Wer hat denn bitteschön so ein Hobby?

Seit vier Tagen sucht die Polizei in Herne fieberhaft nach einer entwichenen Monokel-Kobra. Wieso jemand in einem Mietshaus in einer Wohnung rund 20 hochgiftige Schlangen hält, ist nicht nachvollziehbar.

Eine solche, in Asien beheimatete Monokel-Kobra ist aus einer Wohnung in Herne entwichen. Foto: Thomas Jaehnel / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Die Monokel-Kobra gehört zu den Schlangenarten, deren Biss für den Menschen tödlich sein kann. Diese Schlangenart, die in Asien in Ländern wie Kambodscha, Malaysia, Vietnam oder auch Südchina beheimatet ist, hat in unseren Breitengraden nichts verloren. Dennoch gibt es Menschen, die solche Schlangen daheim im Terrarium halten und sich offenbar daran ergötzen, ihre kühlen Lieblinge mit lebenden Mäusen zu füttern und dabei zuzusehen, wie die Schlange zuschlägt und ihre Beute verschlingt. So etwas würde vermutlich niemandem auffallen, gäbe es nicht ab und zu Zwischenfälle wie den, der seit Sonntag die Stadt Herne im Ruhrgebiet in Atem hält.

Ein relativ junges Exemplar, das rund 1,40 m misst, hat es geschafft, sich aus dem Terrarium den Weg in die Freiheit zu suchen. Im Keller des Mietshauses, in dem der Schlangenhalter lebt, wurde eine leere Hauthülle der Schlange gefunden, was beweist, dass sie tatsächlich entwichen ist. Nur – wo ist sie jetzt?

30 Mieter des Hauses mussten evakuiert werden und halten sich seitdem in Notunterkünften auf, vier benachbarte Häuserblocks wurden durchkämmt, in einem halben Kilometer Umkreis wurde (vorsichtig) jeder Stein umgedreht, doch die Monokel-Kobra bleibt verschwunden. Bereits die Suche nach der Schlange ist hochgefährlich, denn Kobras interessieren sich zwar nicht für Menschen und gehen diesen, soweit es geht, aus dem Weg, doch wenn sie sich angegriffen fühlen, richten sie sich auf und verteidigen sich aggressiv gegen die vermeintliche Gefahr. Da man nicht davon ausgehen kann, dass eine asiatische Monokel-Kobra mitten im Ruhrgebiet ein stressfreies Plätzchen findet, muss man damit rechnen, dass sie, wenn sie dann gefunden wird, auch auf den oder die Finder aggressiv reagieren wird.

Nach Auskunft von Experten ist der Biss der Monokel-Kobra nicht zwingend tödlich, doch hängt die Gefahr stark von der physischen Kondition einer gebissenen Person ab – wenn jemand topfit ist, dann kann er einen Biss dieser Schlange auch überleben. Nur – wer möchte schon so einen Fitness-Test machen?

Die Schlange kann inzwischen überall sein, sie kann sich in die Kanalisation zurückgezogen haben, wo sie zumindest mit überraschten Ratten und Mäusen Nahrung findet, und auch das ist beunruhigend, denn in einem solchen Fall kann sie jederzeit beispielsweise in einer Toilette wieder herauskommen.

Der Zwischenfall wirft eine Reihe von Fragen auf, nicht nur über die Persönlichkeitsstruktur von Menschen, die solche Tiere daheim halten und offenbar Freude daran empfinden, wenn diese Tiere ihre angebotene Beute verschlingen. Ansonsten gehören Schlangen ja nicht gerade zu den geselligen Schluse-Haustieren und da sie meistens den ganzen Tag herumliegen, ist die Fütterung der wohl einzige Moment einer vermeintlichen Interaktion zwischen Halter und Tier. Hochgiftige Schlangen in den Händen solcher Menschen, das ist ein verstörender Gedanke.

Experten fordern nun, eine Liste der zugelassenen Haustiere zu erstellen, anstelle der bisher gültigen Verbotsliste. Denn diese Verbotsliste ist nicht umfassend genug und es wäre deutlich einfacher, würde das Halten aller Tiere, die nicht auf einer solchen Liste stehen, als verboten gelten.

Sobald die Schlange (hoffentlich) gefunden und in ein sicheres Terrarium gebracht worden ist, wird diese Diskussion geführt werden müssen. In der Zwischenzeit kann man nur hoffen, dass es zu keinen Zwischenfällen kommt. Selbst in einem solchen Fall kann man der Schlange keinen Vorwurf machen – sehr wohl aber einem offensichtlich nicht geeigneten Halter, der perverse Gelüste mit diesen Tieren auslebt. Und was wäre, wenn diese Schlange nicht wieder auftaucht?…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste