Wie auf dem Schulhof…

Die Diskussionen über Panzerlieferungen an die Ukraine ähneln immer mehr einer Streiterei zwischen Kindern auf dem Schulhof. Nur eines will man nicht tun – eine echte europäische Strategie entwickeln.

Olaf Scholz wünscht sich eine europäische Strategie zum Ukraine-Krieg. Aber daamit steht er ziemlich alleine da. Foto: Christoph Braun / Wikimedia Commons / CCO 1.0

(KL) – Inzwischen sind wir fast so weit, dass die ukrainische Führung die europäische Politik bestimmt. Dies ist allerdings nur möglich, weil die EU einmal mehr versagt. Von Einheit keine Spur, jeder kocht sein eigenes Ukraine-Süppchen, mals getrieben von den Ukrainern, mal von den Amerikanern, mal von der eigenen Innenpolitik. Eine europäische Position jenseits sinnentleerter Kriegs-Slogans gibt es nicht. Und aus unerfindlichen Gründen sind die Europäer, die von diesem Krieg inzwischen sehr direkt betroffen sind, nicht bereit, eine solche europäische Strategie auszuarbeiten. So, wie die internationale Politik aufgestellt ist, zeichnet sich der Weg in den III. Weltkrieg deutlich ab. Und hinterher wird wieder niemand verstehen, wie es so weit kommen konnte. Doch Weltkriege entstehen immer nach dem gleichen Muster – eine Handvoll durchgeknallter Politiker treibt die Völker in den Krieg, verdient sich dabei eine goldene Nase und die Zeche werden, wie immer, die „kleinen Leute“ bezahlen. Gelernt haben wir aus den letzten beiden Weltkriegen nichts.

Was die Leopard 2-Panzer angeht, von denen selbst das Europäische Parlament auf Betreiben der Grünen fordert, dass Deutschland sie an die Ukraine liefert, schieben sich nun Olaf Scholz und die USA gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Deutschland, so Scholz, ist bereit, die Leopard 2-Panzer zu liefern, aber nur, wenn die Amerikaner ihre Abrams-Panzer liefern. Und das wollen die Amerikaner auf keinen Fall. Und Polen kündigt an, deutsche Leopard 2-Panzer auch ohne deutsche Genehmigung liefern zu wollen.

Natürlich ist die Situation schwierig, angesichts des offenkundigen Wahnsinns von Putin / Lawrow, deren Erklärungen mittlerweile darauf hinweisen, dass sie tatsächlich in ihrem Traum einer „UdSSR 2.0“ den Verstand verloren haben. Natürlich ist die Situation festgefahren. Doch sollte das kein Grund für die Europäer sein, auf eine gemeinsame Strategie zu verzichten und lediglich die Propaganda der Ukraine nachzubeten.

Dass die Ukraine alles versucht, dass der Westen und die NATO für sie den Krieg gegen Russland gewinnt, ist nachvollziehbar. Immerhin wurde das Land von Russland völkerrechtswidrig überfallen, doch erfordert dies unbedingt eine Strategie und Zielsetzung. Inzwischen erklärt die Ukraine, dass sie in zwei Jahren EU-Mitglied sein wird, doch handelt es sich nicht um eine Entscheidung, die in Kiew getroffen wird. Die EU sollte gut überlegen, ob sie ein Land aufnehmen will, das im internationalen Korruptions-Ranking auf Platz 122 liegt und dessen Präsident ein Millionenvermögen, dessen Herunft völlig unklar ist, in der Karibik gebunkert hat.

Solidarität mit der Ukraine ist natürlich angesagt und der Westen hat sich bisher auch sehr solidarisch gezeigt. Doch ist die Frage, ob der Westen in den III. Weltkrieg zieht, nicht aus dem Stegreif zu entscheiden, sondern erfordert erst eine Strategie und dann eine Taktik.

Im Kreml amüsiert man sich vermutlich gerade über das Spektakel, das der Westen veranstaltet. Die Ideen- und Hilflosigkeit des Westens ist unglaublich, die Europäer schauen wie immer auf die USA, immer noch in dem Irrglauben, die Amerikaner wären unsere „Freunde“ und die EU ist unfähig, eine gemeinsame Position zum Ukraine-Krieg zu finden. Diese Spaltung Europas haben Russland und die Ukraine gemeinsam herbeigeführt und aus unerfindlichen Gründen lassen es die Europäer zu, von den Kriegsparteien am Nasenring durch die Manege geführt zu werden.

Die Politiker-Sprüche sind inzwischen genau die gleichen wie 1914 und 1939 und es ist erstaunlich, dass man offenbar glaubt, dass das gleiche Verhalten, das im letzten Jahrhundert zu Kriegen mit über 100 Millionen Toten geführt hat, dieses Mal ein anderes Ergebnis zeitigen könnte.

Der III. Weltkrieg ist angesichts eines gestörten Diktators im Kreml und angesichts völlig überforderter Regierungen im Westen kaum noch aufzuhalten. Politische Visionäre wie ein Winston Churchill oder Charles de Gaulle gibt es nicht mehr, der Westen versucht, diese Situation bis zum bitteren Ende zu verwalten.

Blutige Stellungskriege rund um Bachmut oder Soledar, Orte, von denen zuvor noch nie jemand gehört hat, beherrschen die Schlagzeilen. Die Sanktionen, die der Westen verhängt, treffen uns selbst ebenso wie Russland – in einer globalisierten Welt kann es in so einer Situation nur Verlierer geben. Und wie viele Jahre wollen wir so weitermachen?

Es ist unglaublich, dass die „Verantwortlichen“ im Westen unfähig sind, eine gemeinsame, realistische Strategie und Zielsetzung zu definieren. Ebenso unglaublich ist, dass es nicht möglich sein soll, die internationale Gemeinschaft zu mobilisieren, um diesem Spuk ein Ende zu bereiten. Es wurden noch lange nicht alle Optionen ausgelotet, einen Weg in den Frieden zu finden, doch hat daran wohl auch niemand mehr ein echtes Interesse.

Rechtzeitig zum World Economic Forum wurde die Information veröffentlicht, wie die Milliardäre dieser Welt durch die aktuellen Krisen ihre irrsinnigen Vermögen vervielfachen. Schlecht für uns – diejenigen, die sich Politiker wie Marionetten als Erfüllungsgehilfen halten, sind auch diejenigen, die persönlich von diesem Krieg und den anderen Krisen profitieren. In dieser Gemengelage ist in der Tat kein Platz für Konzepte wie „Frieden“. Nur – wenn in ein paar Jahren ganze Teile Europas auf Jahrzehnte hinaus verwüstet sein werden, wenn sich die Toten nur noch in Millionen zählen lassen, dann sollte niemand erstaunt fragen, wie es so weit kommen konnte. Die Antwort ist einfach: Weil sich viel zu viele Politiker von der Kriegsgeilheit haben anstecken lassen. Und wir sind so blöd, dieses zerstörerische Spiel mitzuspielen, obwohl klar ist, dass wir alle am Ende dafür bezahlen müssen. Die einen mit ihrem Leben, die anderen mit ihrer Art zu leben.

Und so wird deutlich, dass der Mensch, der Homo Sapiens, nicht etwa die „Krone der Schöpfung“, sondern eine in ihren Fähigkeiten stark eingeschränkte Montagsproduktion ist.

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