Wie Luisa Neubauer der Siemens-Falle entging

Die jungen Klimaschützer sind, anders als FDP-Chef Christian Lindner denkt, alles andere als doof. So reagierte die deutsche Klima-Ikone Luisa Neubauer geschickt auf ein unmoralisches Angebot von Siemens.

Beeindruckend, wie Luisa Neubauer Siemens-Chef Joe Kaeser in die Schranken wies! Foto: Ot / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 4.0int

(KL) – Das hätte Siemens-Chef Joe Kaeser gut in den Kram gepasst. Hätte die Klimaschutz-Ikone Luisa Neubauer sein Angebot eines Sitzes im Aufsichtsrat der neuen „Siemens Energy“ angenommen, dann hätte diese Nachricht für derart viel Wirbel gesorgt, dass die Lieferungen für ein neues, stark die Umwelt belastendes Kohlebergwerk in Australien vermutlich überdeckt. Doch Joe Kaeser und viele ältere Damen und Herren müssen sich nun mit einem Umstand auseinandersetzen, mit dem sie nicht gerechnet hatten und den sie nicht richtig einschätzen können – die „next generation“ ist nicht korrupt. Weder hohe Aufwandsentschädigungen noch Dienstwagen können die jungen Klimaprotestler von ihrem Weg abbringen. Und so steht Siemens heute als „Umweltsünderin“ erneut am Pranger.

„Ich kenne das Aktiengesetz“, erklärte Luisa Neubauer fein, „und wenn ich einen Posten im Aufsichtsrat akzeptiere, dann bin ich gesetzlich verpflichtet, die Interessen des Unternehmens zu schützen und keine öffentlichen Erklärungen abzugeben, die Siemens oder dem Firmenimage schaden könnten.“ Wie wichtig es aber ist, dass Luisa Neubauer Siemens kritisieren kann, erkannte man bereits am Sonntagabend, nachdem klar wurde, dass Siemens an seinem Kohleabbau in Australien festhält, trotz der Umweltkatastrophe, die gerade in Australien abläuft. Natur retten oder Gewinne maximieren? Eine solche Frage stellt sich einem „global player“ nicht – doch die Epoche, in der die Zerstörung des Planeten im Interesse einiger Aktionäre noch durchging, ist vorbei. Unter anderem dank der „Friday for Future“-Aktivisten. „Joe Kaeser macht einen unentschuldbaren Fehler“, erklärte Luisa Neubauer prompt, was sie gar nicht gedurft hätte, wäre sie in die Aufsichtsrats-Falle getappt. Ist sie aber nicht. Und da die ach so schlauen Erwachsenen, die sich immer noch mit Schnappatmung an Greta Thunberg & Co. Abarbeiten, leider nicht schlau genug sind, die Zerstörung des Planeten für etwas anderes als „alternativlos“ zu halten, müssen eben weiter die Kids für die öffentliche Kritik sorgen.

Festhalten kann man aber bereits, dass es Siemens mit seinen wunderbaren Ankündigungen einer anderen Energiepolitik nicht so sonderlich ernst ist. Hauptsache Umsatz, Hauptsache Profit und wenn Australien dreimal abbrennt. Jeder verbrannte Koalabär sichert einen Arbeitsplatz bei uns, da fällt die Überlegung nicht sonderlich schwer. Auch Siemens hat sich also die Philosophie zueigen gemacht, dass die Klimaziele der COP21 in Paris nicht unbedingt umgesetzt werden müssen, solange man mit Projekten, die als Abfallprodukt eine weitere Erderwärmung zur Folge haben, ordentlich Geld verdienen kann. Nachhaltigkeit ist etwas für Photovoltaik-Spinner und Halbstarke, die freitags die Schule schwänzen. Vernachlässigbar.

Dass Siemens und Joe Kaeser allerdings mit der Klimaaktivistin Luisa Neubauer einen PR-Scoop landen wollten, ist eine Unverschämtheit. Denn Siemens ging es offenbar nicht darum, die Stimme der Jugend in die hauseigene Energiepolitik einfließen zu lassen, sondern darum, die in Deutschland lauteste Stimme für den Klimaschutz zum Verstummen zu bringen. Wie schön, dass diese neue Generation so unempfänglich für die Verlockungen der „alten Welt“ ist, wie schön, dass sich diese jungen Leute ernsthaft für die Zukunft dieses Planeten einsetzen.

Die Zeit der Joe Kaesers und von Industriegiganten wie Siemens läuft langsam aus. Ärgerlich ist nur, dass diese Dinosaurier noch richtig viel Schaden anrichten können, bis sie von der Bildfläche verschwinden. Aber auf jeden Fall – Dankeschön, Luisa Neubauer, dass Du gezeigt hast, dass man mit Geld nicht alles kaufen kann!

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