Wie gut, dass Sport nicht politisch ist…

Der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach hat sich als Vollblut-Politiker geoutet. Die Entscheidung, in Rio ein russisches Team an den Start gehen zu lassen, dafür aber die Whistleblowerin Julia Stepanowa nicht, ist ein Schlag ins Gesicht des Sports.

Ziemlich beste Freunde... für seinen Buddy Wladimir hat IOC-Chef Thomas Bach die Augen vor dem russischen Staatsdoping weitgehend geschlossen. Foto: Kremlin.ru / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Sport ist Business. Zumindest im Profibereich. Die jüngsten Skandale der FIFA haben gezeigt, dass überall dort, wo Milliardenbeträge im Spiel sind, eben auch geschoben, gemauschelt und bestochen wird. Die Vergabe der nächsten Fußball-Weltmeisterschaften nach Russland und Katar zeigen, dass es offenbar ausreicht, die richtigen Beträge auf den Tisch zu legen. Das ist der Profibereich. Geschenkt. Aber irgendwie hatten wir noch die naive Hoffnung, dass es wenigstens im Amateurbereich halbwegs sauber zugeht. Na ja, wie gesagt, eine etwas naive Hoffnung. Die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ein russisches Team bei den Olympischen Spielen an den Start gehen zu lassen, obwohl das systematische Doping in Russland mittlerweile nachgewiesen und aktenkundig ist, zeigt, dass selbst der Amateursport unter der Fuchtel der Politik steht.

Warum aber unterhält man für viel Geld eine „Welt Doping-Agentur“ (WADA), wenn die Ergebnisse dieser unabhängigen Einrichtung einfach ignoriert werden? Immerhin konnte nachgewiesen werden, dass Russland systematisch seine Spitzensportler bei den Olympischen Winterspielen in Sotchi 2014 gedopt hat, da es für das international in der Kritik stehende Russland ebenso wichtig ist, sportliche Erfolge einzufahren wie für andere kritisierte Systeme in der Vergangenheit. Ebenso wie das Staatsdoping war im Übrigen bereits die Vergabe der Winterspiele 2014 nach Russland stark kritisiert worden.

Die ersten Verbände lassen bereits alle russischen Sportler nach Rio fahren. Der IOC-Beschluss ist voller Widersprüche und kaum zu lösender Probleme. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Dass der deutsche IOC-Präsident und frühere Fecht-Olympiasieger Thomas Bach vollmundig davon sprach, dass man für diejenigen russischen Sportler, die in Rio starten dürfen, „die Latte hoch gelegt habe“, ist nur ein schwacher Trost dafür, dass ausgerechnet das IOC die Chance verpasste, dem weltweiten Doping eine klare Absage zu erteilen. Zwar stimmt es, dass für russische Sportler gilt, dass wer bereits einmal wegen Doping gesperrt wurde, auch dann nicht in Rio antreten darf, wenn die Strafe abgesessen wurde, doch wäre es ein ganz anderes Signal im Sinne eines „sauberen Sports“ gewesen, wäre kein russisches Team zugelassen werden. Zumal der „McLaren-Report“ deutlich machte, dass Doping in Russland unter Aufsicht des Geheimdienstes, also des Staats, organisiert wurde. Wobei vor allem der ahnungslose Wladimir Putin auf die Vergangenheitsform „wurde“ Wert legt. Klar, so etwas macht heute niemand mehr in Russland…

Die einzelnen Sportverbände sollen nun prüfen, wie „sauber“ die für Rio gemeldeten russischen Sportler tatsächlich sind. Dazu sollen die Dopingaufzeichnungen analysiert werden – und für die Fülle der Bewertungen und Fälle reichen die zwei Wochen vor den Spielen sicherlich nicht aus.

Doch das ist im Grunde egal – denn die Entscheidung des IOC wollte vor allem eines: Wladimir Putin nicht verärgern. Doch dann wäre es eigentlich konsequenter, würde man die kostenintensive WADA schließen und letztlich Doping einfach legalisieren. Das wäre ehrlicher.

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