Wir reden nicht mit den Russen – aber wir spielen mit ihnen

Ab morgen treten deutsche Judoka bei der Judo-WM in Katar an – auch gegen russische und belarussische Sportler. Die Ukraine boykottiert diese WM. Was für ein trauriges Spektakel.

Wer mit russischen Sportlern spielt, bezieht damit Stellung für den russischen Angriffskrieg. Foto: Evdcoldeportes / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 2.5col

(KL) – IOC-Chef Thomas Bach hat ganze Arbeit geleistet, als er den Welt-Sportverbänden ans Herz legte, sie mögen doch die Sportler aus den Ländern seiner Buddys Wladimir Putin und Alexander Lukaschenko bei den internationalen Wettbewerben und vor allem, bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris antreten lassen. Als ob gerade kein Krieg toben würde, doch offenbar steht Thomas Bach bei den Schurken dieser Welt in der Schuld. Anders lässt sich nicht erklären, warum der Mann so tut, als wäre alles in Ordnung auf dieser Welt. Leidtragende sind einmal mehr die Ukrainer.

Da passt mal wieder alles zusammen. Eine Judo-WM in Doha/Katar, also das übliche „Whitewashing“ eines Landes, das es mit Menschenrechten nicht so genau nimmt, dazu die Erlaubnis, dass Russen und Belarussen antreten dürfen, als ob es keinen Krieg gäbe, wütende Ukrainer, die diese WM verständlicherweise boykottieren und der Deutsche Judo-Bund (DJB) eiert sich in eine lauwarme Position, die im Grunde gar keine Position ist. Denn einerseits kritisiert der Verband die Teilnahme der russischen und belarussischen Judoka bei dieser WM, andererseits fährt man aber hin und freut sich auf einen „ganz normalen“ Wettbewerb mit Sportlern aus dem Land, das gerade die Welt mit einem neuen Weltkrieg überzieht. Dass acht Mitglieder der russischen Delegation an einer „Hintergrundprüfung“ gescheitert sind und wegen ihrer allzu offensichtlichen Unterstützung des Kriegs nicht nach Doha reisen dürfen, ist reine Augenwischerei. Und Judo-Freund Putin bekommt wieder einmal das, was er will.

Das Argument für die Teilnahme deutscher Judoka an dieser erneut skandalösen WM in Katar lautet, dass die Athleten bei dieser WM wichtige Qualifikationspunkte für die Olympischen Spiele sammeln sollen. Und das, natürlich, ist viel wichtiger als ein deutliches Zeichen in Richtung Russland, dass man so lange nichts mit diesem Land zu tun haben will, bis der Angriffskrieg in der Ukraine beendet ist. Aber vermutlich ist einmal mehr viel Geld im Spiel, Petrodollar aus Katar und Rubel aus Moskau. Welcher Sportverband sagt da schon nein?

Die Haltung der westlichen Sportverbände ist geradezu jämmerlich und im zweiten Kriegsjahr mit der Ansage aufzuwarten, dass „dieser Krieg nicht auf dem Rücken der Athleten ausgetragen werden darf“, wird peinlich. Was ist denn mit den hunderten ukrainischer Sportler, die in diesem Krieg bereits getötet wurden?

Es wird langsam Zeit, dass das Publikum dieser Sportveranstaltung mit russischer und belarussischer Beteiligung reagieren und zwar sowohl bei den Groβveranstaltungen im Vorfeld der Olympischen Spiele, als auch bei Paris 2024 selbst. Die einzige „Waffe“, über die wir als Otto Normalverbraucher verfügen, ist der Boykott. Und über den sollte man ernsthaft nachdenken, denn diese korrupten und inzwischen von den Verbands-Bossen hochpolitisierten Veranstaltungen stinken zum Himmel, ebenso wie die Haltung der Verantwortlichen.

Die Welt wird gerade immer verrückter und hat jeden früheren Grundsatz über Bord geworfen. Es kann doch nicht sein, dass wir mit Russland zwar nicht sprechen, aber munter Sport treiben!

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