Zum Glück ist Europa auch das…

Die EU will das Wegwerf-Zeitalter beenden – Umwelt- und Klimaschutz durch eine längere Produkt-Lebensdauer und die Möglichkeit zu Reparaturen

Virginijus Sinkevičius, EU-Umweltkommissar aus Litauen, will das Ende der Wegwerf-Gesellschaft. Foto: European Parliament from EU / Wikimedia Commons / CC-BY 2.0

(KL) – Läutet die EU-Kommission gerade das Ende des Wegwerf-Zeitalters ein? Das zumindest kündigte in Brüssel der Umwelt-Kommissar Virginijus Sinkevicius aus Litauen an. Mit einem Programm mit mehreren Schwerpunkten will Virginijus Sinkevicius dafür sorgen, dass nicht die „programmierte Obsoleszenz“, sondern eine längere Lebensdauer von Produkten für eine Entlastung des Klimas und der Umwelt führt.

Virginijus Sinkevicius kommt aus einem Land, in dem die Menschen viel mehr daran gewöhnt sind, kaputte Geräte zu reparieren, statt sie einfach wegzuwerfen und durch neue Geräte zu ersetzen. Und diese Mentalität soll nun auch im Westen der EU Einzug halten.

So sollen künftig Handys und ähnliche Geräte so konstruiert werden, dass man sie reparieren kann, was heute für den Verbraucher nicht der Fall ist – im Gegenteil, in der Regel verliert man alle Garantieansprüche, wenn man selbst versucht, ein defektes Gerät zu reparieren. Dazu kommt ein Thema, das schon lange auf der europäischen Agenda steht – ein einheitliches Ladegerät für die Produkte aller Hersteller, was den Elektroschrott drastisch reduzieren würde. Gescheitert ist dies bislang an der Firma Apple, die behauptet, dass sie ein einheitlicher Stecker um die Möglichkeit der freien Produktentwicklung bringen würde.

Ein weiterer Punkt ist ein geplantes Verbot der Vernichtung haltbarer Produkte. Dies betrifft, unter anderem, Lebensmittel, aber auch andere Produkte, die vor allem im Massenversand immer wieder vernichtet werden, weil dies für die Unternehmen günstiger ist, als diese Produkte in einen Zweitmarkt zu geben. Auch der Textilbereich ist im Visier der EU-Kommission, da in diesem Bereich lediglich 1% der Produkte recycelt werden – und dieser Prozentsatz soll durch neue Wertschöpfungsketten deutlich erhöht werden. In diesen neuen Wertschöpfungsketten für Produkte aller Art sollen dann auch rund 700.000 neue Arbeitsplätze entstehen, so der EU-Kommissar.

Auch das leidige Thema „Verpackungen“ steht auf der Liste – hier schwebt der Kommission eine klare Definition vor, was wie verpackt werden darf, wie viel Plastik verwendet wird und wie hoch die wiederverwertbaren Anteile an Plastikverpackungen sein sollen.

Das Ganze steht unter der großen Überschrift „Kreislaufwirtschaft“ und zielt auf die Reduzierung von Abfällen, das Vermeiden von Abfällen und einen geringeren Energiebedarf in der Produktion durch eine längere Lebensdauer der Produkte ab. Für viele Westeuropäer, die völlig den Bezug zum Konzept der „Reparatur“ verloren haben, dürfte es eine ganz neue Erfahrung sein, Dinge, die kaputt gehen, reparieren zu lassen.

Die Initiative von Virginijus Sinkevicius passt genau in den „Green Deal“ der EU-Kommission und verdient eine sehr sorgfältige Prüfung und rasche Umsetzung. Bei allem, was gerade in Europa und auf der Welt schief läuft, ist das endlich mal eine gute Nachricht aus Brüssel…

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