Wir retten (vielleicht irgendwann) die Welt!

Deutschland will sich den neuen Klimazielen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron anschließen. Das klingt schön und niemand muss etwas dafür tun. Toll.

Eigentlich ist es schon 5 nach 12 - aber die Politik will die Welt erst 2050 retten. Wenn das dann noch geht. Foto: Leonhard Lenz / Wikimedia Commons / CC0 1.0

(KL) – Das klingt wunderbar. Europe soll bis 2050 „klimaneutral“ werden, also keinerlei Treibhausgase mehr in die Umwelt pusten. Das hatte der französische Präsident Emmanuel Macron angeregt und nach Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Dänemark, Spanien, Schweden und Portugal will nun auch Deutschland mitmachen. Doch handelt es sich nicht erneut um die reine politische Kommunikation?

Denken wir mal nach. 2050, das ist in 31 Jahren. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer oder eine der heute aktiven Politiker dann noch in Amt und Würden ist, steht gering. Da ist es einfach, ambitionierte Ziele wie die „Klimaneutralität“ in die Welt zu setzen, wenn man weiß, dass man selbst nichts dafür tun muss. Klingt gut, ist im Grunde ja auch richtig, kostet nix und verschafft ein „grünes“ Image, das in der heutigen Politiklandschaft allen gut zu Gesicht steht. Doch die Realitäten zum Thema Klimaschutz sehen leider ganz anders aus.

Erst vor wenigen Tagen gab die Bundesregierung bekannt, dass alle Klimaziele leider, leider nicht eingehalten werden können und gleichzeitig erfuhr man, dass sich die CO2-Emissionen trotz aller wohlklingenden Absichtserklärungen weiterhin auf Rekordniveau befinden. Da nützt es wenig, dass man angesichts des Scheiterns (beispielsweise was die bei der COP 21 in Paris definierten Ziele der Eindämmung der Erderwärmung angeht) einfach neue, noch ambitioniertere Ziele definiert, deren Einhaltung aufgrund der Zeitplanung ohnehin von anderen sichergestellt werden muss.

Wie das sicher sinnvolle Ziel der „Klimaneutralität“ erreicht werden soll, steht ebenso in den Sternen wie die Antwort auf die Frage, wie man Atommüll sicher für runde 25 Jahrtausende lagern soll. Weder verfügen wir über die Technologien, mit denen solche Ziele erreicht werden können, noch gibt es dafür einen politischen Willen, denn nach wie vor sind alle politischen Entscheidungen dem Willen der Industrie untergeordnet und die hat nicht in Geringsten vor, Geld für Umweltschutz auszugeben.

Man könnte das Gefühl bekommen, dass diese Ankündigungen vor allem einem Zweck dienen – dass sich die aktuellen Politiker ein „grünes Gesicht“ geben können, ohne etwas dafür tun zu müssen. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Grünen überall in Europa Rückenwind haben, bemühen sich auch die traditionellen Parteien, ein solches „grünes Bild“ von sich abzugeben.

Was die Umsetzung dieser ehrgeizigen neuen Ziele anbelangt, so überlassen wir das lieber den kommenden Generationen politisch Verantwortlicher. Vorausgesetzt, wir haben bis dahin den „Point of no return“ nicht überschritten, von dem die Wissenschaft meint, dass er bereits vor 2050 erreicht sein wird. Und das dämpft dann doch ein wenig die Freude über diese neuen, wohlfeilen Absichtserklärungen.

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