Wer’s glaubt, wird selig…

Eine aktuelle Studie behauptet, dass Deutschland weltweit das beliebteste Land sei. Empirische Studien im Ausland deuten aber eher auf das genaue Gegenteil hin.

Bereits das Weglassen der ansonsten obligatorischen weissen Socken steigert die beliebtheit deutscher Touristen im Ausland um 21,4 %... Foto: Tony Alter / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Ah, das sind gute Nachrichten! Wir sind Weltmeister, wir waren Papst und jetzt hat uns die ganze Welt lieb. Das ist toll, wenn man sich das so vor dem Adventskalender auf der Zunge zergehen lässt. „Deutschland, das beliebteste Land der Welt!“. Aber mal Hand aufs Herz – sind die Verfasser dieser Studie überhaupt schon mal im Ausland gewesen?

Die Studie, hoch seriös von der GfK und dem Berater Simon Anholt erstellt, geht natürlich sehr wissenschaftlich vor, ganz deutsch eben. Verschiedene Parameter wurden herangezogen (Exporte, Regierung, Kultur, Bevölkerung, Tourismus und Immigration/Investition) und siehe da, überall liegt Deutschland im Spitzenbereich und in der Summe ergibt das „das beliebteste Land der Welt“.

Als jemand, der sein halbes Leben im Ausland verbracht hat, würde ich an dieser Stelle protestieren. Dass man Deutschland aufgrund seiner Exporte respektiert oder vielleicht sogar beneidet, geschenkt. Aber wer hat schon von der „deutschen Gastronomie“, dem „German Lover“ oder der „haute couture allemande“ gehört?

Wie beliebt Deutschland ist, konnte man gut bei der letzten Fußball-EM in Frankreich sehen. Als es zum Halbfinal-Kracher Frankreich – Deutschland bei der EURO 2016 kam, sprach man überall in Europa von Harald Schumacher und dessen Foul bei der WM 1982 in Spanien (!), man sprach von den beiden Weltkriegen und selten habe ich häufiger die Bezeichnungen „Chleu“, „Boche“ und „Teuton“ gehört als in dieser Zeit. Soviel zum Thema ungeteilte Zuneigung.

Die Hoffnung, das Bild der Deutschen habe sich wirklich seit dem II. Weltkrieg verändert, ist ein Trugbild. Nichts ist vergessen, nichts ist vergeben und mögen tut die Deutschen auch kaum jemand. Ach ja, Frankreich liegt auf Platz zwei und die bislang so beliebten USA sind unter Donald Trump auf Platz 6 abgerutscht. Falls das jemanden interessiert.

Wie gesagt, dass man Deutschland respektiert, ist keine Frage. Dass man verstanden hat, dass Deutschland 2017 nicht mehr Deutschland 1942 ist, ebenso. Aber dennoch sollte man sich keinem Trugschluss hingeben. Ja, Welt respektiert Deutschland. Aber das ist noch lange keine Grundlage für eine Liebesgeschichte…

4 Kommentare zu Wer’s glaubt, wird selig…

  1. Und was leiten Sie aus dem Artikel nun konkret ab? Was ist die Message?

    • Eurojournalist(e) // 21. November 2017 um 10:29 // Antworten

      Die Message ist, dass all diese “Rankings” ziemlicher Käse sind. Als Deutscher, der sein halbes Leben im Ausland verbracht hat, kann ich die Aussage, Deutschland sei das beliebteste Land, nicht bestätigen. Die Ressentiments gegenüber Deutschland und den Deutschen sind immer noch aktuell, insofern halte ich solche Rankings für vollkommen blödsinnig.

  2. OK, man nehme mal eben eine Studie her, Serösität egal, und reite darauf rum. Hauptsache ein Artikel mehr?

    Zum Schluss kommt mal wieder der böse Deutsche dabei raus und die, die lange im Ausland waren, erheben die mahnenden Zeigefinger über die Zurückhebliebenen. Ein sattsam altbekanntes Muster, finden Sie nicht?

    Zum Glück habe ich mit Fußball nichts am Hut und bin daher nicht darauf angewiesen, schlecht über meine Nachbarn zu sprechen.

    Also, wenn die Absicht

    • Karl-Heinz Völker // 1. Juni 2018 um 10:12 // Antworten

      Wozu die Aufregung, mir ist’s vollkommen egal, ob Deutsche beliebt sind.
      Wenn nicht, dann eben nicht.

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