Wochenende fällt leider aus…
An diesem Wochenende gilt in Nizza und in Dünkirchen ein strenger Lockdown. Dieser ist nicht einmal mehr regional, sondern nur noch lokal. Dabei liegt auf der Hand, das diese Miniatur-Maßnahmen nicht viel bringen können.

(KL) – Die Polit-Show am Donnerstag, bei der Premierminister Jean Castex und Gesundheitsminister Olivier Véran die aktuelle Lage und die geplanten Maßnahmen verkündeten, rief mehr Kritik hervor, als das normalerweise der Fall ist. Wollten die beiden den Franzosen vermitteln, dass die Regierung alles im Griff hat und die Pandemie hervorragend managt, so erreichten sie das Gegenteil. „Anderthalb Stunden – um nichts zu sagen“, lautete der Tenor der Kommentare. Und in der Tat – abgesehen davon, dass sich Castex und Véran gegenseitig bescheinigten, die Champions in der Pandemie-Bekämpfung zu sein, zeigte sich vor allem eine große Hilf- und Planlosigkeit. Die neuen lokalen Lockdowns in einzelnen Städten mit besonders hoher Inzidenz sind ein gutes Beispiel dafür. Frankreich steht, wie andere Länder auch, vor der Pandemie und weiß nicht, was zu tun ist.
Die „besorgniserregende Verschlechterung der Lage“, von der Jean Castex berichtete, hinderte die beiden Minister allerdings nicht daran, sehr zufrieden mit sich selbst zu sein und tapfer 90 Minuten in die Kamera zu lächeln und mit allen möglichen Zahlen zu „beweisen“, dass man alles im Griff hat. Und immer wieder der virtuelle Gemächtvergleich mit den europäischen Partnern – „wir sind besser als die anderen!“. Na toll. Bei Infektionszahlen, die so hoch sind wie seit November nicht mehr, reicht diese Kommunikationsshow allerdings nicht mehr.
Klar – am Wochenende sind nun zwei Städte im erneuten Lockdown. Zwei Städte, Nizza und Dünkirchen. Das könnte natürlich zum Erfolg führen – vorausgesetzt, dass in den kommenden Wochen niemand in diese Städte fährt oder diese verlässt. Wie realistisch das ist, bleibt dahingestellt. Ist das die Vorstufe zum Lockdown einzelner Stadtviertel oder Straßenzüge? Oder einzelner Wohnblocks? Kann man eine weltweite Pandemie so bekämpfen?
Der große Fehler in der Kommunikation der französischen Regierung ist längst begangen worden. „Schulmeister“ Castex hat den Franzosen vermittelt, dass die sanitären Maßnahmen eine Art „Bestrafung“ für unbotmäßiges Verhalten sind und nun wollen natürlich die Regionen, in denen die Zahlen gerade niedrig sind, nicht genau so „bestraft“ werden wie diejenigen, die hohe Zahlen aufweisen. Dass eine sanitäre Maßnahme keine „Bestrafung“ ist, das ist irgendwie untergegangen. Das alles, um einen erneuten landesweiten Lockdown zu verhindern. Denn den will niemand mehr.
Impfungen, die schleppend verlaufen, weil Impfdosen fehlen und die Logistik nicht hinterherkommt, die „Überwachung“ von 20 Departements mit hoher Inzidenz (wobei völlig unklar ist, was „Überwachung“ bedeutet), die Ankündigung neuer Maßnahmen am 6. März – die französische Regierung stolpert ziemlich planlos durch die Krise. Das tun andere Regierungen auch, allerdings verzichten die meisten anderen Regierungen darauf, sich selbst für das Herumgestolper über den grünen Klee zu loben.
In der Zwischenzeit diskutieren die europäischen Spitzen darüber, wie über „grüne Impfpässe“ das Reisen in den kommenden Monaten wieder ermöglicht werden soll. Schade, dass sie nicht darüber sprechen, wie man gemeinsam die Pandemie auf europäischer Ebene bekämpfen kann. So richtig vielversprechend sieht das alles nicht aus…
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