Wir sind Charlie!

Mit einer ambitionierten Auflage von 200.000 Exemplaren geht das französische Satiremagazin „Charlie Hebdo“ nun auch in Deutschland an den Start. Hat Deutschland genug Humor für „Charlie“?

"Charlie" hat sich auf den Weg nach deutschland gemacht - herzlich willkommen! Foto: Charlie Hebdo

(KL) – Als am 7. Januar 2015 das schreckliche Attentat auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ in Paris verübt wurde, trugen wir auch in Deutschland alle den Button „Ich bin Charlie“. Die deutsche Solidarität mit Frankreich, die tragischerweise in der Folge noch mehrfach auf die Probe gestellt werden sollte, blieb der Redaktion des Satiremagazins in Paris nicht verborgen – seit dem 1. Dezember gibt es nun eine deutsche Version von „Charlie Hebdo“ und stellt die Deutschen vor eine echte Herausforderung – wie viel Satire und Humor vertragen wir eigentlich?

Dass Deutschland offen für „Charlie“ ist, zeigte sich bereits beim Erscheinen der ersten Ausgabe nach dem Anschlag 2015. Diese verkaufte sich in Deutschland knapp 70.000 Mal, obwohl sicherlich viele der Käufer gar nicht alles verstanden – denn der französische Humor ist fein und hintersinnig und erschließt sich oft nur Leserinnen und Lesern, die auch die Feinheiten der Sprache Molières beherrschen. Und dieses Interesse für den französischen Humor hat dann „Charlie Hebdo“ dazu veranlasst, sich auf das Abenteuer einer deutschen Ausgabe einzulassen.

Das Format dieser deutschen Ausgabe ist das gleiche wie in Frankreich – 16 chaotisch gesetzte Seiten, Karikaturen satt und Texte, an denen man sich nur erfreuen kann, wenn man nicht gerade selbst Gegenstand des bissigen Humors und der feinen Wortspiele der Karikaturisten und Texter von „Charlie“ ist.

Ist Deutschland reif für diese Art von Humor? Die Verkaufszahlen werden es zeigen. Vielleicht noch nicht bei der ersten Ausgabe, die mit 200.000 Exemplaren gleich nach den Sternen greift. Der „Erstling“ wird sicher ruckzuck ausverkauft sein, doch der nachhaltige Erfolg von „Charlie“ in Deutschland wird sich erst nach ein paar Ausgaben zeigen.

Umgekehrt stehen aber auch die Macher von „Charlie“ vor einem großen Test. Ist es möglich, den französischen Humor in andere Sprachen und andere Kulturen zu exportieren? Die deutsche Ausgabe von „Charlie“ ist somit ein Test für alle Beteiligten. Der hoffentlich erfolgreich verläuft – herzlich willkommen auf der anderen Rheinseite, „Charlie Hebdo“!

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