Wie immer – die Ärmsten zahlen den höchsten Preis

Die Inflation galoppiert, die Preise für Lebensmittel explodieren. Leidtragende sind wie immer diejenigen, die sich am wenigsten wehren können.

Produkte wie Rohtabak (Bild) haben sich in einem Jahr um mehr als 50 % verteuert - und das wirkt sich auf die Verbraucherpreise aus. Foto: Magnus Manske / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Der Krieg in der Ukraine hat eine Inflation ausgelöst, wie man sie in der Bundesrepublik Deutschland seit 60 Jahren nicht erlebt hat. Die Großhandelspreise, die letztlich die Verbraucherpreise bestimmen, sind im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um sage und schreibe 23,8 % gestiegen. Diese Entwicklung pflanzt sich nun in den Geschäften fort, wo die Preise für viele Grundnahrungsmittel immer weiter steigen. Und von den Energiepreisen braucht man gar nicht erst zu sprechen, die gehen ebenfalls durch die Decke.

Dabei fallen zwei Parameter ins Gewicht: Zum einen verknappt der Ukraine-Krieg viele Produkte und Rohmaterialien, was in der Tat zu enormen Preissteigerungen führt. Doch dann gibt es auch die „Kriegsgewinnler“, die ihre Preise in die Höhe treiben, obwohl ihre Produkte überhaupt nicht von diesem Krieg oder einer Knappheit betroffen sind. In den Sozialen Netzwerken schrieb jemand am Wochenende, dass wir wohl demnächst erfahren werden, dass Straßburger Knackwürste in der Ukraine produziert werden, was dann auch eine Preissteigerung für lokale Produkte „rechtfertigen“ würde. In dieser Gemengelage sind es die Ärmsten, die als erstes die Zeche zahlen.

Im Vergleich zu anderen Ländern und Kontinenten sind die Auswirkungen dieser Entwicklung in unseren Ländern noch „harmlos“. Das Ernährungsprogramm der UNO prognostiziert hingegen in Afrika eine Hungersnot aufgrund der Verteuerung der Grundnahrungsmittel, die mehr Opfer als die Pandemie fordern wird. Doch während die Entwicklung in Afrika für Millionen Menschen lebensbedrohlich ist, stellt sie in unseren Ländern ein soziales Pulverfass dar, das jederzeit explodieren kann.

Bereits vor der Pandemie war beispielsweise Frankreich von heftigen sozialen Unruhen erschüttert, seit 2018 und bis zum Beginn der Pandemie gab es in Paris und den großen französischen Städten jedes Wochenende Demonstrationen und Straßenschlachten mit den „Gelbwesten“, es gab riesige Demonstrationen wegen der geplanten Rentenreform (die der wiedergewählte Präsident Macron nun notfalls am Parlament vorbei durchboxen will) und die aktuellen Preissteigerungen und die Inflation werden erneut zahlreiche Menschen auf die Straßen treiben.

Wenn man die Großhandelspreise mit dem Referenzmonat April 2021 vergleicht, ergibt sich folgendes, beunruhigendes Bild: Rohtabak, Getreide, Saatgut und Futtermittel haben sich in einem Jahr im Großhandel um 53,3 % verteuert, Milch, Milchprodukte, Eier, Speiseöle und Nahrungsfette wie Butter oder Margarine um 29,7 %. Ergebnis: im April 2022 erlebten die deutschen Verbraucher eine Teuerung von 7,4 % der Verbraucherpreise, einen Wert, den es in Deutschland seit 1981 nicht mehr gab und das in einer Entwicklung, die erst ganz am Anfang steht.

Und einmal mehr merkt man, dass Kriege immer nur von den „kleinen Leuten“ Opfer verlangen. Diese sterben entweder an der Front oder aber sie leiden unter immer schwierigeren Lebensbedingungen. Diejenigen, die Kriege zu verantworten haben, sitzen wie immer in ihren Palästen, kommandieren ihre Truppen und erfreuen sich weiterhin der leckersten Spezialitäten und der teuersten Weine. Besonders beunruhigend ist die Tatsache, dass wir erst ganz am Anfang einer Entwicklung stehen, die Jahre dauern wird. Man darf gespannt sein, wie lange die aktuelle Kriegsbegeisterung anhalten wird.

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