Widerwärtig!

Während die Welt entsetzt den Opfern von Magdeburg kondoliert, finden Frankreichs Rechtsextreme nichts Besseres als zu versuchen, daraus einen politischen Nutzen zu schlagen.

Frankreichs Rechtsextreme wollen den Anschlag von Magdeburg parteipolitisch nutzen. Foto: Jérémy-Günther - Heinz Jähnick / Wikimedia Commons / GNU 1.2

(KL) – Die Bilanz des Anschlags von Magdeburg wird ständig schlimmer. Inzwischen spricht Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff von 5 Todesopfern und über 200 Verletzten, von denen sehr viele schwerst verletzt sind. Die Welt kondoliert, doch Frankreichs Rechtsextreme versuchen, aus der Situation Kapital zu schlagen. In ihren jeweiligen Tweets verurteilten sowohl Parteichef Jordan Bardella wie auch Marine Le Pen den „islamistischen Terror“ und forderten hartes Durchgreifen. Nur, der Attentäter von Magdeburg ist zwar per Definition ein Terrorist, doch mit „islamistischem Terror“ hat der Anschlag nichts zu tun. Ganz im Gegenteil. Wie erste Ermittlungen zeigen, sympathisierte der Attentäter offen mit der AfD.

Der Hintergrund des Attentats von Magdeburg ist nach wie vor unklar. Das, was man in kurzer Zeit über den Attentäter ermitteln konnte, zeigt allerdings ein diffuses Bild. Der Mann ist offenbar ein radikaler Islam-Feind, aber wohl auch ein Deutschen-Feind, obwohl er seit 2006 in Deutschland lebt und in Sachsen-Anhalt als Psychiater und Psychotherapeut gearbeitet hat. Sein in den sozialen Netzwerken verbreiteter Vorwurf an Deutschland lautet, dass man nicht genug gegen die „Islamisierung“ unternehme. Der 50jährige Attentäter, der aus Saudi-Arabien stammt, passt in kein gängiges Täterprofil von Terroranschlägen, nur ist bereits jetzt eindeutig geklärt, dass es sich bei dieser Wahnsinnstat keinesfalls um „islamistischen Terror“ handelt, wie Bardella und Le Pen schrieben. Allerdings scheinen die Behörden bereits vor einiger Zeit auf diesen Mann und potentielle Anschlagspläne aufmerksam gemacht worden zu sein, ohne dass jemand aktiv geworden wäre. Aber all das wird später geklärt werden.

Der Versuch, aus dieser Tragödie politisches Kapital zu schlagen, ist wie eine Verhöhung der Opfer. Die Opfer dieses Anschlags zu mißbrauchen, damit sie die insgesamt ausländerfeindlichen Theorien der eigenen Partei ungewollt unterstützen, ist widerwärtig. Zumal der Täter aus dem ideologischen Umkreis derjenigen stammt, die nun so heuchlerisch kondolieren.

Ähnlich wie die französischen Rechtsextremen reagierte auch der neue amerikanische „Schattenprinz“ Elon Musk, der die Gelegenheit nutzte, Olaf Scholz als „inkompetenten Idioten“ zu beschimpfen und seinen Rücktritt zu fordern.

Wer in solche einer Situation kein Mitgefühl entwickeln kann, hat auch keinerlei moralische Befähigung für ein öffentliches Amt. Denn diese Tage sind Tage des betroffenen Nachdenkens und nicht etwa die Tage für solche parteipolitischen Manöver.

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