WM-Qualifikation – die Blatter-Putin-Show in Sankt Petersburg

Das riecht doch schon wieder nach Skandal - nicht nur, dass Sepp Blatter seinem „guten Freund“ Putin PR-Honig um den Bart schmiert - auch die Quali-Gruppen riechen nach Korruption…

Ah, endlich konnte Sepp Blatter mal wieder reisen, ohne zu befürchten, gleich einkassiert zu werden! Foto: International Student's Commitee / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(WB) – Moment mal, was war das denn am Samstag in Sankt Petersburg? Klar, Sepp Blatter war da, nachdem er sich aus begründeter Angst vor seiner Verhaftung weder zur Frauen-WM nach Kanada, noch zur U20-WM nach Neuseeland getraut hatte. Nach Russland kann er unbesorgt reisen, da hat er ja „gute Freunde“, die schon dafür sorgen, dass ihr in die Vergabe der Fußball-WM 2018 investiertes Geld nicht schlecht angelegt ist. Klar auch, dass bei der Megashow in Sankt Petersburg kein kritisches Wort zu irgendwas zu hören war – die Großen des Weltfußballs entblödeten sich nicht, ihren Kotau vor Wladimir Putin zu machen. Sei’s drum, warum sollten die Sportfunktionäre pfiffiger sein als die Politiker? Aber wenn man sich dann die Auslosung der europäischen Qualifikations-Gruppen anschaut, dann bekommt man doch das Gefühl, dass auch da wieder was nicht stimmen kann.

Der Skandal beginnt schon mit Gruppe A: Hier müssen die Niederlande, Frankreich, Schweden, Bulgarien und, na ja, Weißrussland und Luxemburg gegeneinander antreten. Ist das die Antwort von Sepp Blatter auf eine mögliche Kandidatur des Franzosen Michel Platini als sein Nachfolger? Frankreich gegen die Niederlande? Das könnte doch ein WM-Viertel- oder gar Halbfinale sein!

Diese Gruppe A, nennen wir sie mal die „Platini-Rachegruppe“, kontrastiert stark mit den an deren Gruppen. In Gruppe B treffen Portugal, die Schweiz, Ungarn, die Färöer-Inseln, Lettland und Andorra aufeinander. Da freut man sich zwar für unsere Nachbarn aus der Schweiz, die jetzt schon zusammen mit den Portugiesen für die Reise nach Russland planen dürfen, aber im Vergleich zur Gruppe A ist das ja wohl ein Witz!

Deutschland ist dem FIFA-Clan wohl noch kein Dorn im Auge – mit der Tschechischen Republik, Nordirland, Norwegen, Aserbaidschan und San Marino ist das Ticket zur Fußball-Polit-Show 2018 in Russland auch schon im Sack.

Und wenn man die Gruppe D mit der Gruppe A vergleicht, dann kann man gar nicht mehr anders, als Betrug zu wittern (wüsste man es nicht besser, denn bei der FIFA geht ja zum Glück immer alles mit rechten Dingen zu…). In dieser Gruppe D treffen Wales, Österreich, Serbien, Irland, Moldawien und Georgien aufeinander. Was dann auch den Österreichern endlich mal wieder reelle Chancen auf die WM-Teilnahme bringt.

Auch die Gruppe E ist nicht genau das, was man eine „Todesgruppe“ nennen würde, auch wenn die beteiligten Mannschaften das sicher anders sehen. Rumänien, Dänemark, Polen, Montenegro, Armenien und Kasachstan werden sich sicher spannende Spiele liefern, aber eine Paarung wie Niederlande – Frankreich ist da auch nicht dabei.

Gleiches gilt für Gruppe F, wo England, die Slowakei, Schottland, Slowenien, Litauen und Malta gegeneinander antreten müssen. OK, das Duell England – Schottland birgt vor allem eine politische Würze, aber trotzdem…

In Gruppe G müffelt es dann wieder etwas – denn müssen Spanien und Italien wirklich schon in der Qualifikation gegeneinander ‘ran? Zu den beiden Topteams kommen noch Albanien, Israel, Mazedonien und Liechtenstein. Da war doch auch schon wieder was…

Mit Griechenland ging die FIFA etwas gnädiger um, die haben ja momentan schon genug um die Ohren. Mit Belgien, Bosnien-Herzegowina, Estland und Zypern haben die Griechen die Möglichkeit, nach der verpatzen Qualifikation für die EM 2016 (die zwar noch nicht vorbei ist, aber Griechenland ist Gruppenletzter mit 2 Pünktchen und kann getrost für die nächste Quali planen…) mal wieder ein nationales Erfolgserlebnis zu haben.

Auch die Gruppe I ist weit von der „Platini-Straf-Gruppe“ entfernt. Mit Kroatien, Island, der Ukraine, der Türkei und Finnland ist auch diese Gruppe anders besetzt als die Gruppe A. In der die Niederlande und Frankreich gegeneinander antreten müssen.

Seltsam, seltsam – Blatter, Putin, die FIFA, das alles klingt aber gar nicht gut. Und wie wäre es, wenn die europäischen Verbände diese seltsame PR-WM in Russland 2018 einfach boykottieren würden? Hm? Wäre das nicht was?

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