Wird Paul Watson der nächste Julian Assange?
Das Gericht im grönländischen Nuuk hat entschieden – bis über eine Auslieferung von Paul Watson nach Japan entschieden wird, muss Paul Watson in Haft bleiben.
(KL) – Der 13. November ist der nächste Stichtag im Verfahren gegen Paul Watson, der wegen der Aktivitäten seiner Organisation „Sea Shepard“, die in internationalen Gewässern gegen den eigentlich verbotenen Walfang vorgeht, in Japan vor Gericht gestellt werden soll, wo ihn vermutlich eine lange Haftstrafe erwartet, denn Japan würde gerne ein Exempel statuieren, um künftig ungestört Jagd auf seltene Wale machen zu können, die nicht etwa wie von Japan behauptet zu „wissenschaftlichen Forschungszwecken“ gejagt werden, sondern auf den Tellern begüterter japanischer Feinschmecker landen.
Die Parallelen zum Fall Julian Assange sind nicht wegzudiskutieren. Wie immer in solchen Fällen zuckt die Politik mit den Achseln, erklärt sich für nicht zuständig und führt prozedurale Gründe dafür an, dass man nicht eingreift. So kann Paul Watson kein Asyl in Frankreich beantragen, wo er einen großen Teil des Jahres seinen Lebensmittelpunkt hat, denn für einen Asylantrag müsste er sich auf französischem Boden befinden, was er leider aufgrund seiner Inhaftierung auf Grönland nicht kann. Einen Antrag auf Einbürgerung hat er in Frankreich gestellt, doch selbst wenn dieser positiv beschieden wird, würde ihn das nicht vor einer Auslieferung schützen.
Da es selbst nach den Fällen Edward Snowden und Julian Assange nach wie vor kein „europäisches politisches Asyl“ gibt, wird auch niemand aktiv. Bedauern allerorten, vor allem bei denjenigen, die diese Situation verändern könnten, dies aber nicht tun. Einmal mehr erweist sich die EU als ein zahnloser Papiertiger, der nicht im Traum daran denkt, europäische Grundwerte zu verteidigen, dafür aber immer Gewehr bei Fuß steht, wenn es darum geht, Banken, Pharma-Unternehmen, Rüstungsfirmen und Automobilkonzerne zu hätscheln.
Dass sich Japan und einige skandinavische Länder nicht an internationale Abkommen halten, die den Fang seltener und vom Aussterben bedrohter Wale verbieten, interessiert auch nicht. Paul Watson ist kein Verbrecher, sondern ein militanter Umweltschützer, der dort aktiv geworden ist, wo die Staatengemeinschaft wie so oft versagt. Nicht Paul Watson ist kriminell, sondern diejenigen, die trotz der Verbote weiterhin auf den Weltmeeren Wale jagen, in der Hoffnung, dass niemand hinschaut.
Im Fall Julian Assange ging die Geschichte nach fast 14 Jahren glimpflich aus, dank der Interventionen der australischen Regierung kam der Whistleblower endlich frei. Wird man jetzt bei Paul Watson auch so lange warten müssen, bis sich irgendein politischer Verantwortungsträger etwas klarer positioniert und eingreift? Oder wartet man ab, bis Paul Watson nach Japan ausgeliefert wird? Dass dieses Thema auf europäischer Ebene mit den dänischen Amtsträgern angesprochen wird, ist zwar richtig, reicht aber nicht aus. Denn die Dänen schieben den Schwarzen Peter nun auf die grönländischen Gerichte, als ob die grönländische Justiz und Politik von Dänemark unabhängig wären.
Die Erfahrung zeigt, dass in solche Dossiers nur dann etwas Bewegung kommt, wenn sich die Öffentlichkeit engagiert und das tut, was eigentlich die Politik tun müsste. Es zirkulieren zahlreiche Petitionen, die alle das fordern, was der gesunde Menschenverstand möchte: #freepaulwatson !
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