Zum 451. Mal – Weihnachtsmarkt in Straßburg

Mitten hinein in die nächste pandemische Welle werden die Weihnachtsmärkte vorbereitet. Es herrscht das Prinzip Hoffnung, doch die Entwicklung der kommenden Wochen kann noch einmal alles in Frage stellen.

Frage - kann man einen Weihnachtsmarkt "sicher" gestalten? Foto: Corradox / Wikimedia Commons / CC-BY-SA 3.0

(KL) – Straßburg bereitet sich auf die 451. Ausgabe des Weihnachtsmarkts vor. Was soll die Stadt auch anderes tun? Doch der Zeitpunkt ist mehr als ungünstig – wir befinden uns bereits in der nächsten „Welle“ und die hat es in sich. Geplant ist in Straßburg, anders als seit 2015 keinen Weihnachtsmarkt im XXL-Sicherheitsmodus zu veranstalten, sondern einen Weihnachtsmarkt, der so „normal“ wie möglich sein soll. Ob das überhaupt möglich sein wird, muss sich zeigen.

Die Zahlen zeigen es – die nächste „Welle“ hat begonnen. Und diese Welle ist bereits zu Beginn kaum noch in den Griff zu bekommen. Sowohl die Inzidenz, als auch die Hospitalisierungsquote sind hoch, sehr hoch. In Deutschland sind rund 8 von 10 Intensivbetten wieder belegt und das zu Beginn der Welle, die zum Start der kalten Jahreszeit erneut sehr virulent sein wird. Was plant man in Straßburg, um diese 451. Ausgabe des Weihnachtsmarkts „sicher“ zu machen?

Das Konzept, dass Stadt und Präfektur präsentiert haben, dreht sich um zwei Sicherheitsfragen. Nach dem Terroranschlag 2015 steht die allgemeine Sicherheit des Weihnachtsmarkts weit oben auf der Prioritätenliste, doch nachdem in den Folgejahren Maßnahmen wie systematische Zugangskontrollen (von 10 bis 22 Uhr) an allen Zugängen zur Stadt, mit quergestellten Müll-Lastern und ewig langen Wartezeiten sowohl Touristen, wie auch Einheimische vom Besuch des Weihnachtsmarkts abgeschreckt hatten, will man es dieses Jahr anders machen.

Es soll also zwischen den 14 dezentralen Plätzen des Weihnachtsmarkts keine Zugangskontrollen geben, dafür aber stichprobenartige Kontrollen im Bereich der Innenstadt. Wie das genau aussehen soll, wird man sich dann anschauen müssen. Dazu fahren die Straßenbahnen wieder die Haltestellen in der Innenstadt an (bis auf die Haltestelle Broglie) und alles soll wieder freier und netter werden. Dabei ist auch der Verzicht auf die „Checkpoints“ eine sanitäre Maßnahme, wie die Präfektin Josiane Chevalier erklärte, denn die langen Warteschlangen an diesen Checkpoints sind natürlich ideale Orte, an denen sich das Virus weiter verbreiten kann.

Ach ja, das Virus. Drei Wochen vor der geplanten Eröffnung des Weihnachtsmarkts explodieren auf der deutschen Seite wieder die Kennwerte, wird heftig über Impfzwang, 2G, G3 und andere Maßnahmen diskutiert, die bis hin zu neuen Lockdowns für nicht geimpfte Personen reichen. Wie will man das in Straßburg handeln, wenn man davon ausgeht, dass sich die Zahlen auch im Elsass ähnlich entwickeln werden wie auf der deutschen Seite?

Momentan will man den Zugang zum Weihnachtsmarkt nicht vom Besitz eines „Sanitär-Passes“ abhängig machen, behält sich allerdings diese Option vor. Sollten die Covid-Zahlen wie erwartet deutlich ansteigen, wird der Stadt Straßburg nicht viel anderes übrigbleiben, als den Zugang zur Innenstadt dann eben doch auf das Schema 3G zu beschränken und das bedeutet wiederum, dass kontrolliert werden muss, ob die Besucher über einen solchen „Sanitär-Pass“ verfügen. Wer Kontrolle sagt, der meint auch Kontrolle und so können die Zugangskontrollen an den Zugängen zur Innenstadt doch schneller wieder ein Thema sein, als man sich das wünscht.

Wie bereits in den letzten beiden Jahren stehen die Verantwortlichen vor einer schwierigen Frage. Wirtschaft, Tourismus und Einzelhandel oder Volksgesundheit? Jedem ist klar, dass ein Weihnachtsmarkt mit Gedränge, physischer Nähe und genau dem Gegenteil von Barriere-Gesten verbunden ist. Doch ist das in einer Phase, in der die nächste Welle mit enormer Wucht über uns hereinbricht, ziemlich kontraproduktiv. Nach dem zweiten oder dritten Glühwein ist dann auch nicht mehr damit zu rechnen, dass die Menschen irgendwelche sanitären Vorgaben einhalten.

Folglich lautet die Hoffnung, dass man wenigstens die vier Wochen des Weihnachtsmarkts ohne größere Katastrophen über die Bühne bringt. Dass es in diesen vier Wochen keine Super-Cluster gibt, dass in diesen vier Wochen die bereits wieder angespannte Situation in den Krankenhäusern nicht eskaliert. Dass es nicht wieder zu Grenzschließungen oder ähnlichen Einschränkungen kommt. Doch wird einem bereits jetzt mulmig bei der Vorstellung, wie die Situation im Januar nach vier oder fünf Wochen Volksfest aussehen wird.

Wie fröhlich und unbeschwert diese 451. Ausgabe des schönsten, ältesten und traditionsreichsten Weihnachtsmarkts verlaufen wird, werden wir ab dem 26. November erleben. Drücken wir die Daumen, dass bis dahin die pandemische Lage nicht wieder völlig aus dem Ruder läuft und die Feste zum Jahresende wie geplant stattfinden können…

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.

*



Copyright © Eurojournaliste