Zeitenwende

Die Pandemie und der Ukraine-Krieg legen es schonungslos offen – wir haben uns in Systemen und Systematiken verrannt, die keine Zukunftsmodelle sind. Ein „zurück“ zur vorigen „Normalität“ kann es nicht geben.

Hier steht die Welt also gerade - in einem Stadtteil von Hückeswagen im Oberbergischen Kreis... Foto: SuNotísima / Wikimedia Commons / WTFPL 2

(KL) – Innerhalb von zwei Jahren hat sich die Welt verändert und im letzten Monat ganz besonders. Noch nie hatte man derart das Gefühl auf einem Pulverfass zu sitzen, das jederzeit explodieren kann, ja, das gerade explodiert. Alles, was nicht funktioniert, ist nicht mehr zu verbergen. Doch wer tritt auf die Bremse?

Die Globalisierung mit ihren gegenseitigen Abhängigkeiten zeigt sich momentan als Katastrophe und in der Folge des aus dem Ruder gelaufenen Weizenmarkts droht eine Hungerkatastrophe, die selbst die Pandemie in den Schatten stellen kann. Das Nord-Süd-Gefälle ist nicht wegzudiskutieren, die Ungleichheiten zwischen den Kontinenten sind eine humanitäre Katastrophe, deren Ausmaß sich erst im Laufe der nächsten Monaten zeigen wird.

Die politischen Strukturen sind, ob in Ost oder West, nicht mehr auf die Welt abgestimmt, in der wir leben. Alle Politik- und Verwaltungssysteme stammen aus der Zeit vor der Technologischen Revolution. An ihnen festzuhalten, hat keinen Zweck und macht auch keinen Sinn.

Das soziale Gefälle wird ebenfalls bedrohlich. Die Menschen sehen heute, was soziale Ungerechtigkeit bedeutet. Während weltweit in der Pandemie viele ihre Jobs verloren haben oder zumindest deutliche Abstriche machen mussten, haben die Superreichen ihre Vermögen verdoppelt. Langfristig kann das nicht gutgehen.

Und dann ist da der Krieg. Ein Krieg, der bislang allen Mechanismen folgt, von denen die Wissenschaft ermittelt hat, dass diese zu Kriegen apokalyptischen Ausmasses führen können. Und trotzdem rennen alle beteiligten und auch weniger beteiligten Länder wieder „Hurra, für Freiheit und Vaterland“ brüllend in die Katastrophe.

Im Grunde müsste so ziemlich alles geändert werden, weil immer weniger funktioniert. Wo bleibt die politische Formation, die es sich auf die Fahne schreibt, die politischen, wirtschaftlichen, sozialen Weichen zu stellen, mit denen Europa und die Welt wirklich zukunftsfähig werden?

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