Wolfgang Niersbachs Rücktritt – ein Zeichen für seine Unschuld?

Während sich alle anderen, im Grunde längst der Korruption überführten Fußball-Funktionäre weiter an ihre Posten klammern, ist der DFB-Präsident zurückgetreten.

Ein Rücktritt, der Fragen aufwirft und immer noch keine Antworten liefert. Hatte Wolfgang Niersbach wirklich nichts mit dem DFB-Skandal zu tun? Foto: Eurojournalist(e)

(KL) – Eine Handvoll Mitglieder des illustren FIFA-Exekutivkomitees schmoren gerade im Gefängnis, Sepp Blatter und Michel Platini sind gesperrt, wieder andere wie Franz Beckenbauer hüllen sich in gleichermaßen viel- und nichtssagendes Schweigen – und was macht Wolfgang Niersbach? Er tritt zurück. Was ja im Umkehrschluss ein Zeichen für seine Unschuld sein müsste.

In der Tat war Wolfgang Niersbach in den Jahren, um die es geht, nämlich den Zeitpunkt, als die Entscheidung über die Vergabe der Fußball-WM 2006 zu fallen hatte, gar nicht in einer Position, dass er maßgeblich die fraglichen 6,7 Millionen Euro zwischen dem früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus, seltsamen Agenturen in der Schweiz und höchstwahrscheinlich einigen Mitgliedern des FIFA-Exekutivkomitees hätte hin- und herschieben können. Das mussten dann schon andere tun und alle Blicke richten sich auf den Chef der deutschen Bewerbung, die „Lichtgestalt“ Franz Beckenbauer. Und auf ein paar andere. Eigentlich könnte sich Niersbachs „Beteiligung“ an diesem Vorgang höchstens auf ein Mitwissen beschränken, durchführen konnte er diese Transaktionen gar nicht.

Dass er nun zurückgetreten ist, wirft mehr Fragen auf, als der Rücktritt beantwortet. Natürlich hatte sich Niersbach ein wenig lächerlich gemacht, als er letzte Woche die Presse nach Frankfurt einbestellte, nur um ihr dort stammelnd mitzuteilen, dass die WM 2006 in Deutschland „nicht gekauft“ worden sei. Aber dass er nun zurücktritt, ist weniger ein Schuldanerkenntnis, als ein Hinweis darauf, dass Niersbach tatsächlich so etwas wie ein Verantwortungsbewusstsein hat und in der laufenden Untersuchung ein Zeichen setzen will – das Zeichen, dass es für den DFB, ebenso wie für UEFA, FIFA, IOC, IAAF und all die anderen Verbände, die mit Millionen und Milliarden hantieren, ihre Großveranstaltungen gerne an Despoten, Diktatoren und Meistbietende vergeben und vermutlich gerade alle zittern, wer als nächstes ins Fadenkreuz der Justiz gerät.

Insofern ist der Rücktritt von Niersbach ein gutes Signal, ein Signal für einen Neuanfang, der so dringend erforderlich ist, will der Sport nicht weltweit in seinen mafiösen Strukturen versinken. Denn das ist genau das, was gerade passiert.

Um die Person Wolfgang Niersbach wird man sich keine großen Sorgen machen müssen – er wird auch künftig keine Probleme haben, drei warme Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen zu können. Denn seine Posten bei FIFA und UEFA wird er behalten (geschätzte Vergütung für beide Posten zusammen: ca. 250.000 US$) und dann ist da ja auch noch die Pension vom DFB, die auch 20.000 Euro im Monat betragen soll.

Und wer weiß, sollte sich am Ende der Untersuchungen herausstellen, dass Niersbach wirklich vollständig unschuldig in dieser Geschichte ist, dann wäre er auch ein heißer Kandidat auf seine eigene Nachfolge. Falls bis dahin kein anderer gefunden wurde, der sich berufen fühlt, den Augias-Stall DFB auszumisten.

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