Coronavirus – die Stunde der Wissenschaft

Die einen sind übervorsichtig, die anderen gedankenlos großmäulig. An der Frage, wie man mit dem Coronavirus umgehen soll, scheiden sich die Geister.

Das Coronavirus (in orange, auf einer Zellzüchtung im Labor) ist eine Realität, die eine Pandemie ausgelöst hat. Foto: NIAID Rocky Mountains Laboratories (RML) / U.S. NIH / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Das Virus „Sars-CoV-2“, das zur Lungenerkrankung „Covid-19“ führt, hat sich zu einer Pandemie ausgeweitet. Doch während sich zahlreiche Politiker und selbst der Stammtisch eine Berufung zum Virologen entdecken, hört man den abenteuerlichsten Blödsinn zu diesem Virus. Doch ähnlich wie beim Klimawandel ist das „Sars-CoV-2“ keine Glaubensfrage, sondern ein wissenschaftliches Thema. Und so sollte es auch behandelt werden.

Zum Thema „Sars-CoV-2“ gibt es Dinge, die wir wissen und Dinge, die auch die Wissenschaftler noch nicht entschlüsselt haben. Wir wissen, dass sich das Virus enorm schnell verbreitet, wir wissen, dass es inzwischen weltweit auftritt, wir wissen, dass es auch von Menschen verbreitet werden kann, die keinerlei Krankheits-Symptome aufweisen, wir wissen, dass die Sterblichkeitsrate geringer als bei anderen Epidemien ist und wir wissen, dass die Experten übereinstimmend sagen, dass 40 bis 70 % der Weltbevölkerung von diesem Virus betroffen sein werden.

Allerdings gibt es eben auch viele Dinge, die wir nicht wissen. So sind inzwischen festgestellte Mehrfach-Erkrankungen ein bislang ungelöstes Phänomen, wir wissen nicht, wie sich das mutationsfähige Virus weiter entwickeln wird, wir wissen nicht, in welchem Zeitraum sich diese 40 bis 70 % der Weltbevölkerung infizieren werden. Nach Aussagen der Weltgesundheitsorganisation WHO ist dieser Zeitraum entscheidend: Sollte sich die Infektion über einen Zeitraum von wenigstens zwei Jahren verteilen, dann könne man die Pandemie managen, sagen die Experten, sollte sich aber alle Infektionen auf nur ein Jahr beschränken, gäbe es kaum die Möglichkeit, angemessen zu reagieren. Aber auch hier gilt – die Wissenschaftler wissen es nicht. Noch nicht.

In der Zwischenzeit sollte man jedem einzelnen überlassen, wie er oder sie mit der Situation umgeht. Weder ist es angebracht, sich über diejenigen lustig zu machen, die sich so gut es geht schützen, noch ist es angebracht denjenigen, die behaupten, dass „das alles nur unnötiger Hype ist“ Moralvorträge zu halten. In den meisten Unternehmen gelten inzwischen Regeln wie sich nicht die Hände zu schütteln oder Küsschen zu geben, überall stehen die Menschen am Waschbecken und waschen sich die Hände, und viele tragen inzwischen auch Atemmasken. Diejenigen, die das nicht wollen, lassen es eben bleiben. Die Wahrheit, wie so häufig, liegt vermutlich irgendwo in der Mitte. Man sollte sich schützen, ohne gleich in Panik zu verfallen und eingesperrt daheim zu bleiben. Aber auch das sollte jedem persönlich überlassen bleiben.

Die Politik sollte sich bedeckt halten, während die Wissenschaft mit Vollgas arbeitet. Aussagen wie die des Kandidaten für den CDU-Vorsitz Armin Laschet („wir haben alles unter Kontrolle!“) braucht kein Mensch, da macht es mehr Sinn, wenn sein Kollege und Gesundheitsminister Jens Spahn eine Pressekonferenz mit dem Leiter des Robert-Koch-Instituts gibt und dabei einräumt, dass wir „am Anfang einer Pandemie“ stehen und sich die Lage stündlich ändert.

Es ist die Stunde der Wissenschaft und nicht etwa die der Hobby-Virologen, die keine Ahnung, aber dafür eine sehr verfestigte Meinung haben. In den kommenden Tagen und Wochen sollte man weniger auf die Politik und den Stammtisch hören als auf die Wissenschaftler, deren Erkenntnisse von der WHO gesammelt und analysiert werden. Die Kommunikationen der WHO sollten für unsere eigene Meinungsbildung ausschlaggebend sein und nicht etwa die vollmundigen Erklärungen von absoluten Laien. Wenn wir alle auf die Wissenschaft hören, dann steigen die Chancen, dass diese Situation halbwegs im Griff behalten wird. Alles andere ist Kaffeesatz-Leserei.

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