Wie bei Shakespeare…

Französische Politik ist wie ein Theaterstück von Shakespeare. Und seit gestern ist wieder ein alter, neuer Bösewicht mit auf der Bühne – Ex-Präsident Nicolas Sarkozy.

Der neue, alte Bösewicht der französischen Politik ist wieder auf der Bühne... Foto: Stephane Lemarchand Caricaturiste / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Politik ist in Frankreich anders als in anderen Ländern. Das französische Politiksystem ist irgendwo zwischen Royalismus und britischer First-Past-the-Post-Demokratie angesiedelt und die Personenbezogenheit des Konzepts „Macht“ sorgt für Verhältnisse und Plots wie bei Shakespeare. Während zur Zeit die Rolle des Helden eindeutig von Emmanuel Macron besetzt wird, betrat gestern ein alt bekannter und trotzdem immer wieder neuer Bösewicht die Bühne – Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, der mit Schimpf und Schande in Polizeigewahrsam genommen wurde, um dort bei einer Befragung zu erläutern, was es mit der vermuteten illegalen Wahlkampffinanzierung Sarkozys durch den libyschen Diktator Muammar Gaddafi auf sich hat.

War Sarkozy während seiner Amtszeit noch selbst der Strippenzieher, ist er inzwischen von der Rolle des Königs in die des Bösewichts abgerutscht. Man stelle sich vor: Ein französischer Ex-Präsident wird von der Polizei an seinem Wohnort im Pariser Nobelvorort Nanterre festgenommen und ins Polizeirevier gebracht. Polizeigewahrsam. Bis zu 48 Stunden und nein, Nicolas Sarkozy ist in dieser Zeit kein freier Mann, der einfach aufstehen und gehen kann. Und das liegt wohl daran, dass es in seiner Geschichte um richtig viel Geld geht. Und um Korruption, Gefälligkeiten für einen arabischen Diktator und viel Spannendes mehr. Eben wie bei Shakespeare.

50 Millionen Euro soll Muammar Gaddafi dem umtriebigen Sarkozy 2007 in die Wahlkampfkasse gelegt haben. Und folgerichtig wurden die beiden dann auch richtig beste Freunde. Gaddafi half Sarkozy, 11 bulgarische Krankenschwestern aus der Hand anderer Bösewichter zu befreien und Sarkozy half Gaddafi, der unbedingt zwei kleine Atomkraftwerke haben wollte. So wäscht dann eben eine Hand die andere. Plötzlich erinnert man sich auch wieder an den herzlichen Besuch Gaddafis bei Sarkozy, als im Innenhof des Elysée-Palasts nicht ganz protokollgerecht ein Beduinenzelt aufgebaut wurde, damit sich der libysche Diktator, der ansonsten weltweit wegen systematischer Verletzungen von Menschenrechten, ständiger Provokationen und dauernder Gefährdungen des brüchigen Gleichgewichts in Nordafrika in der Kritik stand, auch in Paris so pudelwohl wie daheim fühlt.

Seit fünf Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft in Paris und, das muss man dazu sagen, hat bislang ein riesiges Dossier zusammengestellt, das jede Menge Indizien beinhaltet, aber wohl noch nicht den schlagkräftigen Beweis. Insofern hätte man Sarkozy vermutlich auch etwas diskreter befragen können, aber das hätte den Plot für die Medien langweilig gemacht.

Die Message des Theaterstücks ist eindeutig: „Hochmut kommt vor dem Fall“. Nicolas Sarkozy ist nun der Bösewicht, an dem „das Gute“ ein Exempel statuieren wird. Denn, das ist die zweite Message des Stücks, am Ende des Tages sind alle vor dem Gesetz gleich, selbst der König. Und damit sind wir auch schon bei der dritten Message des Stücks: Der neue König Emmanuel sorgt dafür, dass alles mit rechten Dingen vorgeht und scheut sich nicht, seine königlichen Hunde auf den Bösewicht zu hetzen.

Im letzten Akt wird der Bösewicht dann öffentlich vorgeführt und das Gute wird gewonnen haben. Bis dahin ist es zwar noch eine Weile, denn das Verfahren muss ja erst einmal stattfinden, doch ist bereits klar, was dabei am Ende herauskommen muss. Alleine schon aus dramaturgischen Gründen…

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