Wer hat denn da gepennt?

In Deutschland fehlen, je nach Zählart, zwischen 10.000 und 30.000 Lehrer. Verschlafen wir gerade eine ganze Bildungsgeneration?

Statt die Qualität der Bildung zu steigern, wird sie erstmal gesenkt... Foto: Weblibas / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Der Bedarf an Lehrerinnen und Lehrern ist mathematisch zu ermitteln. Die Geburtenzahlen der einzelnen Jahrgänge sind bekannt und so kann man eigentlich immer mit einem Vorlauf von 5 Jahren berechnen, wie viel Lehrpersonal man in ein paar Jahren benötigt. Doch diese Rechnung scheint in den Kultusministerien Probleme zu bereiten – in Deutschland herrscht echter Lehrermangel.

Aktuell sind rund 10.000 Lehrerstellen zu besetzen, dazu kommen rund 25,000 Lehrkräfte, die eigentlich gar keine Lehrkräfte sein sollten – Pensionäre, Quereinsteiger oder sonstwie angeheuerte Hilfskräfte, die bevorzugt im Fach „Deutsch als Fremdsprache“ eingesetzt werden. Ist das die im letzten Wahlkampf angekündigte Bildungsoffensive?

In einer immer mehr wissensbasierten Gesellschaft leistet sich Deutschland gerade einen gefährlichen Luxus: Man nimmt die Absenkung des Bildungsniveaus in Kauf. Dabei ist die Qualität des Bildungsangebots eine Voraussetzung für eine kreativ-dynamische Entwicklung, aber auch für die erfolgreiche Integration junger Menschen mit Migrationshintergrund.

Doch wie kann es sein, dass die Kultusminister nicht schon vor Jahren die Alarmglocken geläutet haben? Wie kann es sein, dass man von diesem Bedarf an Lehrkräften „überrascht“ wurde? Können die Planer in den Ministerien nicht planen? Ist der Lehrerberuf inzwischen so unattraktiv, dass man keine neuen Lehrkräfte für das Studium aufs Lehramt gewinnen kann? Stimmt die Bezahlung nicht? Wo liegt das Problem?

Auch der Fachkräftemangel, mit dem sich inzwischen zahlreiche Unternehmen konfrontiert sehen, speziell in neuen, zukunftsorientierten Wirtschaftsfeldern, kann nur über eine echte Bildungsoffensive behoben werden. Doch statt besser auszubilden, bilden wir schlechter aus.

Ähnlich wie in den Pflegeberufen reichen Wahlkampfslogans nicht mehr aus. Es muss dringend gehandelt werden. Berufe, die für die gesellschaftliche Entwicklung und den sozialen Frieden von grundlegender Bedeutung sind, müssen deutlich aufgewertet werden, mit mehr Gehalt, besseren Arbeitsbedingungen, höheren Budgets und einer spürbaren gesellschaftlichen Anerkennung. Und vielleicht auch mit einer besseren Planung, denn der Umstand, dass die Bildungspolitik von diesem Lehrermangel „überrascht“ werden kann, stimmt nachdenklich…

1 Kommentar zu Wer hat denn da gepennt?

  1. Das sind fromme Wünsche, die geäußert werden. Warum glaubt ihr, das diese Menschen, von denen ihr was verlangt, euch helfen werden?
    Nichts wird verbessert. Wenn man schon erkennt, dass “Ausbildungen“ sich verschlechtern, muss man seine Konsequengen ziehen. Das wird wie bei Mad Max hier, sogar noch schlimmer. Werdet ihr dann die EU um Hilfe bitten? Das braucht ihr das auch jetzt nicht mehr.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste