Wie sich die Rechtsextremen selbst ins Abseits schießen

Ein Kandidat des rechtsextremen RN-ex-FN im Departement Haut-Rhin, Laurent Gnaedig, wird für seine haarsträubenden Aussagen in Paris verklagt.

Wer, wie der Kandidat Laurent Gnaedig, den Satz "die Gaskammern waren nur ein Detail der Geschichte" für "nicht antisemitisch" hält, sollte nicht in der Politik sein. Foto: LP mAn / Wikimedia Commons / CC-BY 3.0

(KL) – Kurz vor dem zweiten Wahlgang der vorgezogenen Parlamentswahlen in Frankreich, bei dem es in den Stichwahlen zu zahlreichen Duellen zwischen rechtsextremen Kandidaten und solchen aus dem bürgerlichen Lager kommt, kommen die Rechtsextremen nicht umhin, sich zahlreichen Debatten zu stellen. Und sobald sie den Mund aufmachen, liefern sie Gründe, um nicht für sie zu stimmen. Wie der Kandidat Laurent Gnaedig, der am Sonntag im Wahlkreis 1 des Departements Haut-Rhin mit Vorsprung in das entscheidende Duell gegen die Amtsinhaberin Brigitte Klinkert geht.

In einer Debatte verstieg sich Gnaedig zu der Aussage, dass die skandalöse Einlassung des Front National-Gründers Jean-Marie Le Pen, der gesagt hatte, dass „die Gaskammern der Nazis nur ein Detail der Geschichte“ seien, keineswegs antisemitisch gewesen wären. Zwar muss jemand Herrn Gnaedig später gesteckt haben, dass eine solche Aussage strafbar sei, denn er versuchte eine schwache Entschuldigung, doch seine Aussage war in der Welt und konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden. Konsequenz: Die NGOs „SOS Racisme“ und die „LICRA“ reichen eine Klage gegen den Mann ein.

Das „Rassemblement national“, Erbe des „Front National“ und angeführt von Marine Le Pen, der Tochter von Jean-Marie Le Pen, hat das gleiche Problem wie die AfD in Deutschland. Solange sich ihre politischen Gegner gegenseitig zerfleischen, steigen die Rechtsextremen in den Umfragen. Doch sobald sie den Mund aufmachen müssen, kommen derart haarsträubende Dinge heraus, dass sie damit zwangsläufig potentielle Wähler verschrecken.

Wer solche Aussagen zu den Gaskammern der Nazis, in denen Millionen Juden ermordet wurden, aus dem einzigen Grund, dass sie Juden waren, als „nicht antisemitisch“ bezeichnet, der hat nichts in der Politik verloren. Ja, selbst bei Diskussionen in der Eckkneipe sollten solche Leute nicht das Wort ergreifen.

Kurz vor dem entscheidenden Wahlgang am Sonntag kann niemand mehr behaupten, dass eine Stimme für diese Rechtsextremen eine „Protest-Stimme“ sei. Wer für diese Leute stimmt, der teilt das teilweise gestörte und verstörende Weltbild der Rechtsextremen. Pech für Laurent Gnaedig, dass er seinen „Wahlkampf“ nicht ohne Wortmeldung absolvieren konnte, denn mit den unglaublichen Dingen, die er zum Besten gibt, wird er zum besten Wahlhelfer für seine Kontrahentin Brigitte Klinkert.

Bleibt zu hoffen, dass die Menschen in diesem Wahlkreis 1 des Departements Haut-Rhin nun verstanden haben, zwischen wem sie sich zu entscheiden haben. Auf der einen Seite ein Kandidat, der findet, dass der Satz „die Gaskammern der Nazis waren nur ein Detail der Geschichte“ nicht antisemitisch ist, auf der anderen Seite eine erfahrene, konservative Politikerin, der solch braunes Gedankengut fern liegt. Wer da noch überlegen muss, für wen er stimmt, sollte am Sonntag mit einem braunen Hemd ins Wahllokal gehen…

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