Wird Impfen mit AstraZeneca zur Mutprobe?

Es wird einfach nicht ruhig um das Vakzin AstraZeneca, dessen Umbenennung in „VaxZevria“ auch nicht mehr Sicherheit in die Diskussion brachte. Und wie geht es weiter?

Der Impfstoff AstraZeneca wird sein schlechtes Image einfach nicht los... Foto: bratislavskysamospravnykraj / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Die Diskussionen um das Vakzin AstraZeneca reißen nicht ab. Anders als bei anderen Vakzinen haben viele Länder die Impfungen mit diesem Vakzin auf bestimmte Bevölkerungsgruppen reduziert oder erneut eingestellt. Die USA wollen ganz auf diesen Impfstoff verzichten. Gestern bestätigte der Leiter der Impfabteilung der europäischen Arzneimittelbehörde EMA Marco Cavaleri, dass es einen Zusammenhang zwischen den immer häufiger berichteten Thrombosen und dem Impfstoff gibt. Und was fängt man nun mit diesen Informationen an?

Wenn die Offiziellen mit solchen Informationen an die Öffentlichkeit gehen, dann nützt es wenig, wenn sie in einem Halbsatz nachschieben, dass „die Vorteile des Vakzins die Nebenwirkungen bei weitem aufwiegen“. Was in den Köpfen der Menschen hängenbleibt, ist, dass mit diesem Vakzin etwas nicht stimmt. Schlechte Nachrichten für diejenigen Länder, die ihre Impfkampagnen auf diesem Vakzin aufbauen.

Dass Arzneimittel, Medikamente und Impfstoffe Nebenwirkungen zeigen können, ist normal und an sich nichts Aufregendes. Nur – bei AstraZeneca gibt es seit Anfang an Probleme, das Vakzin wurde kurzfristig aus der Impfung genommen, dann wieder freigegeben, dann wieder von etlichen Ländern gesperrt. Heute noch wird das Vakzin in etlichen Ländern nicht genutzt, in anderen nur für bestimmte Altersklassen und die Fragen, die sich zu diesem Vakzin stellen, bleiben ohne Antwort.

Als Normalbürger stellt man sich natürlich die Frage, ob man sich mit diesem Vakzin impfen lassen soll oder nicht. Einerseits ist die Impfung langfristig einer der wenigen Wege, um aus dieser Krise zu kommen, doch ist nachvollziehbar, dass sich die Menschen lieber den Impfstoff von BioNTech-Pfizer, Moderna oder Johnson&Johnson spritzen lassen wollen, zu denen es bisher keinerlei solche Meldungen gab. Klar, der eine oder andere Politiker lässt sich momentan medienwirksam das AstraZeneca-Vakzin impfen, aber das alleine wird nicht reichen, in der Bevölkerung ausreichend Vertrauen herzustellen, dass die Impfkampagne wirklich ins Rollen kommen kann.

Abgesehen von diesen Schwierigkeiten hat man es wohl auch allgemein hingenommen, dass es nach wie vor massive Lieferengpässe für AstraZeneca, aber auch die anderen Vakzine gibt. Insofern sollte man auch die vollmundigen Ankündigungen der Politik nicht allzu ernst nehmen, die uns weiterhin vorgaukeln, dass wir kurz vor dem Ende der Pandemie stehen. Experten sind sich darüber einig, dass eine kollektive Immunisierung, wenn überhaupt, nicht vor 2022 eintreten kann. Und selbst das ist unwahrscheinlich, denn für eine solche Immunisierung müssten rund 70 % der Bevölkerung zwei Impfungen erhalten haben. Stand heute haben in Europa zwischen 4 und 5 % der Bevölkerung zwei Impfungen erhalten. In diesem Tempo ist selbst 2022 eine optimistische Einschätzung…

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