Wie eine tolle Idee verwässert wurde

Das Deutschlandticket, das einst zu einem Monatspreis von 9 € für einen Monat angeboten wurde, kostet ab 2025 satte 58 €. Und damit gehen die Vorteile dieses Tickets flöten.

Das Deutschlandticket - oder wie aus einer tollen Aktion ein realitätsfremder Flopp wurde... Foto: TizuTV / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Als das Deutschlandticket eingeführt wurde, war das ein ganz besonderer Moment, denn diese Aktion verfolgte zwei Ziele. Bei einem Monatspreis von 9 € erlaubte dieses Ticket auch sozial schlechter gestellten Menschen zu reisen, zum anderen war das erklärte Ziel, Menschen vom PKW-Individualverkehr auf öffentliche Verkehrsmittel zu lotsen, als Maßnahme des Klimaschutzes. Doch in der Version 2025 des Deutschlandtickets sind beide Zielsetzungen bis zur Unkenntlichkeit verwässert und somit werden beide der originären Ziele nicht erreicht. Das ganze schöne Projekt wird damit überflüssig.

Die soziale Komponente ging bereits vorher verloren, als das Deutschlandticket im Mai 2023 für 49 € angeboten wurde, dazu in einem digitalen Format, auf das viele sozial schwache Menschen gar keinen Zugriff haben. Wer für 9 € mit Regionalzügen quer durch das Land reisen konnte, konnte das bei einem Preis von 49 € schon nicht mehr unbedingt, vor allem für sozial schwache Familien wurde damit die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben verhindert.

Auch die Zahlen über einen möglichen Umstieg vom PKW auf öffentliche Verkehrsmittel, ein Angebot, das sich speziell an Pendler richten sollte, sind enttäuschend. Zumal die notorische Unpünktlichkeit der Deutschen Bahn für viele Arbeitnehmer ein KO-Kriterium war, da man nicht von der Bahn abhängig sein wollte, um pünktlich bei der Arbeit zu erscheinen.

Natürlich war das Deutschlandticket für 9 € und auch das für 49 € ein Zuschussgeschäft für die öffentliche Hand. Aber es steht nirgends geschrieben, dass die öffentliche Hand kein Geld ausgeben darf, wenn dies den Bürgern ausnahmsweise mal richtig nützt. Doch die Finanzierungsrunden zwischen Bund und Ländern zeigten es deutlich – niemand will das erforderliche Geld für diesen sozialen Fortschritt in die Hand nehmen. Konsequenz: Ab 2025 kostet das Deutschlandticket 58 €.

Nur, 58 €, das ist ein Preis, für den viele Verkehrsverbünde ohnehin ihre Monatsabonnements anbieten, wobei es in vielen Verbünden auch deutlich günstigere Abonnements gibt, beispielsweise für junge Menschen, Auszubildende und so weiter. Und auch für Fernreisen ist das Deutschlandticket inzwischen unattraktiv. Wer frühzeitig bucht und die Super-Sparpreise der Bahn nutzt, kommt für weniger als 58 € einmal durch die Republik und wieder zurück, und zwar mit dem ICE statt mit langsamen Regionalzügen.

Lange haben Bund und Länder diskutiert und der Kompromiss, der am Ende herauskam, hat nichts mehr mit dem Bedarf der Bevölkerung zu tun. Bei einem Monatspreis von 58 € ist absehbar, dass das „Deutschlandticket 2025“ ein Flopp wird, da dieses Angebot weder mit den Lebensrealitäten sozial schwacher Menschen, noch mit denen von Pendlern zu tun hat. Das Geld, das Bund und Länder bei den monatelangen Verhandlungen verbraten haben, wäre besser in der Finanzierung eines sinnvollen Deutschlandtickets investiert worden – so aber wird das Deutschlandticket 2025 ein Schuss in den Ofen. Schade.

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