Zieht die Bundeswehr aus Mali ab?

Die Wehrbeauftragte Eva Högl wirft die Frage auf, ob die Bundeswehr nicht ihren Einsatz in Mali beenden sollte. Denn langsam, aber sicher, fällt der Grund für diesen Einsatz weg.

Sollen deutsche Soldaten in Mali Seite an Seite oder sogar gegen russische Söldner kämpfen? Foto: Kassim Traoré (VOA) / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Der Westen bekommt die Lage in Mali einfach nicht in den Griff. Offiziell bekämpfen mehrere westliche Armeen in Mali im Rahmen der UN-Mission Minusma den Terrorismus in Mali, doch geht es in erster Linie um wirtschaftliche Interessen Frankreichs in der ehemaligen Kolonie. Denn bis heute ist kein einziger Fall in Europa bekannt, bei dem ein terroristischer Anschlag von einem aus Mali stammenden Terroristen verübt worden wäre.

Doch die Machthaber in Bamako sind gerade dabei, ihren Kredit im Westen zu verspielen – vor allem dadurch, dass sie sich für viel Geld die russische Söldnertruppe „Wagner“ ins Land holen, die aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden. Die EU hat diese Söldnertruppe im Dezember mit Sanktionen belegt und damit wird jeder weitere Einsatz zur Stützung des sich an die Macht geputscht habenden aktuellen Regimes hinfällig.

1350 deutsche Soldaten unterstützen das französische Kontingent und langsam stellt sich nicht nur die Frage eines Abzugs der deutschen Soldaten aus Mali, sondern auch die Frage des Abzugs aller westlichen Armeen. Ebenso sollte die „Entwicklungshilfe“ für Mali hinterfragt werden, denn einem Land, das es sich leisten kann, eine russische Killertruppe zu bezahlen, dem kann es ja so schlecht nicht gehen. Diese Fragen haben am 23. Dezember 2021 auch die Regierungen Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands gestellt, woraufhin die malinesischen Machthaber behaupteten, dass die „Wagner“-Truppe „lediglich zu Ausbildungszwecken“ im Land sei. Wer’s glaubt… aber wenn dem so ist, könnte die EU ja bereits die zahlreichen europäischen Ausbilder der EU-Ausbildungsmission EUTM abziehen, wenn die malinesische Regierung vorzieht, ihre Leute von einer russischen Killertruppe ausbilden zu lassen.

Es wird im Jahr 2022 Zeit, internationale militärische Engagements auf den Prüfstand zu stellen. Wie „erfolgreich“ die meisten dieser Einsätze sind, sah man im letzten August, als die Taliban Afghanistan im Handstreich einnahmen und das Land nach 20 Jahren westlicher Militärpräsenz innerhalb von nur 4 Monaten zurück in die Steinzeit führten.

Die Wehrbeauftragte der Bundeswehr Eva Högl hat zu 100 % Recht, dieses Engagement zu hinterfragen. Wenn die malinesische Regierung mit Hilfe russischer Söldner malinesische Terroristen bekämpfen will, dann soll sie das gerne tun. Nur ist es dann wirklich nicht mehr nötig, dass westliche Soldaten in Mali ihr Leben riskieren, ohne dass es dafür einen anderen Grund als „wirtschaftliche Interessen“ gibt. Man darf gespannt sein, ob die Ampel-Koalition diesen Ansatz aufnimmt und tatsächlich anfängt, militärische Engagements im Ausland in Frage zu stellen.

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