von Olivier Véran abgelöst, der zu seinem Amtsantritt gleich verkündete, dass das Tragen von Gesichtsmasken nicht nur überflüssig, sondern in bestimmten Fällen sogar „gefährlich“ sei. Im März war es Apotheken sogar unter Strafandrohung von bis zu 6 Monaten Haft (!) verboten, Gesichtsmasken an Privatpersonen zu verkaufen – heute ist das Tragen der Masken unter demselben Gesundheitsminister praktisch überall zwingend und unter Strafandrohung von 135 € vorgeschrieben.
Fakt ist, dass Frankreich im März, trotz der wiederholten Lügen der Regierungssprecherin Sibeth N’Daye, über keine ausreichende Menge Masken verfügte. Diese dann für überflüssig zu erklären und die Menschen in der bislang tödlichsten Phase des Virus ohne Schutz aufeinander loszulassen, wird noch Gegenstand von juristischen Klärungen sein – verschiedene Ärzte-Kollektive haben mehrere Regierungsmitglieder verklagt. Da nützt es auch wenig, dass sich die Regierung schnell per Dekret eine Generalabsolution für ihr Handeln während der Krise erteilt hat, die Verfahren werden stattfinden.
Und heute? Heute glaubt, bis auf ein paar unbeirrbare Jünger der „Macronie“, kaum noch jemand an die völlig chaotische Kommunikation der Regierung. Gleichzeitig rutscht Frankreich, Region nach Region, wieder in den roten Bereich, ebenso wie viele, viele andere Regionen in Europa und anderswo. Ähnlich wie in Deutschland florieren nun die abstrusesten Verschwörungstheorien. Diese zu wiederlegen wäre ebenfalls Aufgabe der Regierungs-Kommunikation, doch das will einfach nicht klappen.
Frankreich versinkt immer mehr im Corona-Chaos. Eines der besten Gesundheitssysteme Europas wird zum Spielball finanzieller und politischer Interessen – verlieren werden am Ende alle dabei. Und es bleibt die beunruhigende Erkenntnis, dass wir nicht etwa in der von allen herbeigesehnten „Post-Covid-Phase“ sind, sondern nach wie vor mitten in der Gesundheitskrise, die sich nun auch mit der erwarteten Wirtschaftskrise überschneidet. Das Ganze mit dem unguten Gefühl, dass Frankreich gerade eine Regierung hat, die dieser Situation nicht gewachsen ist und außer repressiven Maßnahmen keine echten Antworten auf diese Entwicklung hat. Die nächsten Monate dürften immer schwieriger werden…
Kommentar hinterlassen