Wie der Westen seine eigenen Sanktionen unterläuft…

Da verhängt der Westen Sanktionen über Sanktionen gegen Russland – und wundert sich, dass diese kaum Wirkung zeigen. Kein Wunder, wenn wir diese Sanktionen weiterhin selbst unterlaufen.

Die türkischen Raffinerien wie hier in Kirikkale verarbeiten heute doppelt so viel russisches Öl... Foto: Lacivert71 / Panoramio / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Werden die Sanktionen gegen Russland eigentlich nur verhängt, um die Bevölkerung zu beruhigen? „In die Knie zwingen“ können diese Sanktionen Russland allerdings nicht, auch, wenn dies das erklärte Ziel ist. Doch was sollen Sanktionen bewirken, die von denen, die sie verhängen, einfach unterlaufen werden? Nach wie vor importiert der Westen russisches Öl, das zwar einen den Umweg über die Türkei (schon wieder die Türkei!) und Indien nehmen muss, doch das Ergebnis ist eindeutig: Wir importieren weiterhin und trotz der Sanktionen russisches Öl, für das wir jetzt etwas mehr zahlen müssen, weil es über weitere Seewege transportiert werden muss und somit finanzieren wir weiterhin den Krieg des Wladimir Putin. Wenn Geld verdient werden kann, dann darf man auch mal kurz vergessen, dass wir gerade munter den „Feind westlicher Werte“ finanzieren. Doch sind inzwischen fast alle derart kriegsbegeistert, dass es offenbar kaum jemanden stört, dass die Geschäfte mit Russland weiterlaufen und wir brav die Kriegskasse des Kreml füllen.

Was sind wir Europäer stark und konsequent! Wir verhängen Preisdeckel und drohen Drittländern, diese nicht zu überschreiten, wir verbieten im Rahmen der inzwischen neun Sanktionspakete die Einfuhr russischen Öls per Schiff (die Pipelines sind ohnehin geschlossen oder beschädigt) und loben uns selbst dafür, wie konsequent wir gegen die russische Wirtschaft vorgehen.

Pustekuchen, es ist genau wie vor einem Jahr, als Putin die Bezahlung russischen Öls gegen Rubel forderte. Natürlich lehnte der Westen dies empört ab, bezahlte dann aber faktisch doch in Rubel, indem die Deals über die „Gazprom-Bank“ in der Schweiz abgewickelt wurden, die westliche Dollar und Euro in der Schweiz „umrubelte“ und dann Rubel nach Moskau überwies. Damals störte es bereits niemanden, dass wir unsere eigenen Sanktionen umgehen und da wundert es kaum, dass uns das Gleiche heute ebenfalls nicht stört.

Die neuen „Hubs“ für russisches Öl befinden sich in der Türkei, die nicht nur Opfer furchtbarer Erdbeben, sondern auch das fragwürdigste Land in der NATO ist, das mit Putin und Russland eigene Deals abgeschlossen hat, die nun dem Westen und Russland ermöglichen, an den Sanktionen vorbei zu arbeiten und in Indien, das als Mitglied des BRICS-Staatenverbundes natürlich auf der Seite Russlands steht.

Und es funktioniert. Die Raffinerien in der Türkei und in Indien laufen auf Hochtouren und verarbeiten immer mehr russisches Öl, wie der britische „The Guardian“ berichtet. So sind die Importe russischen Öls in der Türkei im Kriegsjahr 2022 um 50 % auf 143 Millionen Barrel Rohöl gestiegen. Gleichzeitig stiegen auch die Exporte, insbesondere nach Zypern, Lettland und die Niederlande. Und da sich in Rotterdam der „Spot-Markt“ befindet, wird das russische Öl trotz Sanktionen auch in andere europäische Länder geliefert. Na klasse.

Es stimmt, dass Putin und die russische Nomenklatur ständig lügen. Doch leider muss man festhalten, dass der Westen ebenso lügt. Krieg und Kriegsverbrechen stören auch im Westen niemanden, so lange man mit Russland Geschäfte machen kann. Es ist wie in jedem Krieg. Die wirklich Mächtigen füllen sich die Taschen, stellen den Krieg als „alternativlos“ dar, schenken den Menschen für ihre Begeisterung ein paar Heldengeschichten und schicken sie in den Tod. Es ist erschreckend zu sehen, dass zwei Weltkriege mit 100 Millionen Toten nicht ausgereicht haben, den Menschen die Lust am Töten und Zerstören zu nehmen. Statt Verhandlungen auf allen Seiten zu verweigern, könnte man ja erst einmal anfangen, die eigenen Sanktionen wirklich anzuwenden und Russland an den Verhandlungstisch zu zwingen. Aber über Sanktionen, die so löcherig sind wie Schweizer Käse, kann man im Kreml nur lachen.

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