Zum Fest: Der Eurojournalist(e)-Weihnachtswunschzettel

Alle haben Wünsche zu dieser Jahreszeit. Wir bei Eurojournalist(e) natürlich auch. Ein paar dieser Wünsche würden uns zwar, wenn sie erfüllt würden, Themen wegnehmen – aber das wäre OK.

Hey, Weihnachtsmann, wir hätten da mal ein paar Wünsche für dich... Foto: Huhu Uet / Wikimedia Commons / GFDL

(KL) – Es ist eine schöne Sitte, dem Weihnachtsmann einen Wunschzettel zu schreiben. Gemäß dem Motto „wer viel will, bekommt wenig, wer wenig will, bekommt nichts“, wollen wir heute mal einen etwas ehrgeizigeren Wunschzettel für den Oberrhein schreiben. Und natürlich für uns auch.

Für den Oberrhein wünschen wir uns eine ganze Menge. Zunächst wäre es toll, würden wir uns ein Beispiel an der französischen Gebietsreform nehmen und das administrative Durcheinander in den grenzüberschreitenden Strukturen etwas straffen. Trinationale Metropolregion Oberrhein, Oberrheinkonferenz, Oberrheinrat, Eurodistrikte, Infobeste, Abteilungen in den Städten, Kreisen und anderen Verwaltungseinheiten– in diesem Verwaltungs- und Zuständigkeitschaos ist es eigentlich kein Wunder, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit nur punktuell klappt. Hier würde wir uns wünschen, dass die Metropolregion Oberrhein endlich aus ihrer Unsichtbarkeit und Wirkungslosigkeit auftaucht und endlich beginnt das zu tun, wofür sie gegründet wurde.

Ebenso wünschen wir uns, dass die Eurodistrikte effizienter arbeiten. Speziell der Eurodistrikt Straßburg-Ortenau wird unter Beobachtung stehen, nachdem das Generalsekretariat einen Kahlschlag erleben musste und man den Eindruck gewinnt, dass es für diese wichtige Struktur keinen „Plan B“ gibt. Hier wünschen wir uns deutlich weniger Verwaltung und viel, viel mehr Bürgerbeteiligung. Und dass die Verantwortlichen ein glückliches Händchen bei der Auswahl der neuen Besetzung dieser Struktur haben mögen.

Zwischen Deutschland und Frankreich wünschen wir uns eine Wiederbelebung der Zusammenarbeit, auf allen Ebenen. Wir wünschen uns, dass sich die politischen Vertreter in Berlin daran erinnern, wo sie herkommen und wie wichtig diese Zusammenarbeit für beide Länder, aber auch für ganz Europa ist. In diesem Zusammenhang wünschen wir uns auch, dass der Besuch der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer im Januar im Elsass dazu beiträgt, dass die großartige „Frankreich-Strategie“ des Saarlands auch auf den Oberrhein abfärbt und dass dadurch auch die Anbindung des fünften deutsch-französischen Eurodistrikts zwischen dem Saarland und Lothringen an die Oberrhein-Eurodistrikte gelingt.

Für beide Länder, aber auch den Rest Europas, wünschen wir uns, dass die dumpfen Ausländerhasser und Neonazis wieder in den Löchern verschwinden, aus denen sie gekrochen sind. Niemand braucht verwirrte Extremisten, die gegen alles hetzen, was anders ist, niemand braucht Demonstranten, die für „nationalistische Leitkulturen“ auf die Straße gehen und die Grundlage dafür schaffen, dass Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Religion oder Weltanschauung angegriffen und gequält werden.

Wir wünschen uns, dass sich Europa endlich darauf besinnt, wofür es einst gegründet wurde – als Garant des Friedens und als Struktur, mit der in Europa neben Frieden auch menschenwürdige Lebensumstände herrschen sollen. Wir wünschen uns eine europäische Sozialpolitik, das Ende des „Europas der Banken“, die Abschaffung des Brüsseler Lobbysystems und eine klare Stellungnahme für das demokratische Europa von und in Straßburg. Wir wünschen uns, dass die Menschen in Südeuropa nicht länger unter der an den Finanzmärkten orientierten Politik der EU zugrunde gehen, wir wünschen uns, dass Europa eine humane Flüchtlingspolitik führt und nicht länger Zehntausende im Mittelmeer zum Tode verurteilt.

Wir wünschen uns, dass Frankreich seine Energiepolitik nicht mehr vom Monopolisten EdF gestalten lässt und dass endlich das veraltete AKW Fessenheim abgeschaltet wird. Bevor es zum GAU am Rhein kommt.

Wir wünschen uns, dass das Elsass zur Ruhe kommt und nach und während der Gebietsreform wieder genug Selbstvertrauen für die Zukunft findet. Die elsässische Identität wird auch eine Verwaltungsreform überstehen und es wäre schön, wenn diese Umstellung mit weniger Hass und Aggressivität von Statten ginge.

Wir wünschen uns soziale Gerechtigkeit in unseren Ländern, damit 2015 nicht mehr Millionen von deutschen und französischen Kindern unterhalb der Armutsgrenze leben müssen und einen schlechten Start ins Leben haben.

Und für uns selbst wünschen wir uns, dass im sechsten Jahr unseres Erscheinens endlich, endlich die Möglichkeit aufgeht, eine Redaktion zu bilden, in der die Mitarbeiter für ihre jahrelange Arbeit endlich entlohnt werden und Ihre, unsere deutsch-französische Internet-Zeitung weiter entwickeln können. Zwar ist wahrscheinlich, dass bevor dieser letzte Wunsch in Erfüllung geht, die Schweiz in die EU eingetreten sein dürfte, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

So, und jetzt wollen wir mal schauen, was der Weihnachtsmann von dieser Liste für uns alle draufhat. Wenn es ihn doch geben sollte, dann kann er es jetzt beweisen…

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