Würden Sie sich auch erschießen, wenn Frauke Petry Ihre Frau wäre?

Der EU-Kommissar Günther Oettinger hat mal so richtig spontan reagiert und dabei die AfD-Chefin Frauke Petry massiv beleidigt. Das kann man zwar gut finden, aber ausgerechnet Günther Oettinger?

Wäre Frauke Petry seine Frau, würde sich Günther Oettinger die Pistole an die Schläfe setzen. Seltsam... Foto: blu-news.org / Wikimedia Commons / CC-SA 2.0

(KL) – „Wenn die komische Petry meine Frau wäre, würde ich mich heute Nacht noch erschießen“, sagte Günther Oettinger bei einer Veranstaltung in Berlin. Das klingt zunächst witzig, doch lohnt es sich, einmal genauer hinzuschauen. Denn auch, wenn man die Ansicht von Günther Oettinger durchaus verstehen kann, so hätte man eigentlich erwartet, dass Oettinger deutlich mehr Sympathien mit der burschikosen Rechtsextremen hat, die mit viel Geschick den gemäßigten Parteigründer Bernd Lucke aus seiner Partei gedrängt hatte, um diese dann in Richtung des Gedankenguts der „Pegida“ zu manövrieren. Abgesehen davon, dass es ziemlich schwierig ist, sich Frauke Petry im Pyjama oder gar ohne vorzustellen, verwundert die Vehemenz der Aussage von Oettinger.

Immerhin hatte sich Günther Oettinger als Vertreter der Fraktion „alles nicht so schlimm“ geoutet, als er sich bei der Trauerfeier für den früheren baden-württembergischen Ministerpräsidenten und Nazi-Marinerichter Hans Filbinger zu der abenteuerlichen Aussage verstieg, Filbinger sei eine Art „Widerstandskämpfer“ gewesen. Angesichts der Tatsache, dass Filbinger noch nach Kriegsende junge Deserteure zum Tode verurteilte, verriet diese Aussage dann doch ein seltsames Gedankengut.

Aber auf Frauke Petry ist Günther Oettinger nicht scharf? Die Vorstellung, dass ihm die AfD-Chefin das Bett wärmt, löst bei ihm Suizidgedanken aus? Wirklich? Die Psychologieabteilung in der Redaktion ist der festen Ansicht, dass Oettinger mit seiner aggressiven Aussage im Grunde genau das Gegenteil dessen meinte, was er sagte. Nämlich dass die jungenhaft wirkende Frauke Petry in den erweiterten Kreis seiner sexuellen Phantasien gehört. Sonst hätte er ja nicht so überzogen reagiert. Leichte, unterdrückte homosexuelle Tendenzen darf man bei Oettinger ebenfalls vermuten, denn das jungenhafte Aussehen von Frauke Petry erfordert schon zweimaliges Hinsehen, um festzustellen, dass es sich um eine Frau handelt. Steht Oettinger am Ende auf das Androgyne der Frauke Petry?

Zwar beeilte sich das Büro des EU-Kommissars am Folgetag um Schadensbegrenzung, indem es mitteilte, „es sei nicht um die Person Petry gegangen“. Aha. „Wenn die komische Petry meine Frau wäre, würde ich mich heute Nacht noch erschießen“, hatte Oettinger gesagt. Und dabei soll es nicht um „die Person Petry“ gegangen sein? Ja, um wen denn dann? Um das „Abstraktum Petry“, ihre politischen Einstellungen, ihre Phantasien vom Schießbefehl auf Flüchtlinge an der deutschen Grenze? Irgendwie werden wir das Gefühl nicht los, als wäre es bei diesem Satz ziemlich genau um „die Person Petry“ gegangen.

Aber man sollte jetzt nicht zu hart mit Günther Oettinger ins Gericht gehen. Es ist derart selten, dass der Mann mal etwas Sinnvolles von sich gibt, dass man ihm jetzt nicht unbedingt jedes Wort auf die Waagschale legen sollte. Zu dem Satz, um den es geht, kann man ja auch mal nur still nicken…

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