„Zitter-SIG“ oder „die Mannschaft ist ein Ehepaar“

Es fällt schwer, sich für eine der beiden Schlagzeilen zu entscheiden. Tatsache aber ist: Die Basketballer von SIG Strasbourg konnten sich gegen jene von Virtus Bologna mit 83 zu 80 Punkten durchsetzen.

In einer guten Ehe versteht man sich auch mit einfachen Zeichen... Foto: P. Gigon / SIG Strasbourg

(Von Michael Magercord) – Lange war es am Dienstagabend in der Rhenushalle eine Zitterpartie: weder der Tabellenerste der Gruppe D der Basketball-Championsleague aus Italien, noch die in letzter Zeit arg gebeutelten heimischen Straßburger konnten in dem hochklassigen Spiel eine Führung herausspielen. Doch dann im letzten Viertel zog SIG auf 10 Punkte davon und konnte den Vorsprung noch so gerade über die Schlusssirene retten.

Ups… der Anfang schien ein schlechtes Omen in sich zu bergen – oder war es ein gutes? Alles begann nämlich mit einem Hallensprecherversprecher. Darin wurdne die Zuschauer aufgefordert, die Spieler ihres Vereins „Racing Strasbourg“ jubelnd zu begrüßen. Aber so recht hat das keiner bemerkt, zumal an diesem Abend wohl auch eher die eingefleischten Fans da waren, denn so ganz gefüllt war die Halle nicht. Die aber sahen ein rasantes Spiel mit gutem Ausgang für ihren Verein „SIG Strasbourg“.

Puh… am Ende stand also der erste überzeugende Sieg seit bald eineinhalb Monaten. War’s das nun mit der schwarzen Serie? Trainer Vincent Collet sprach von einer Metamorphose, die seine Truppe durchgemacht hätte, von der dunklen Nacht in den hellen Tag. Die Energie sei zurück und vor allem der Mannschaftsgeist. Gerade letzteres ist ja nicht einfach zu entfachen unter Spielern, die erst mit dem Beginn der laufenden Spielzeit zusammen kamen, und das vielleicht schon in dem Wissen, in der darauffolgenden Saison wieder ganz woanders tätig zu sein: Basketballnomaden und sesshafte Vereine – eine nicht immer leichte Beziehung.

Poff… es ist ja sowieso nie leicht in Beziehungen. Auch nicht in der Beziehung der Spieler untereinander. In der letzten Zeit ging es unter ihnen eher ruppig zu, doch gerade noch rechtzeitig vor diesem wichtigen Spiel hat man viel miteinander geredet, oder wie man heute sagt: kommuniziert. Folgerichtig philosophierte einer der SIGmen, wie die Spieler doch eigentlich so liebevoll genannt werden, es verhalte sich mit einer Mannschaft wie mit einem Ehepaar: Ehepartner, die nicht mehr reden, sind kein Paar mehr, Spieler, die nicht kommunizieren, keine Mannschaft.

Uff… nun aber klappt es wieder, und Trainer Collet benutze das französischste Wort aller französischen Worte: in der Mannschaft herrsche wieder „solidarité“. Ist ihm bewusst, dass die in einer Gesellschaft unentwegt beschwörend benutzten Worte unbewusst ausgerechnet jene Eigenschaften zum Ausdruck bringen, an denen es ihr ganz besonders mangelt? Und wenn die Mannschaft nicht nur ein Ehepaar im Großen ist, sondern auch eine Gesellschaft im Kleinen darstellte…

Ohlala… egal, ob bewusst oder unbewusst: Wie lange dieser selige Zustand anhalten wird, werden erst die nächsten Spiele zeigen, Samstag in der Liga, eine gute Woche darauf im Pokal Zuhause gegen Asvel. In der Champions League kann SIG das Achtelfinale ohnedies nicht mehr aus eigener Kraft erreichen, seit am Mittwochabend Klaipeda in Patras gewonnen hat. Selbst ein Sieg in einer Woche in Oostende ausgerechnet gegen die Mannschaft, mit der im Hinspiel die schwarze Serie ihren Anfang nahm, käme zu spät, wenn Klaipeda gleichzeitig gegen Bayreuth gewinnt.

SIG Strasbourg – Virtus Bologna 83:80
Letztes Gruppenspiel in der Champions League:
DI, 6. Februar, 18.30 Uhr in Oostende/Belgien

Nächsten Heimspiele von SIG Strasbourg:
SA 2. Februar 20.00 Uhr – Cholet (Liga)
MO 11. Februar 20.45 Uhr – Asvel (Pokal)
SA 2. März, 20.00 Uhr – Le Mans (Liga)

Rhenushalle – Stadtteile Wacken
Infos und Tickets unter https://sigstrasbourg.fr/

2 Kommentare zu „Zitter-SIG“ oder „die Mannschaft ist ein Ehepaar“

  1. Michael Magercord // 7. Februar 2019 um 19:00 // Antworten

    Es kam wie kommen musste: SIG Strasbourg ist in der Champions League schon in der Gruppenphase ausgeschieden. Zwar konnte die Mannschaft in Oostende wieder siegen, aber nur um den Flamen den Abend zu vermasseln. Dadurch nämlich zog das gleichzeitig siegreiche Neptunas Kleipeda ins Achtelfinale ein.
    Nun steht aber schon das nächste KO-Spiel an: am Montag, 11. Februar um 20.45 Uhr, geht es in der Rhenushalle im französischen Pokalwettbewerb gegen Tabellenführer Asvel aus Lyon. Da gilt es für die Spieler zu beweisen, dass sie nun wirklich die Kurve gekriegt haben.

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