Ist Amerika „greater“ als Donald Trump?

Obwohl die jüngsten Zahlen auf einen knappen Sieg für Joe Biden hindeuten, hat sich Donald Trump vorsorglich zum Sieger er US-Präsidentschaftswahl erklärt. Ab sofort wwird mit jedem Trick um die Macht gekämpft.

In seinen Träumen sieht Donald Trump die Grössenverhâltnisse sicher anders herum... Foto: Kancelaria Premiera / Adam Guz / Wikimedia Commons / PD

(KL) – Wer wird der neue (oder alte) Präsident der USA? Das werden wir vermutlich frühestens am Freitag erfahren, wenn dann irgendwann wirklich alle Stimmen ausgezählt und in mehreren US-Bundesstaaten nachgezählt worden sind. Und dann startet die Schlacht vor den Gerichten. Am Ende, so die Hoffnung Trumps, entscheidet dann der Oberste Gerichtshof, wer wirklich Präsident wird. Um klagen zu können, hatte Donald Trump bereits im Vorfeld und auch gestern wieder die Rechtmäßigkeit der Auszählung, der Briefwahl und überhaupt der Wahlen angezweifelt.

Vom Weißen Haus aus hielt Donald Trump gestern eine Ansprache, die Hinweise auf sein weiteres Vorgehen gab. Nicht nur, dass er sich allen Zahlen zum Trotz zum Sieger dieser Wahl erklärte, dazu schwafelte erneut davon, dass die Briefwahl „Wahlbetrug“ sei, dass die Demokraten seinen Sieg „stehlen“ wollten und alles mögliche andere wirre Zeug. Leider bietet das hochkomplexe und nicht einmal für alle Amerikaner verständliche Wahlsystem viele Hebel, an denen Trump ansetzen kann, um aus einer Niederlage an der Wahlrune einen Sieg am grünen Tisch zu machen. Verfassungsmäßig hat er das Recht, Nachzählungen dort zu fordern, wo es besonders knapp zugeht und das ist in vielen Staaten der Fall. Und dennoch, auf der Zielgeraden holt Joe Biden dann doch die Stimmen, die für einen knappen Sieg reichen.

Dass Donald Trump so sehr gegen die Briefwahlstimmen wettert, ist klar – eine Mehrheit der Briefwähler wird im Lager der Trump-Gegner verortet, dort, wo man die Wahl auf keinen Fall verpassen wollte und deshalb per Brief abgestimmt hat. In mehreren Staaten wendete die Auszählung der Briefwahlstimmen das Blatt noch zugunsten von Biden, wie beispielsweise in Wisconsin (10 Wahlleute), wo diese Stimmen Biden noch knapp an Trump vorbei brachten. Vergeblich hatte Trump versucht, bei den Gerichten einen Stopp der Auszählung zu erwirken, damit die Briefwahlstimmen nicht berücksichtigt würden. Glücklicherweise wurde dies aber abgelehnt.

Dass Trump versuchen wird, über den Rechtsweg zum Erfolg zu kommen, war bereits vor dem Wahltag klar. Lange vor der Stimmabgabe hatte Trump die Legalität der Briefwahl angezweifelt, von Betrug und Manipulation gesprochen, die Wahl als einen „Angriff“ bezeichnet. Dazu hatte er ebenfalls angekündigt, dass er im Falle einer Niederlage das Weiße Haus nicht räumen wolle, denn seine mögliche Abwahl qualifizierte er in seinem Kleinkind-Sprech per Twitter als „sehr schlecht für Amerika“.

Gleich, wie die Wahl am Ende ausgehen wird, eines ist bereits jetzt deutlich geworden. Es geht ein tiefer Riss durch die USA und dieser Riss ist gleichermaßen der Graben zwischen dem städtischen und dem ländlichen Amerika und damit ist dieser Riss auch geographischer Natur. Während die beiden Küsten, also das städtische Amerika mit seinen Mega-Metropolen klar für Biden gestimmt hat, sowohl im Westen wie im Osten, ist das ländliche Amerika, im „Bible Belt“, im Mittleren Westen und im „Redneck-Süden“ klar auf der Seite Trumps. Diese beiden Amerikas haben sich nicht mehr viel zu sagen, sie haben unterschiedliche Sorgen und Prioritäten, sie haben unterschiedliche Sichtweisen auf das, was die USA eigentlich sind. Ob dieser Riss je wieder zu kitten sein wird, ist fraglich.

Die aktuellen Zahlen am Mittwochabend sprechen für Joe Biden. Doch das juristische und mediale Gefecht, das Donald Trump nun abliefern wird, ist mehr als nur ärgerlich, es wird ein Angriff auf die Grundfeste der westlichen Demokratie werden, mit allen lauteren und unlauteren Mitteln des amerikanischen Rechtsstaats. Nun wird sich zeigen müssen, ob Amerika „greater“ ist als Donald Trump. Es gibt berechtigte Hoffnungen, doch wird es noch eine ganze Weile dauern, bis wir wirklich Bescheid wissen.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste